Trotz anhaltenden Protesten verteidigen Geistliche im Iran weiterhin die Kopftuchpflicht für Frauen.
Demonstration in Teheran
Nach dem Tod der 22-jährigen Mahsa Amini steht eine Frau während einer Demonstration in Teheran vor einem brennenden Autoreifen. Uncredited/AP/dpa - dpa

Das Wichtigste in Kürze

  • Die Kopftuchpflicht im Iran wird von Geistlichen weiter verteidigt.
  • Seit Wochen wird im Iran gegen das Regime und gegen die Kleidervorschriften protestiert.
  • Auslöser für die Proteste war der Tod der iranischen Kurdin Jina Mahsa Amini.
Ad

Freitagsprediger im Iran haben trotz aller Proteste die Kopftuchpflicht erneut verteidigt. Der erzkonservative Prediger in der Hauptstadt Teheran, Ahmad Chatami, warnte vor Verstössen.

«Der Westen will Frauen als Gefangene und sie ausnutzen. Sie wollen sie für die Arbeit, weil sie billig sind, und sie wollen sie für ihre Triebe. Der Islam sieht Frauen als Juwel, deshalb spricht er über den Hidschab«, zitierte ihn die Tageszeitung »Etemad«.

Der Prediger in Karadsch nahe Teheran sagte, er erkenne beim Besuch von Einkaufszentren sein Land nicht wieder. Immer mehr Frauen tragen seit der jüngsten Protestwelle keine Kopftücher mehr.

Auslöser der Proteste gegen die Regierung und das islamische Herrschaftssystem war der Tod der iranischen Kurdin Jina Mahsa Amini. Sie starb in Polizeigewahrsam, nachdem sie wegen Verstosses gegen die islamischen Kleidungsvorschriften festgenommen worden war.

iran proteste Mahsa Amini
Mahsa Amini ist ein Symbol der Opposition im Iran. - keystone

Erst diese Woche wies der Generalstaatsanwalt die Sicherheitsbehörden an, entschieden gegen Verstösse vorzugehen. Berichten zufolge sollen die Kleidungsregeln künftig auch mit moderner Überwachungstechnologie verfolgt werden. An die Spitze der iranischen Polizei berief Irans Religionsführer Ajatollah Ali Chamenei jüngst den Vizechef Ahmad-Resa Radan. Dieser ist für seine radikalen Einstellungen bekannt.

Der einflussreiche sunnitische Geistliche Maulawi Abdulhamid, stellte sich in seiner Predigt hingegen auf die Seite der Demonstrantinnen und Demonstranten. «Unsere Hauptforderungen sind in erster Linie die nationalen Forderungen und die Forderungen des gesamten iranischen Volkes.» So zitierte ihn die Zeitung Etemad. Abdulhamid kritisiert aus der Protesthochburg Sahedan im Südosten immer wieder Teheran für die repressive Politik.

Geistliche verteidigen die Kleidervorschriften weiterhin

Auch der Geistliche in der Kulturstadt Isfahan hatte die islamischen Kleidungsvorschriften am Montag verteidigt. «Viele Frauen gehen ohne Hidschab auf der Strasse an mir vorbei.» Er sehe es jedoch nicht als seine Pflicht, sie zu verwarnen.

Viele Frauen und junge Leute wehrten sich in den vergangenen Monaten gegen Kritik der Geistlichen in der Öffentlichkeit. Als Form des Protests wurden immer wieder Videos von Menschen geteilt, die Predigern den Turban vom Kopf schlugen.

Staatsoberhaupt Chamenei hatte vor knapp zwei Wochen gesagt: «Schlecht oder locker sitzende Kopftücher sind nicht richtig. Aber es bedeutet nicht, dass wir sie entgegen von Religion und Revolution betrachten sollten.» Nach der Islamischen Revolution 1979 wurden im Iran strenge islamische Kleidungsvorschriften eingeführt, die auch kontrolliert werden.

Ad
Ad

Mehr zum Thema:

Ali ChameneiRegierungIslamTod