Die Demokraten im US-Senat können die Berufung von Amy Coney Barrett ans Oberste Gericht nicht aus eigener Kraft verhindern. Deshalb rufen sie die Wähler auf, Druck auf die republikanischen Senatoren zu machen.
Amy Coney barrett
Schafft sie es in den Supreme Court? Richter-Kandidatin Amy Coney Barrett bei einer Anhörung vor dem US-Senat. - dpa
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Das Wichtigste in Kürze

  • Im Streit um die Ernennung der konservativen Juristin Amy Coney Barrett ans Oberste Gericht der USA wollen die Demokraten die Menschen im Land mobilisieren.

Dabei warnen sie vor allem davor, dass mit Barrett die Gesundheitsreform des früheren Präsidenten Barack Obama fallen könnte. Die Republikaner haben es in der Hand, die Kandidatin des aktuellen US-Präsidenten Donald Trump noch vor der Präsidentenwahl durchzubringen.

«Die Gesundheitsversorgung von Millionen Amerikanern steht mit dieser Nominierung auf dem Spiel», sagte die demokratische Senatorin Dianne Feinstein am Montag zum Auftakt der mehrtägigen Anhörung Barretts im Justizausschuss.

Mit «Obamacare» wurde unter anderem durchgesetzt, dass Amerikanern eine Krankenversicherung nicht wegen Vorerkrankungen verweigert werden darf. Die Demokraten verweisen nun darauf, dass mit einer Abschaffung des Reform-Gesetzes vor dem Obersten Gericht auch Folgen einer Corona-Infektion als Vorerkrankung zählen könnten - und dann womöglich einer Krankenversicherung im Wege stehen.

Sie betonen, dass Barrett die Argumentation des Obersten Gerichts kritisierte, mit der Obamas Gesundheitsreform als verfassungskonform bestätigt worden war. Die Trump-Regierung unternimmt gerade einen neuen Anlauf, «Obamacare» am Obersten Gericht zu kippen.

Der demokratische Senator Chris Coons sagte an die Adresse Barretts, er glaube zwar nicht, dass sie einen geheimen Deal mit Trump gemacht habe. «Aber ich glaube, dass Sie aus dem Grund ausgewählt wurden, dass Ihre juristische Philosophie zu den Ergebnissen führen wird, die Präsident Trump erzielen will.»

Trump hatte Barrett als Nachfolgerin der verstorbenen liberalen Richterin Ruth Bader Ginsburg nominiert. Mit ihrer Ernennung bekämen die Konservativen im Supreme Court eine dominierende Mehrheit von sechs der neun Sitze am Gericht. Das Gericht hat oft das letzte Wort bei Rechtsstreitigkeiten zu politisch umkämpften Fragen wie Einwanderung, das Recht auf Abtreibungen oder Waffenbesitz.

Barrett hielt sich an ihre bereits am Wochenende veröffentlichte Stellungnahme und betonte unter anderem, dass sie die Verfassung und die Gesetze «so, wie sie geschrieben wurden» auslegen werde. Sie sagte auch, sie versuche, ihre Urteile aus der Perspektive der unterlegenen Partei zu betrachten: «Selbst wenn mir das Ergebnis nicht gefiele, würde ich verstehen, dass die Entscheidung fair begründet und im Gesetz verankert war?»

Die Richter werden vom Präsidenten vorgeschlagen und vom Senat auf Lebenszeit ernannt. Die Republikaner halten im Senat 53 der 100 Sitze. Die demokratische Senatorin Amy Klobuchar räumte ein, dass die Demokraten Barretts Ernennung nicht verhindern können. Sie hätten aber eine «Geheimwaffe»: die Stimme der Wähler der republikanischen Senatoren. Sie rief die Bürger dazu auf, aktiv zu werden. «Es liegt an Ihnen, republikanische Senatoren anzurufen und ihnen zu sagen: Genug ist genug.»

Trump machte zuvor keinen Hehl daraus, dass es ihm bei Barretts Nominierung auch um mögliche gerichtliche Auseinandersetzungen zur Auszählung der Stimmen bei der Wahl geht. Der Demokrat Richard Blumenthal forderte Barrett deswegen auf, sich nicht an eventuellen Entscheidungen zum Wahlausgang zu beteiligen.

Für die Republikaner verwies unter anderem Senator Mike Lee darauf, dass Barrett als Richterin am Obersten Gericht dem Gesetz folgen und nicht Politik machen müsse. Lee wurde vergangene Woche positiv auf das Coronavirus getestet. Er war dennoch persönlich bei der Anhörung anwesend und sprach ohne Maske, nachdem sein Arzt versicherte, dass der Senator nicht mehr ansteckend sei. Der ebenfalls positiv getestete Senator republikanische Thom Tillis schaltete sich per Internet zu.

Die demokratische Vize-Präsidentschaftskandidatin Kamala Harris, die auch Mitglied im Ausschuss ist, kritisierte die Entscheidung, die Anhörung trotz der Corona-Fälle durchzuführen. Das sei «rücksichtslos» und bringe Beschäftigte im Kongress-Gebäude in Gefahr.

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