New Orleans: Berüchtigter Knast nach Massenausbruch in der Kritik
Sieben Häftlinge sind nach einem Gefängnisausbruch in New Orleans weiter auf der Flucht. Der Vorfall wirft Fragen zu Sicherheit und Personal des Knasts auf.

Zehn Häftlinge konnten am frühen Freitagmorgen aus dem berüchtigten Orleans Parish Justice Center in New Orleans entkommen. Die Männer nutzten einen Durchbruch hinter einer Toilette, um durch eine Wand zu fliehen.
Anschliessend gelangte sie über einen Ladebereich und einen mit Decken gesicherten Stacheldrahtzaun ins Freie zu retten, so «Sky News». Drei der Ausbrecher wurden bereits wieder festgenommen, sieben sind weiterhin auf der Flucht.
Flucht blieb über Stunden unbemerkt
Der Ausbruch wurde erst bei einer routinemässigen Zählung am Morgen entdeckt, wie «The New York Times» berichtet. Dies sei besonders alarmierend, da die Männer bereits Stunden zuvor entkommen seien.

Die Polizei geht davon aus, dass die Ausbrecher gefährlich sind. Die Bevölkerung ist aufgerufen, sich ihnen nicht zu nähern.
Der Gefängnisausbruch hat zudem gravierende Sicherheitsmängel offengelegt. Die Ermittler vermuten, dass die Häftlinge Unterstützung von innen hatten, so «Punch».
Hatten Ausbrecher Hilfe?
Demnach erklärte Sheriff Susan Hutson auf einer Pressekonferenz: «Es ist fast unmöglich, ohne Hilfe aus dieser Einrichtung zu entkommen.» Defekte Zellenschlösser und eine Unterbesetzung des Personals gelten als weitere Schwachstellen, wie «Sky News» berichtet.
Während des Ausbruchs sei demnach nur ein einziger Wachmann für den betroffenen Zellenblock zuständig gewesen. Dieser habe sich zum Zeitpunkt der Flucht gerade ausserhalb befunden, um Essen zu holen, so «Sky News».
Die Gefängnisleitung räumt ein, dass die Sicherheitsprotokolle und die Personalausstattung überprüft werden müssen, wie «The New York Times» berichtet. Eine interne Untersuchung solle nun klären, ob und in welchem Umfang Personal an dem Ausbruch beteiligt war.
Verbrecher auf der Flucht
Unter den sieben noch flüchtigen Häftlingen befinden sich mehrere Männer, denen schwere Verbrechen wie Mord oder versuchter Mord vorgeworfen werden. Einer wurde beispielsweise wegen zweifachen Mordes und zweifachen versuchten Mordes verurteilt, wie die Staatsanwaltschaft laut «ABC13» mitteilt.

Ein anderer befinde sich wegen eines noch offenen Mordanklagepunktes in Haft, wie «ABC13» berichtet. Weiteren Ausbrechern werde unter anderem schwere Körperverletzung, bewaffneter Raub oder Drogenvergehen vorgeworfen.
Die Altersspanne der Ausbrecher reicht von 19 bis 42 Jahren, die meisten seien in ihren Zwanzigern, wie «ABC13» berichtet.
Anhaltende Probleme im Orleans Parish Jail
Die Flucht wirft erneut ein Schlaglicht auf die chronische Unterbesetzung im Orleans Parish Jail. Bereits seit Jahren kritisieren unabhängige Beobachter und Monitore die mangelhafte Personalausstattung, wie «The Lens NOLA» berichtet.
Laut Aussagen von Sheriff Hutson sei der Mangel an Personal sowohl Ursache als auch Symptom der anhaltenden Sicherheitsprobleme. Das Gefängnis gilt laut Monitoreinschätzungen als unsicher für Insassen und Beschäftigte.
Auch die Versorgung psychisch kranker Häftlinge sei nicht gewährleistet. Dies habe in der Vergangenheit wiederholt zu Zwischenfällen geführt, so «The Lens NOLA».
Ermittlungen und Fahndung laufen auf Hochtouren
Die Behörden arbeiten eng mit lokalen, bundesstaatlichen und föderalen Stellen zusammen, um die Flüchtigen zu fassen, wie «USA Today» berichtet. Für Hinweise, die zur Ergreifung führen, ist eine Belohnung von 5'000 US-Dollar (rund 4'600 Franken) ausgesetzt.

Inzwischen wurde in einem nahegelegenen Viertel orangefarbene Gefängniskleidung gefunden. Dies deutet darauf hin, dass sich die Männer schnell neue Kleidung beschafft haben.
Laut «Sky News» gehen die Behörden mittlerweile davon aus, dass die Flüchtigen inzwischen überall in den USA sein könnten.