247 russische Ärzte haben sich bisher zusammengeschlossen und die Freilassung einer russischen Anti-Kriegs-Aktivistin in einem offenen Brief an Putin gefordert.
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Sich gegen den russischen Angriffskrieg auf die Ukraine zu äussern, hat für die Bewohner Russlands mitunter fatale Folgen. - keystone

Mehr als 200 russische Ärzte haben Kremlchef Wladimir Putin in einem offenen Brief um die Freilassung der zu sieben Jahren Straflager verurteilten Anti-Kriegs-Aktivistin und Künstlerin Alexandra Skotschilenko aufgefordert. Die 33-Jährige habe eine Reihe schwerer chronischer Erkrankungen, die eine medizinische Behandlung und spezielle Ernährung erforderten, hiess es in dem Schreiben.

Am Sonntagmorgen führte die Liste der Unterzeichner 247 Namen auf. Die Inhaftierung im Straflager könne ihre gesundheitliche Situation weiter verschlechtern, hiess es.

Preisschilder durch Anti-Kriegs-Losungen ersetzt

Die Künstlerin sei dafür verurteilt worden, dass sie den russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine ablehne und mit ihrer pazifistischen Aktion nicht einmal gegen das Gesetz verstossen habe, schrieben die Ärzte.

Sie erinnerten Putin daran, dass er der Garant der Verfassung sei, die eine freie Meinungsäusserung vorsehe. Skotschilenko hatte im vergangenen Jahr nach Kriegsbeginn im März in einem Geschäft fünf Preisschilder durch Anti-Kriegs-Losungen ersetzt. Dafür verurteilte sie ein Gericht in St. Petersburg am Donnerstag zu sieben Jahren Straflager.

Mörder freigelassen, Unschuldige eingesperrt

Zugleich kritisierten die Ärzte in dem Brief mit Blick auf die «massenhafte vorzeitige Freilassung» von Mördern und Vergewaltigern die Ungerechtigkeit eines Urteils, dem kein Verbrechen zugrunde liege. Putin hatte massenhaft Schwerverbrecher begnadigt als Belohnung dafür, dass sie im Krieg gegen die Ukraine kämpften.

Skotschilenko musste sich wegen der Verbreitung angeblicher Falschinformationen über die russische Armee verantworten. Eine Frau hatte sie denunziert. Die Musikerin und Dichterin war nach der Aktion im April 2022 festgenommen worden und sass seither in Untersuchungshaft. Sie wies die Vorwürfe stets zurück.

Als politische Gefangene gelistet

Der Fall hatte international auch deshalb Entsetzen ausgelöst, weil die Aktivistin trotz schwerer Krankheiten inhaftiert blieb. Skotschilenko ist von den Menschenrechtsorganisationen Amnesty International und Memorial als politische Gefangene eingestuft worden. Auch ihre Lebenspartnerin hatte immer wieder auf das Schicksal der politisch verfolgten Künstlerin aufmerksam gemacht.

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