Der Ex-Afghanistanbeauftragte der USA Zalmay Khalilzad kritisierte Bidens Politik. Trotz der «hässlichen» Schlussphase hätte der Abzug schlimmer laufen können.
Zalmay Khalilzad
Zalmay Khalilzad - Keystone
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Das Wichtigste in Kürze

  • Der Ex-US-Sonderbeauftragte meint, der Abzug der Truppen hätte schlimmer sein können.
  • Bidens Afghanistanpolitik basiere auf einem Kalender und nicht auf Fakten.
  • Zalmay Khalizad räumt ein, dass die Schlussphase «hässlich» war.

Der chaotische Abzug der US-Truppen aus Afghanistan hätte nach Einschätzung des gerade zurückgetretenen US-Sonderbeauftragten für das Land noch deutlich verheerender verlaufen können. Zalmay Khalilzad sagte dem Sender CBS am Sonntag: «Ich sage nicht, dass es ein geordneter Rückzug war. Es war eine hässliche Schlussphase, kein Zweifel.» Khalilzad betonte aber auch: «Es hätte viel schlimmer sein können. Kabul hätte zerstört werden können. Es hätte zu Strassenkämpfen kommen können.»

Die letzten US-Soldaten waren Ende August aus Afghanistan abgezogen. Bereits zwei Wochen zuvor hatten die Taliban die Hauptstadt Kabul kampflos erobert, weil die afghanischen Sicherheitskräfte keinen Widerstand leisteten. Kurz vor dem Ende der US-Evakuierungsmission waren bei einem Anschlag der Terrormiliz Islamischer Staat am Flughafen Kabul 13 US-Soldaten und Dutzende Afghanen getötet worden.

Bidens Politik folge dem Kalender, nicht den Fakten

Khalilzad war am vergangenen Dienstag von seinem Posten als Sonderbeauftragter zurückgetreten. Ein Grund dafür sei gewesen, dass die Debatte über den Abzug innerhalb der US-Regierung «nicht wirklich auf der Grundlage der Realität und der Fakten» geführt worden sei. Das sagte der Top-Diplomat am Sonntag. US-Präsident Joe Biden habe entschieden, den Abzug nicht mehr von Bedingungen abhängig zu machen, «sondern einem Kalender zu folgen».

Khalilzad räumte ein, die Bemühungen, eine Demokratie in Afghanistan aufzubauen, seien «nicht erfolgreich» gewesen. «Dieser Kampf geht weiter.» Die militant-islamistischen Taliban haben seit ihrer Machtübernahme keine Absichten erkennen lassen, das Volk mitbestimmen zu lassen.

Neuer US-Sonderbeauftragter für Afghanistan ist Khalizads bisheriger Stellvertreter, Thomas West. Khalilzad (70) war im September 2018 von der Regierung des damaligen US-Präsidenten Donald Trump auf den Posten berufen worden. Nach dem Wahlsieg Bidens liess die neue Regierung den Karrierediplomaten im Amt. Am Montag vergangener Woche hatte US-Aussenminister Antony Blinken Khalilzads Rücktritt verkündet.

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