US-Bürgermeisterin lehnt Rücktritt Polizeichefs nach Todesfall ab
Ein mutmasslicher Fall von Polizeigewalt erschüttert die US-Stadt Tucson. Die Bürgermeisterin lehnte aber das Rücktrittsangebot des Polizeichefs ab.

Das Wichtigste in Kürze
- Ein mutmasslicher Fall von Polizeigewalt erschüttert die US-Stadt Tucson.
- Bürgermeisterin Regina Romero lehnte aber das Rücktrittsangebot des Polizeichefs ab.
Ein neuer mutmasslicher Fall von Polizeigewalt gegen Nicht-Weisse in den USA hat die Stadt Tucson im Gliedstaat Arizona erschüttert. Bürgermeisterin Regina Romero lehnte am Donnerstag (Ortszeit) jedoch das Rücktrittsangebot von Polizeichef Chris Magnus ab. Dies geht aus einer Erklärung auf Twitter hervor.
Magnus war in die Kritik geraten, weil die Polizei den Fall eines bereits im April bei einem Polizeieinsatz gestorbenen Mannes mit lateinamerikanischen Wurzeln nicht viel früher öffentlich gemacht hatte.
Romero schrieb zwar, über den Rücktritt habe nicht sie zu entscheiden. Sie wolle aber, dass Magnus bleibe und die von ihm angestossenen Polizeireformen fortführe. Das Polizeivideo zu dem Einsatz am 21. April wurde am Mittwoch erstmals öffentlich im Rahmen einer Pressekonferenz mit dem Polizeichef gezeigt.
12 Minuten lang auf den Boden gedrückt
Demnach rang Carlos Adrian Ingram López beim Einsatz in einer dunklen Garage des Hauses seiner Grossmutter zunächst mit den Beamten. Dann bekam der 27-Jährige Handschellen an und wurde mit dem Gesicht nach unten auf den Boden gedrückt. «Etwa zwölf Minuten lang», wie Magnus sagte.

Der junge Mann war Medienberichten zufolge nackt, verzweifelt und rief unter anderem, er könne nicht atmen. Er habe vor Ort einen Herzstillstand erlitten, so Magnus weiter. Wiederbelebungsversuche seien erfolglos gewesen und sein Tod sei noch dort festgestellt worden.
Gerichtsmediziner hätten bei dem 27-Jährigen einen hohen Kokaingehalt im Organismus sowie ein vergrössertes Herz festgestellt. Die genaue Todesursache habe aber nicht ermittelt werden können. Die beteiligten Beamten – nach Magnus' Worten Weisse und Schwarze – hätten einer internen Untersuchung zufolge während des Einsatzes aber gegen verschiedene Regeln der Behörde verstossen.
Video mit Verzögerung veröffentlicht
Das Video wurde erst mit gut zwei Monaten Verzögerung veröffentlicht. Als Grund nannte Magnus «fehlerhafte Kommunikation» innerhalb der Polizei sowie Verzögerungen wegen der Corona-Pandemie.
Angesichts der US-weiten Diskussion um Polizeigewalt gegen Nicht-Weisse nach dem Tod des Afroamerikaners George Floyd trage der Vorfall nicht zum Vertrauen in die Polizei bei, gestand er ein.