Die US-Wirtschaft befindet sich auf Talfahrt. Als Folge der Rekordarbeitslosigkeit verlieren viele Amerikaner ihre Krankenversicherung.
Demonstranten halten 2017 vor dem Kapitol in Washington ein Banner mit der Aufschrift «Don't take away our health care!» (Nehmt uns nicht unsere Krankenversicherung weg!) hoch. Foto: Alex Edelman/ZUMA Wire/dpa
Demonstranten halten 2017 vor dem Kapitol in Washington ein Banner mit der Aufschrift «Don't take away our health care!» (Nehmt uns nicht unsere Krankenversicherung weg!) hoch. Foto: Alex Edelman/ZUMA Wire/dpa - dpa-infocom GmbH
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Das Wichtigste in Kürze

  • Wegen der Corona-Pandemie verlieren immer mehr Amerikaner ihren Job.
  • Dadurch verlieren sie auch gleichzeitig den Anspruch auf ihre Krankenversicherung.
  • Bis zu 27 Millionen Amerikaner könnten davon betroffen sein.

Die US-Wirtschaft befindet sich wegen der Corona-Pandemie auf Talfahrt. Als Folge der Rekordarbeitslosigkeit verlieren viele Amerikaner ihre Krankenversicherung. Trump macht unterdessen Druck, die Corona-Beschränkungen möglichst schnell zu lockern.

Wegen des enormen Anstiegs der Arbeitslosigkeit könnten einer Studie zufolge fast 27 Millionen Menschen ihre Krankenversicherung verlieren. Der Grund dafür ist, dass die meisten Menschen dort über den Arbeitgeber krankenversichert sind. Dies erklärt eine Studie der Kaiser Family Foundation.

Wie könnten Arbeitslose versichert bleiben?

Nach dem Verlust eines Jobs in den USA endet die Krankenversicherung über den Arbeitgeber oft sehr schnell. Viele Arbeitnehmer können es sich dann schlicht nicht leisten, die Police für sich und mitversicherte Familienangehörige privat weiter zu bezahlen.

arbeitlose usa
Die Zahl der Arbeitslosen in den USA stieg wegen der Corona-Krise drastisch an. - Keystone

Die Studie geht davon aus, dass rund 21 Millionen Menschen nach dem Verlust der Versicherung auf staatliche Hilfe hoffen können. Dazu zählen auch rund 6 Millionen mitversicherte Kinder. Wegen bürokratischer Hürden oder ungenügenden Subventionen dürften viele aber trotzdem mitten in der Coronavirus-Pandemie ohne Versicherungsschutz bleiben, hiess es. Zudem hätten rund 6 Millionen Menschen gar keinen Anspruch auf Hilfen.

Wieso ist das Problem in den USA so akut?

In den Vereinigten Staaten haben wegen der Corona-Krise seit März mehr als 33 Millionen Menschen Arbeitslosenhilfe beantragt. Die USA sind praktisch das einzige entwickelte Industrieland ohne eine allgemeine staatliche Krankenversicherung. Selbst vor der Corona-Krise hatten rund 28 Millionen Menschen - fast jeder Zehnte im Land - keine Krankenversicherung.

War da nicht was mit Obama?

Unter dem damaligen Präsidenten Barack Obama wurden die Optionen für eine Krankenversicherung deutlich ausgeweitet. Die Zahl der Menschen ohne Versicherungsschutz hatte 2010 noch bei rund 46 Millionen gelegen. Das neue System, oft einfach «Obamacare» genannt, koppelte mit einem langem wirtschaftlichen Aufschwung.

Es sollte die Zahl der unversicherten Amerikaner dann bis 2018 auf 28 Millionen sinken lassen. Doch jetzt steht die Wirtschaft vor einer schweren Rezession. Das werde ein Härtetest für das Obama-Versicherungssystem sein, erklärte die Stiftung. Trump wiederum, der sich im November um eine zweite Amtszeit bewirbt, will die sogenannte «Obamacare» abschaffen.

Was sagt der Demokrat Joe Biden dazu?

Joe Biden warf Trump vor, angesichts der «grössten Gesundheitskrise» die Interessen der Gesundheitslobby über jene der Menschen zu stellen. In der Krise dürfe «Obamacare» nicht weiter gestutzt werden, mahnte er.

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Donald Trump wird von Joe Biden wegen seiner Gesundheitspolitik angegriffen. - Keystone

Die 27 Millionen Menschen, die jetzt ihre Versicherung verlieren könnten, seien keine Statistik, erklärte Biden. «Das sind unsere Verwandten, unsere Freunde, die alle hart gearbeitet haben und sich an die Regeln gehalten haben. Und jetzt stehen sie unverschuldet vor katastrophalen Herausforderungen.»

Trump drängt auf Lockerungen der Corona-Massnahmen

Schulen und Universitäten in den USA sollten Trump zufolge trotz der Pandemie ab dem Herbst wieder für den Unterricht öffnen. Das neue Schuljahr solle wie geplant losgehen, zumal das Coronavirus «sehr wenig Auswirkungen» auf jüngere Menschen habe. Dies sagte Trump im Weissen Haus. Die Entscheidung zur Lockerung der Corona-Auflagen liege bei den Gouverneuren der 50 Bundesstaaten.

Trump macht weiter Druck auf die Gouverneure, die Corona-Auflagen zu lockern. Viele Bundesstaaten haben damit nun begonnen - obwohl die Pandemie in vielen Landesteilen noch gar nicht unter Kontrolle ist. Andere Staaten und Städte wollen ihre Auflagen aber frühestens im Juni lockern.

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