Nach Trump-Hetze: Schulen in Springfield unter Polizeischutz
Knapp 70 Millionen Zuschauer sassen vor den Fernsehern, als Trump während einer Übertragung behauptete: Haitianer in Springfield würden Katzen und Hunde essen. Eine Aussage, die jeglicher Grundlage entbehrt – doch in der Stadt wächst die Angst ob der Reaktionen.
So gingen in den vergangenen Tagen laut den Behörden bereits 33 Bombendrohungen ein, schreibt der «Spiegel». Als Vorsichtsmassnahme werden öffentliche Schulen jetzt durch die Polizei bewacht. Die Bildungseinrichtungen werden vor Öffnung – auch mit Sprengstoffspürhunden – vollständig durchsucht.
Hass gegen Haitianer steigt
Zusätzlich wird innerhalb der Stadt die Videoüberwachung verstärkt. «Wir wissen, dass die Menschen sehr, sehr besorgt sind», äussert Ohios Gouverneur Mike DeWine. Um die Sicherheit zu erhöhen, hätte man extra Kräfte nach Springfield entsandt.
Bei den Bombendrohungen handelte es sich bislang um Fehlalarme. Bei der Wortwahl soll jedoch «eine hasserfüllte Sprache gegenüber Einwanderern und Haitianern in unserer Gemeinde» gewählt worden sein. Die Drohungen seien demnach rassistisch motiviert, zitiert die «Washington Post» den Bürgermeister Rob Rue.
Mehrere amtliche und öffentliche Einrichtungen waren im Zuge der Drohung geräumt worden, ein Festival wurde abgesagt. Zwei Universitäten haben ihren Unterricht laut dem «Spiegel» auf Online-Kurse umgestellt.
John Kirby kommentiert Trumps Behauptung als Sprecher des Nationalen Sicherheitsrats: «Diese Art von Desinformation ist gefährlich, weil es Menschen geben wird, die es glauben, egal wie lächerlich und dumm das ist.»
Dass es tatsächlich gefährlich wird, zeigt auch die Erfahrung einer haitianischen Bürgerin: Gegenüber «Global News» berichtete sie, ihre Autos seien zertrümmert und mit Säure übergossen worden.
Desaströse Zustände in Haiti
Insgesamt befinden sich unter Springfields 58'000 Einwohnern etwa 10'000 bis 15'000 Haitianer. In Haiti herrschen desaströse Zustände, die von Gewalt, politischem Chaos und Bandenkriegen gezeichnet sind. Plünderungen, Überfälle und Mord sind nahezu an der Tagesordnung.
Gemäss dem UN-Büro für humanitäre Angelegenheiten fehlt es an «Nahrungsmitteln, medizinischer Versorgung, Wasser und Hygieneeinrichtungen sowie psychosozialer Unterstützung». Wer aus Haiti fliehen konnte, hat das Land bereits verlassen – rund 700'000 Haitianer leben allein in den USA.
Viele Zurückgebliebene versuchen aufgrund der sich zuspitzenden Katastrophenzustände auch heute noch eine Flucht, doch die Routen sind lebensgefährlich. Manche können das Land schlichtweg nicht verlassen.