Schock auf dem MSC-Kreuzfahrtschiff – Seile reissen!
Bei einem Sturm auf der Privatinsel Ocean Cay rissen die Seile der MSC Seascape. Bei solchen Vorfällen sei oft nicht nur das Wetter schuld, sagt ein Experte.
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Das Wichtigste in Kürze
- Bei der MSC Seascape rissen in Ocean Cay die Festmacherleinen wegen eines Sturms.
- Einen Tag zuvor riss sich die Norwegian Epic in Catania los – eine Passagierin fiel ins Wasser.
- Ein Anwalt fordert sicherere Befestigungen für Kreuzfahrtschiffe, um Gefahren zu dämmen.
Während ihrer Bahamas-Kurzreise machte die MSC Seascape am vergangenen Samstag Halt in Ocean Cay, der Privatinsel des Schweizer Kreuzfahrtunternehmens. Dort kam es zu einem Zwischenfall, als eine Gewitterfront und Sturmböen aufzogen.
Die Festmacherleinen am Bug hielten den starken Winden nicht stand und rissen, wie mehrere Videos auf Social Media zeigen. Der Bug des Schiffes driftete in der Folge vom Dock weg und die Gangway fiel ins Wasser.
Der Ein- und Ausstieg war deshalb zweitweise nicht möglich. Aufnahmen zeigen, wie sich eine grosse Menschenmenge unter den Markisen am Pier drängt, um Wind und Regen zu entgehen. Laut Aussagen mehrerer Passagiere wurde niemand verletzt.
Nicht immer ist das Wetter Schuld
Wie konnte es passieren, dass die Festmacherleinen des Schiffes bei diesem Wetter nicht standhielten? Müssten nicht gerade die Trossen eines Kreuzfahrtschiffes starken Winden trotzen können? Welche Massnahmen trifft MSC nach diesem Vorfall?
MSC Cruises geht auf diese Fragen nicht ein. In einem knappen Statement macht das Unternehmen allein das stürmische Wetter für den Vorfall verantwortlich.
Weiter schreibt MSC: «Unsere Besatzung reagierte schnell und sicherte das Schiff. Alle Gäste konnten das Schiff wieder betreten und der Betrieb wurde normal fortgesetzt.»
Kritischer äussert sich der Rechtsanwalt Spencer Aronfeld, der auf Unfälle mit Kreuzfahrtpassagieren spezialisiert ist.
In einem Tiktok-Video erklärt er: «Natürlich ist MSC schnell darin, einen plötzlichen Sturm verantwortlich zu machen, der das Schiff überwältigte und die Festmacherleinen übermässig belastete.»
Dass Leinen reissen, könne jedoch mehrere Gründe haben:
«Natürlich kann ein Sturm einer davon sein. Aber normalerweise sind es Überladung, unsachgemässe Wartung oder Inspektion oder sogar menschliches Versagen, wenn die Festmacherleinen nicht angemessen gesichert werden.»
Einen Tag zuvor riss sich die Norwegian Epic vom Hafen los
Aronfeld gibt zu bedenken, dass es sich bei Weitem nicht um den ersten Vorfall dieser Art handelt. Nur einen Tag zuvor hatte sich die Norwegian Epic wegen starker Winde in Catania losgerissen.
Wie mehrere Kreuzfahrt-Portale übereinstimmend berichteten, stürzte dabei eine Passagierin von der Gangway ins Wasser. Ihr Mann sprang hinterher, um ihr zu helfen. Die beiden zogen sich leichte Verletzungen zu. Am Pier entstand sichtbarer Sachschaden.
Auch im letzten Jahr sei es mehrmals zu Rissen von Festmacherleinen gekommen, sagt Aronfeld. Für den Advokaten ist deshalb klar: «Diese grossen Schiffe brauchen sicherere Möglichkeiten, um sie am Dock zu befestigen.»
Denn die Gefahren, die von reissenden Leinen ausgehen, seien nicht zu unterschätzen: «Der Rückprall kann enormen Schaden anrichten, und wir sind dankbar, dass niemand verletzt wurde.»
