Dutzende Festnahmen in der Türkei an 1. Mai-Demonstration
Am Samstag wurde zum Tag der Arbeit auch in der Türkei demonstriert. Gemäss Medienberichten gab es rund 100 Festnahmen.

Das Wichtigste in Kürze
- Menschen gingen heute in ganz Europa zum Tag der Arbeit auf die Strasse.
- In der Türkei kam es zu Zusammenstössen zwischen der Polizei und den Demonstranten.
- Das Land befindet sich seit Donnerstag in einem landesweiten Corona-Lockdown.
Türkische Behörden haben Medienberichten zufolge Dutzende Demonstranten am 1. Mai festgenommen. Diese waren trotz eines landesweiten Lockdowns auf die Strassen gegangen.
Die Polizei riegelte in der Metropole Istanbul Strassen, die zum zentralen Taksim-Platz führen, mit gepanzerten Fahrzeugen ab. Dies berichteten «Cumhuriyet» und andere Zeitungen.
Als Demonstranten dennoch versuchten, zum Platz zu marschieren, sei es zu Zusammenstössen mit der Polizei gekommen. Rund 100 Menschen seien festgenommen worden, berichtete das Blatt. Die regierungskritische Anwaltsvereinigung CHD sprach von mehr als 230 Festnahmen in Istanbul.

Gemäss der staatlichen Nachrichtenagentur Anadolu hatte die Polizei zuvor Gewerkschaftsvertretern und Oppositionspolitikern gestattet, mit Masken und Transparenten am Taksim-Platz zusammenzukommen. Ausserdem durften sie Erklärungen abzugeben und begleitet von einer starken Polizeipräsenz einen Kranz niederlegen.
Taksim-Platz hat in der Türkei eine besondere Bedeutung
Der Platz hat für die 1.-Mai-Feierlichkeiten in der Türkei eine besondere Bedeutung. Im Jahr 1977 eröffneten dort Heckenschützen am 1. Mai das Feuer auf eine Demonstration mit rund 500'000 Teilnehmern.
Mindestens 34 Menschen starben damals. Bis heute ist unklar, wer die Täter waren.

In Ankara und anderen Städten habe die Polizei einige Journalisten daran gehindert, Proteste zu filmen. Das berichtete der Fernsehsender Yol TV und die Dachorganisation linker Arbeitergewerkschaften Disk auf Twitter.
Zur Eindämmung der hohen Corona-Fallzahlen hatte in der Türkei am Donnerstag ein landesweiter Lockdown begonnen. Die Menschen dürfen bis zum 17. Mai nur noch aus triftigen Gründen wie etwa zum Einkaufen auf die Strasse.