Ukraine-Debatte: JD Vance positioniert sich als nächster Präsident
Es dauert noch drei Jahre bis zur nächsten Präsidentschaftswahl in den USA. Die Positionen werden jedoch bereits jetzt bezogen – insbesondere von JD Vance.

Das Wichtigste in Kürze
- Donald Trump ist erst ein Jahr im Amt, das Gerangel um seine Nachfolge läuft aber schon.
- Besonders Vize-Präsident JD Vance positioniert sich als möglicher neuer Präsident.
- Vance ist gerade bei der MAGA-Bewegung aber nicht unumstritten, sagt ein Experte.
In Washington wird's heiss!
Donald Trumps Rückkehr ins Weisse Haus ist noch nicht einmal ein Jahr her. Und schon richtet sich der Blick seines politischen Umfelds auf die Zeit danach.
Wer wird Trumps Nachfolger?
Und: Wie beeinflusst dieser Wettlauf die amerikanische Aussenpolitik, insbesondere gegenüber Russland und der Ukraine?
Vance und Rubio in der Ukraine-Frage
Zwei prominente Figuren der Trump-Regierung scheinen sich bereits jetzt positionieren zu wollen: Vizepräsident JD Vance und Aussenminister Marco Rubio.
Der umstrittene US-Friedensplan für die Ukraine hat Differenzen zwischen Vance und Rubio offenbart. Während Vance den russlandfreundlichen Plan sofort unterstützte, agierte Rubio zunächst zurückhaltend.

Doch bei den Gesprächen in Genf übernahm Rubio die Führung der US-Verhandlungen mit Europäern und Ukrainern. Ein Schritt, der auch in europäischen Hauptstädten aufmerksam registriert wurde.
Rubio gilt in Europa seit Jahren als verlässlicher Hardliner gegenüber Wladimir Putin. Der Aussenminister ist ein Transatlantiker, der die Linie Washington–Brüssel stärken will.
Das Lob aus Russland für JD Vance
Vance dagegen wird in Moskau bevorzugt. Die russische Zeitung «Moskowskij Komsomolets» lobt ihn offen als jemanden, der aus russischer Sicht eine «konstruktive Linie» verfolge. Während Rubio klar als «Gegenseite» beschrieben wird.
Der Graben betrifft aber nicht nur die Aussenpolitik, sondern auch die innerparteiliche Machtfrage der Republikaner. Laut einer Recherche des US-Magazins Politico sagt Rubio im privaten Kreis, Vance sei der aussichtsreichste Kandidat für die Präsidentschaft 2028.
Mehr noch: Er wolle ihn im Falle eines Antritts unterstützen. Hinter den Kulissen ist die Reihenfolge der möglichen Trump-Nachfolge also offenbar längst ein Thema.

In einer internen Umfrage unter Trump-Wählern liegt Vance weit vorn, Rubio dagegen abgeschlagen. Erika Kirk wirbt offen dafür, dass JD Vance 2028 Donald Trump im Weissen Haus beerben soll.
Ihr verstorbener Mann Charlie Kirk habe diesen Wunsch ausdrücklich geäussert, sagte sie am Montag.
Die Vision von Vance stösst auf Widerstand
USA-Experte Reinhard Heinisch von der Universität Salzburg bestätigt gegenüber Nau.ch, dass sich Vance längst zu positionieren versuche: «Ja, ganz klar — Vance hat eine ideologische Zielsetzung und lässt alle wissen, dass Trump der grosse Disruptor ist. Aber er, Vance, sei derjenige, der die kommende postliberale Ordnung aufbauen wird.»
Mit «postliberaler Ordnung» meint Vance eine Gesellschaft, in der die USA sich stärker aus internationaler Verantwortung zurückziehen. Traditionelle, religiös geprägte Werte sollen im Zentrum stehen. Also ein deutlicher Bruch mit dem bisherigen Selbstverständnis der USA.
Doch die Vision von Vance stösst intern auf Widerstand.
Heinisch: «Der grosse libertäre Flügel der MAGA-Bewegung und die Evangelikalen können mit Vances Postliberalismus wenig anfangen. Und er hat nicht den Charisma-Faktor Trumps, den viele imitieren wollen, aber kaum jemand kopieren kann.»
Für Vance kommt ein weiteres Problem hinzu: Die amerikanische Geschichte spricht nicht unbedingt für ihn.
Der Vize-Präsident hat selten Erfolg
Heinisch erklärt: «Seit dem 2. Weltkrieg ist nur einmal ein Vize-Präsident einem Präsidenten direkt nachgefolgt.» Das war George Bush senior, der auf Ronald Reagan folgte. Politisch ist der Sprung vom zweiten Mann im Staat an die Spitze also eher die Ausnahme als die Regel.
Und Marco Rubio?
In Europas politischer Elite wird er als Stabilitätsfaktor gesehen, doch innerhalb der MAGA-Bewegung gilt er weiterhin als Aussenseiter.
Heinisch beurteilt seine Chancen deshalb nüchtern: «Little Marco, wie Trump ihn nennt, sehe ich nicht wirklich als starken Herausforderer. Aber möglich ist alles.»

Rubio sei in der MAGA-Bewegung nicht verankert, lebt vom Schutz Trumps und muss ständig seine Loyalität beweisen. Er sei zu weit weg vom Establishment und gleichzeitig nicht fest genug in der rechten Basis verwurzelt.
Neben Vance und Rubio könnte eine ganze Reihe weiterer Republikaner den Sprung wagen – zumindest theoretisch. Heinisch nennt Gouverneure wie Glenn Youngkin, Sarah Huckabee Sanders oder Brian Kemp sowie Senator Ted Cruz.
Doch wirklich chancenreich? «Ich sehe niemanden von denen als besonders wahrscheinlich.»
Die entscheidende Frage bleibt, ob die Republikaner 2028 an der Macht bleiben kann.
Heinisch hält sich bedeckt: «Es hängt davon ab, ob die Wahlen frei und fair sein werden und wen die Demokraten aufstellen. Die Chancen von Gavin Newsom haben sich sicher verbessert, aber es ist noch zu früh.»
Ein Entscheid mit Auswirkungen für Europa und die Welt
Aktuell aber prägt der aufziehende Nachfolgekampf bereits die Aussenpolitik der USA – und damit die Zukunft Europas.
Vance, Rubio, ein anderer Republikaner oder ein Demokrat?
Klar ist: Dies dürfte auch entscheiden, wie Washington künftig mit Moskau, Kiew und seinen europäischen Partnern umgeht.















