Ärzte erheben schwere Vorwürfe gegen Irans Sicherheitskräfte
Die Regierung im Iran geht immer gewaltsamer gegen die Proteste vor – auch mit scharfer Munition. Männer sollen aber milder behandelt werden als Frauen.

Das Wichtigste in Kürze
- Seit Wochen gehen im Iran tausende Menschen gegen das Regime auf die Strasse.
- Als Reaktion lässt die Regierung mit scharfer Munition auf Demonstranten schiessen.
- Dabei soll Frauen gezielt ins Gesicht und in den Genitalbereich geschossen werden.
Der Tod der jungen Kurdin Mahsa Amini hat im Iran eine nationale Protestwelle gegen das Regime losgetreten. Insbesondere die Frauen gehen für ihre Rechte auf die Strasse, schneiden sich die Haare ab oder verbrennen Hijabs.
Die Führung in Teheran reagiert immer härter gegen die Demonstrationen – auch mit scharfer Munition.
Aktivisten zufolge wird mit sogenannten Vogelschrotkugeln aus nächster Nähe auf die Protestierenden geschossen. Allerdings sollen die Sicherheitskräfte dabei Männer milder behandeln als Frauen. Auf sie werde gezielt ins Gesicht, in die Brust oder in den Genitalbereich geschossen.
Dies berichtet der britische «Guardian» mit Berufung auf Ärzte im ganzen Land. Angesichts der Drohungen durch die Regierung müssen sie die Verwundeten heimlich behandeln.
Das Vorgehen der iranischen Sicherheitskräfte zeuge von Komplexen, sagt ein Arzt aus der Stadt Karaj gegenüber der Zeitung. «Sie schiessen auf Gesichter und intime Körperteile der Frauen, weil sie einen Minderwertigkeitskomplex haben.»
«Wollen Schönheit zerstören»
«Sie wollen die Schönheit dieser Frauen zerstören», sagt ein anderer Arzt aus der zentralen Provinz Isfahan. «Ich habe eine Frau Anfang 20 behandelt, die von zwei Kugeln in die Genitalien getroffen wurde. Zehn weitere steckten in ihrem Innenschenkel fest.»

Das Vorgehen des iranischen Regimes wird insbesondere in den kurdischen Gebieten immer gewaltsamer. Die Kurden sind eine der grössten ethnischen Minderheiten im Iran. Sie machen etwa zehn Millionen von 83 Millionen Einwohnern aus und bekennen sich mehrheitlich zum sunnitischen Islam.
Die 22-jährige Kurdin Mahsa Amini war von der Sittenpolizei verhaftet worden, weil sie ihr Kopftuch nicht ordnungsgemäss getragen haben soll. Kurze Zeit später wurde sie im Spital für tot erklärt. Sie soll Aktivisten zufolge misshandelt worden sein.