In Neu-Delhi türmen sich die «Abfall-Berge» 60 Meter in die Höhe. Dadurch wird die indische Hauptstadt auch zum Ort mit der weltweit schlechtesten Luftqualität.
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Die «Abfall-Berge» in den Randgebieten von Neu-Delhi türmen sich 60 Meter in die Höhe. - keystone

Das Wichtigste in Kürze

  • In den Aussenbezirken der indischen Stadt Neu-Delhi steht eine gigantische Müllhalde.
  • Dort tritt aufgrund der schlechten Organisation eine Menge Methan aus.
  • Im Sommer brennen wegen der Hitze die Müllberge ab.
  • Deswegen entsteht dichter Smog. Das führt zu starken gesundheitlichen Schäden.
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So weit, wie das Auge reicht, liegt Müll. Der Gestank treibt Tränen in die Augen, die Müllberge ziehen Fliegen in gigantischen Schwärmen an. 60 Meter ragen sie in die Höhe und alles, was man sich vorstellen kann, ist auffindbar: von Plastikverpackungen über Bananenschalen bis hin zu kaputtem Spielzeug.

Die indische Hauptstadt Neu-Delhi muss nicht mit anderen Orten um die schlechteste Luftqualität der Welt konkurrieren. Denn mit den gemessenen Werten übertrifft sie alle deutlich. Eine der Ursachen ist die starke Verschmutzung der Strassen und die Müllhalde in den Vororten. Diese krönen die Stadt zusätzlich zur schmutzigsten weltweit.

Ein Hotspot für Methan

Doch die Müllberge stellen nicht nur ein Problem für die Stadt dar, sondern scheinbar auch für den gesamten Planeten. Denn wie auf neuen Satellitenbildern erkennbar wird, stellen sie einen globalen Hotspot für die Produktion von Methan dar. Das Treibhausgas wirkt rund 80-mal stärker als CO2.

Das Problem ist die quasi nicht vorhandene Müllentsorgung in Delhi. Dadurch landet auch organischer Abfall in den Müllbergen und baut sich langsam, aber beständig in der brütenden Hitze ab. Bei diesem Prozess entsteht Methan.

Methan fängt Feuer – und erzeugt Feinstaub

Das hat vor allem einen Preis für die Gesundheit der Einwohnerinnen und Einwohner. Luftverschmutzung korreliert laut Studien mit diversen Krankheiten und einer geringeren Lebensdauer von Tieren und Pflanzen.

Wenn ein Mensch konstant in Kontakt mit einer hohen Menge von Feinstaub kommt, stirbt er früher. Die Situation in der indischen Hauptstadt ist aktuell so schlecht, dass die Lebensdauer um 11,9 Jahre verkürzt werden könnte.

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Neu-Delhi gilt als die schmutzigste Stadt der Welt, die obendrein auch noch die schlechteste Luftqualität aufweist.
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In den Randgebieten der Stadt türmt sich der Müll ohne jegliche Systematik und produziert aufgrund von organischem Abfall Unmengen des Treibhausgases Methan.
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Das Gas entzündet sich im Sommer aufgrund der brütenden Hitze, die Müllberge brennen lichterloh und produzieren Feinstaub.
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Das führt zu einer katastrophalen Luftqualität, die eine gesundheitliche Gefahr für alle Einwohner darstellt.
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Experten und Aktivisten beklagen: Die Regierung von Delhi tut zu wenig.

Wie der «Guardian» berichtet, gibt es mindestens 124 Stellen in den Müllhalden Neu-Delhis, die als «Super-Emitter» von Methan gelten. Vor allem im Sommer kann das zu gewaltigen Problemen führen: Unter der starken Sonne fängt das austretende Gas Feuer. Das wiederum führt zu riesigen Bergen aus Flammen, die dichten Rauch emittieren.

Feinstaub gelangt dementsprechend nicht nur durch den ausufernden Verkehr und der Industrie, sondern auch durch die Müllhalden in die Luft.

Menschen arbeiten in Müll-Luft

Das Betreten der Müllkippe ist eigentlich verboten. Doch Tausende arme Menschen – darunter auch Kinder – suchen täglich auf den Bergen nach Gegenständen, die sie verkaufen können. Dazu zählen einfache Drähte, Gläser oder gut erhaltenes Plastik. Damit verdienen sie sich ihr Abendessen.

Doch diese Arbeit ist mit grosser Gefahr verbunden, die beispielsweise von zerbrochenem Glas oder benutzten Nadeln ausgeht. Andererseits ist das Risiko auch schleichend: Viele kämpfen auch schon in jungen Jahren mit Nieren- und Lungenproblemen aufgrund der desaströsen Luftqualität.

Warst du schon einmal in Indien?

«Es passiert hier ständig, dass Menschen jung an gesundheitlichen Problemen sterben», erzählt ein Einheimischer dem «Guardian». «Wir wissen, dass wir durch diese Müllkippe vergiftet werden, aber die Regierung unternimmt nichts und der Müll kommt weiter.»

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