Der nach zwei Jahren aus türkischer Haft freigelassene US-Pastor Andrew Brunson hat die Türkei verlassen.
Andrew Craig Brunson, Pastor aus den USA, wird zu seinem Haus eskortiert.
Andrew Craig Brunson, Pastor aus den USA, wird zu seinem Haus eskortiert. - dpa
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Das Wichtigste in Kürze

  • Zwischen den USA und der Türkei konnte im Fall Brunson eine Einigung erzielt werden.
  • Brunson wird nach einem Halt in Deutschland in die USA weiterreisen.

Der nach zwei Jahren aus türkischer Haft freigelassene US-Pastor Andrew Brunson hat auf dem Weg in die USA einen Zwischenstopp in Ramstein eingelegt. Auf dem US-Luftwaffenstützpunkt in Rheinland-Pfalz wurde er vom US-Botschafter in Deutschland, Richard Grenell, begrüsst, wie dieser in der Nacht zum Samstag im Kurzbotschaftendienst Twitter mitteilte. 

«Ich habe Pastor Brunson und seine Frau bei ihrem Tankstopp in Deutschland willkommen geheissen», erklärte Grenell. Brunson sei «fast zuhause». Er habe dem Pastor eine US-Flagge überreicht, die dieser «umgehend geküsst» habe.

Unmittelbar nach seiner Rückkehr will US-Präsident Donald Trump ihn im Weissen Haus in Washington empfangen. «Gute Nachrichten, Pastor Brunson ist in der Luft», sagte Trump auf dem Weg zu einem Wahlkampfauftritt in Cincinnati vor Journalisten. «Er kommt ins Oval Office, höchstwahrscheinlich am Samstag.»

Zwei Jahre in U-Haft

Brunson war am Freitag nach monatelangem diplomatischen Tauziehen freigelassen worden. Ein Gericht in Aliaga bei Izmir hob den Hausarrest und die Ausreisesperre für den evangelikalen Geistlichen auf, dessen Inhaftierung zu einer schweren Krise mit den USA geführt hatte.

Brunson sass seit Oktober 2016 unter dem Vorwurf der Spionage und der Unterstützung einer Terrororganisation in türkischer U-Haft und später in Hausarrest. Die türkischen Behörden warfen ihm Unterstützung der verbotenen Arbeiterpartei Kurdistans (PKK) und der Gülen-Bewegung vor. Der Pastor hatte die Vorwürfe stets zurückgewiesen und seine Unschuld beteuert.

Trump und sein Vize Mike Pence hatten sich wiederholt für den evangelikalen Pastor eingesetzt, der vor seiner Festnahme eine kleine Gemeinde in der westtürkischen Küstenstadt Izmir leitete.

Keine Geheimvereinbarung mit der Türkei

Trump dementierte am Freitag aber einen Bericht des Fernsehsenders NBC News über eine geheime Vereinbarung Washingtons mit der türkischen Regierung: Es habe keine Gegenleistung für die Freilassung Brunsons gegeben, versicherte Trump. «Wir haben mit der Türkei geredet und ein Verfahren durchlaufen», sagte Trump. «Es gab aber überhaupt keinen Deal.»

Die US-Regierung hatte im Streit um den Pastor Sanktionen gegen die Türkei verhängt. Als ein türkisches Gericht Brunson Ende Juli in den Hausarrest entliess, seine Freilassung aber verweigerte, verhängte Trump Sanktionen gegen zwei türkische Minister und ordnete die Verdopplung der Zölle auf Stahl- und Aluminiumimporte aus der Türkei an. Ankara reagierte mit gleichen Massnahmen.

US-Aussenminister Mike Pompeo forderte Ankara auf, nun auch rasch andere in Haft sitzende US-Bürger freizulassen. Brunson komme «nach einem langen Leidensweg für den Pastor und seine Familie» endlich nach Hause, schrieb Pompeo im Kurzbotschaftendienst Twitter. Washington hoffe darauf, dass die türkische Regierung nun auch «schnell» die anderen in Haft sitzenden US-Bürger und Ortskräfte der US-Vertretungen freilassen werde.

Der Nasa-Wissenschaftler Serkan Gölge, der die türkische und die US-Staatsbürgerschaft hat, wurde im Februar wegen Terrorvorwürfen zu siebeneinhalb Jahren Haft verurteilt. Im September wurde die Haftstrafe auf fünf Jahre reduziert. Zudem sitzen noch zwei türkische Ortskräfte in Haft, darunter ein früherer Mitarbeiter des US-Konsulats in Adana. Ein türkisches Gericht hatte erst am Freitag die Freilassung von Hamza Ulucay abgelehnt.

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