In Bangladesch kamen bei einem Grossbrand in einer Fabrik 52 Menschen ums Leben. Nun hat die Polizei den Firmenbesitzer verhaftet.
Feuerwehrleute vor dem ausgebrannten Fabrikgebäude in Rupganj
Feuerwehrleute vor dem ausgebrannten Fabrikgebäude in Rupganj - AFP
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Das Wichtigste in Kürze

  • Der Firmenbesitzer wurde wegen Mordverdachts festgenommen.
  • Zudem leiteten die Behörden Ermittlungen wegen des Verdachts auf Kinderarbeit ein.
  • Beim Grossbrand starben 52 Menschen, 30 weitere zogen sich Verletzungen zu.

Nach dem verheerenden Fabrikbrand in Bangladesch mit mehr als 50 Toten hat die Polizei den Firmenbesitzer wegen Mordverdachts festgenommen. Zudem leiteten die Behörden Ermittlungen wegen des Verdachts auf Kinderarbeit in der Lebensmittelfabrik in der Industriestadt Rupganj ein.

Unter den Toten und Verletzen waren demnach mehrere Minderjährige, das jüngste Opfer soll erst elf Jahre alt gewesen sein. Insgesamt habe es acht Festnahmen im Zusammenhang mit dem Brand gegeben, teilte die Polizei am Samstag mit. Unter ihnen waren der Besitzer Abul Hashem und vier seiner Söhne.

Der Grossbrand in der Lebensmittelfabrik war am Donnerstag ausgebrochen, als sich dutzende Mitarbeiter in dem sechsstöckigen Gebäude befanden. Augenzeugen schilderten, wie Menschen aus dem obersten Stockwerk sprangen, um sich vor den Flammen in Sicherheit zu bringen. Nach Behördenangaben wurden durch den Brand 52 Menschen getötet und etwa 30 weitere verletzt.

Leicht entflammbare Chemikalien und Plastik gelagert

Ursache des Brands war nach Angaben der Feuerwehr die Lagerung von leicht entflammbaren Chemikalien und Plastik in der Fabrik. Erst nach mehr als 24 Stunden wurde der Brand unter Kontrolle gebracht. Nach Angaben der Feuerwehr war im dritten Stock des Gebäudes die Tür zu den Treppen mit einem Vorhängeschloss verriegelt, den Arbeitern blieb demnach die Flucht auf das Dach versperrt. Allein in diesem Stockwerk wurden 48 Leichen entdeckt.

Nach Angaben des Polizeichefs von Rupganj, Jayedul Alam, war nicht nur die Tür zur Haupttreppe verschlossen, auch wurde eine Reihe von Sicherheitsvorschriften nicht eingehalten. «Das ist ein vorsätzlicher Mord», sagte der Polizeichef der Nachrichtenagentur AFP.

Laut Arbeitsministerin Monnujan Sufian wurden zudem Untersuchungen wegen des Einsatzes von Kinderarbeitern in der Fabrik eingeleitet. Sie selbst habe mit zwei 14-jährigen Überlebenden im Krankenhaus gesprochen, sagte sie AFP. Eine Angehörige berichtete von ihrem mutmasslich ums Leben gekommenen elfjährigen Neffen, der im dritten Stockwerk der Fabrik gearbeitet habe.

Verdacht auf unerlaubte Kinderarbeit

Das Gesetz in Bangladesch erlaube es Minderjährigen, ab dem Alter von 14 Jahren zu arbeiten, sagte Sufian. Allerdings gelte dies nur für ungefährliche Jobs. Die Arbeit in der abgebrannten Fabrik aber sei als gefährlich eingestuft. Sollte sich der Verdacht auf unerlaubte Kinderarbeit bestätigen, würden auch die zuständigen Aufsichtsbeamten strafrechtlich verfolgt, fügte die Ministerin hinzu.

AFP sprach vor der Fabrik mit insgesamt 30 Überlebenden und Angehörigen der Opfer. Sie berichteten, dass Minderjährige einen Stundenlohn von 20 Taka (knapp 20 Eurocent) erhielten. In Bangladesch gibt es immer wieder verheerende Brände oder andere schwere Gebäudeunglücke, weil Sicherheitsstandards nicht eingehalten werden. Von der Regierung des asiatischen Landes seit langem angekündigte Reformen werden nur zögerlich umgesetzt.

Im Februar 2019 waren mindestens 70 Menschen beim Brand mehrerer Wohnungen in Dhaka ums Leben gekommen, weil dort illegal Chemikalien gelagert worden waren. In schrecklicher Erinnerung ist auch noch der Einsturz der Textilfabrik Rana Plaza in einem Vorort der Hauptstadt Dhaka. Die Fabrik war im April 2013 unter dem Gewicht mehrerer illegal aufgestockter Etagen eingestürzt, dabei kamen mehr als 1100 Menschen ums Leben.

Die Internationale Arbeitsorganisation (ILO) erklärte, die neue Brandkatastrophe zeige einmal mehr, wie «dringend notwendig» es sei, dass Bangladeschs Behörden und Bauindustrie darauf achteten, dass Fabriken die Sicherheitsstandards einhalten.

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