China holt gestrandete Raumfahrer aus dem All zurück

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Die chinesischen Raumfahrer der «Shenzhou 20» sassen im All fest. Nun sollen sie endlich auf die Erde zurückgeholt werden.

Shenzhou 20
Die Raumfahrer der «Shenzhou 20» sassen im All fest. Nun werden sie auf die Erde zurückgeholt. - keystone

Nach Tagen der Ungewissheit im All sollen die drei gestrandeten Astronauten aus China heute auf die Erde zurückkehren. Wie die Behörde für bemannte Raumfahrt mitteilte, sollen die Männer der «Shenzhou 20» in der Raumkapsel zurückkehren, die zuvor ihre Nachfolger der Mission «Shenzhou 21» zur Raumstation «Tiangong» (Himmelspalast) gebracht hatte.

Kurz vor Mittag (Ortszeit) berichtete das Staatsfernsehen, die Raumkapsel habe sich erfolgreich von der Raumstation abgekoppelt. Ankommen sollen Chen Dong, Chen Zhongrui und Wang Jie im Landegebiet Dongfeng in Chinas autonomer Region Innere Mongolei in der Wüste Gobi. Eine geplante Uhrzeit für die Landung gab die Behörde nicht bekannt. Die drei Astronauten seien in guter Verfassung, hiess es.

China hatte zuvor eine ursprünglich für den 5. November geplante Rückkehr der drei Astronauten von der Raumstation «Tiangong» verschoben. Hintergrund war der Verdacht eines Zusammenpralls ihrer Raumkapsel, die an der Raumstation angedockt ist, mit kleinen Weltraumschrottteilen. Für die Untersuchung verschob China die Heimreise der drei Männer deshalb auf unbestimmte Zeit.

Wie die Raumfahrtbehörde mitteilte, waren kleine Risse im Fensterglas der «Shenzhou 20» aufgetaucht, die «sehr wahrscheinlich» durch einen äusseren Aufprall von Weltraumschrott verursacht worden waren. Wann genau sich dieser Vorfall ereignet haben könnte, blieb offen. Die Kapsel werde für weitere Tests im Orbit bleiben, hiess es.

Weltraumschrott ist schon länger ein Problem im All. Darunter versteht man alle nicht mehr verwendeten Objekte wie Satelliten oder Bruchstücke davon, die aus Kollisionen oder Explosionen entstanden sind. Sie können winzig klein sein oder auch mehrere Meter gross. Der Weltraummüll kreist unter anderem in erdnahen Bahnen um die Erde. Die Europäische Weltraumorganisation Esa schätzt, dass insgesamt mehr als eine Million Stücke Müll, die grösser als ein Zentimeter sind, um die Erde rasen.

Zunächst hatte die Experten am Boden nach eigenen Angaben Untersuchungen eingeleitet. Am Dienstag teilte die Behörde für bemannte Raumfahrt mit, Notfallmassnahmen in Gang gesetzt und weitere Prüfungen und Simulationen durchgeführt zu haben. Im Landegebiet wurde demnach für die Landung der Crew geübt.

Die Behörde betonte, dass die Raumstation in normalem Zustand sei und zwei Astronauten-Mannschaften beherbergen könne. Staatsmedien zeigten Aufnahmen, wie die beiden Crews zusammen auf der Raumstation lebten und arbeiteten.

Für China ist die abrupte Änderung seiner Raumfahrpläne neu. Erstmals seit dem Beginn seines bemannten Raumfahrtprogramms im Jahr 2003 mussten die Astronauten unerwartet ihre ursprünglichen Zeitpläne verwerfen, noch während sie im All waren. Die Rückholaktion zeigt nun auch, wie China bei ausserplanmässigen Zwischenfällen im All reagiert und über welche Notfallpläne die Volksrepublik verfügt.

Die Missionsleitung entschied sich, die gestrandeten Astronauten in der Raumkapsel der «Shenzhou 21» zurückzuschicken. Deren ursprüngliche Besatzung hat damit erst einmal keine Rückkehrmöglichkeit. «Zu einem passenden Zeitpunkt in der Zukunft» will China das Raumschiff «Shenzhou 22» dann zur Raumstation schicken.

Die «Shenzhou 20»-Astronauten waren am 24. April im halbjährlichen Wechselturnus zur «Tiangong» aufgebrochen und hatten damit nun etwas mehr als ein halbes Jahr im All verbracht. Dort führten sie wissenschaftliche Experimente durch und bauten den Schutz der Raumstation gegen Weltraumschrott aus. Bevor die drei zurückkehren konnten, brachte China drei neue Astronauten zur «Tiangong», denen die Raumstation übergeben wurde.

Auch die neue «Shenzhou 21»-Crew um Zhang Lu, der mit der «Shenzhou 15» vor zwei Jahren bereits im All war, sowie den Weltraum-Debütanten Wu Fei und Zhang Hongzhang soll rund sein halbes Jahr lang die Raumstation warten, wissenschaftliche Experimente durchführen und Weltraumspaziergänge absolvieren. Die Mission ist Teil von Chinas langfristigen Weltraumplänen, zu denen auch eine bemannte Mondlandung bis 2030 gehört.

Die verschobene Rückkehr der Chinesen erinnert an einen Vorfall mit einer Crew der Internationalen Raumstation (ISS), die ungeplant ihren Aufenthalt im All um Monate verlängern musste. Barry Wilmore und seine Kollegin Suni Williams waren Anfang Juni 2024 zur ISS gekommen und sollten eigentlich nur rund eine Woche dort bleiben.

Aufgrund von technischen Problemen mit ihrem «Starliner»-Raumschiff entschied die Nasa aus Sicherheitsgründen jedoch, sie mit einem «Crew Dragon» und erst rund neun Monate später wieder zur Erde zurückkehren zu lassen.

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