Die gewaltsame Vertreibung von Slum-Bewohnern aus ihren Häusern durch kriminelle Banden hat in Honduras die Polizei auf den Plan gerufen: Rund 200 Vertreter der Militärpolizei rückten nach Angaben der Behörden am Mittwoch in ein Armenviertel der Hauptstadt Tegucigalpa ein, nachdem auf Videos zu sehen war, wie Bewohner nach einem Ultimatum der Banden ihre Habseligkeiten auf Lastwagen luden, um aus ihren Häusern zu fliehen.
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Honduras - AFP
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Das Wichtigste in Kürze

  • 200 Militärpolizisten durchsuchen Armenviertel nach Mitgliedern der Mara-Banden.

Journalisten der Nachrichtenagentur AFP beobachteten, wie die Polizisten in Geländewagen und mit Sturmgewehren bewaffnet im Viertel Colonia Villanueva patrouillierten und Fahrzeuge kontrollierten. Verdächtige wurden aufgefordert, ihre Hemden auszuziehen, um zu sehen, ob sie Tätowierungen der berüchtigten Mara-Banden tragen. Viele Häuser in dem Viertel waren verbarrikadiert.

Viele der Bewohner hatten nach eigenen Angaben zuvor von Mitgliedern der extrem gewalttätigen Banden Ultimaten erhalten, die ihnen nur wenige Stunden zum Räumen ihrer Häuser liessen. Aufgabe der Militärpolizei sei es, «die Mitglieder der Maras oder anderer Banden zu ergreifen», die Villanuevas Einwohner bedrohten, erklärte die Sicherheitsbehörde. Demnach sollen die Polizisten «dauerhaft» in dem Viertel bleiben.

Die Mara-Banden kommen ursprünglich aus den USA, wo sie von jungen Männern lateinamerikanischer Herkunft gegründet wurden. In Honduras, Guatemala und El Salvador haben die Organisationen zehntausende Mitglieder, die oft an ihren markanten Tätowierungen erkennbar sind.

Zu den gewalttätigsten Gangs gehören die Mara Salvatrucha und Barrio 18. Gemeinsam mit den Drogenkartellen terrorisieren sie in den drei zentralamerikanischen Ländern grosse Teile der Bevölkerung und machen diese damit zu den gefährlichsten Staaten weltweit.

El Salvadors Präsident Nayib Bukele hat sich mit seinem «Krieg» gegen kriminelle Banden überwältigende Popularität verschafft: Innerhalb von acht Monaten wurden mehr als 56.600 mutmassliche Banden-Mitglieder festgenommen – zusätzlich zu den 16.000, die bereits vorher hinter Gittern sassen.

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