«Schweizer» wie Hofer und Cajka wird es bald nicht mehr geben

Beat Moning
Beat Moning

Die Schweizer Lizenz für Ausländer wird schrittweise abgeschafft. Warum sich für Ausländer wie Hofer und Cajka trotzdem nichts ändert.

Fabio Hofer SLAPSHOT
Als würde Fabio Hofer seinen Teamkollegen erklären, warum er auch in Zukunft seine Schweizer Eishockeylizenz behalten darf. - POSTFINANCE / Peter Klaunzer

Viele Jahre war das zumindest beim EHC Biel kein Thema: Ausländische Spieler mit einer Schweizer Lizenz waren nach dem Aufstieg 1975 in die höchste Liga rar.

Erst 1989 notierte man mit dem Kanada-Schweizer Gaëtan Boucher den ersten, später kam Steve Metzger dazu.

Gaëtan Boucher SLAPSHOT
Der Kanada-Schweizer Gaëtan Boucher spielte nicht nur für Biel, sondern auch für die Schweizer Nationalmannschaft. - KEYSTONE

Der langjährige Genf-Coach und Manager Chris McSorley war ein Spezialist für solche Fälle. Er fand viele Spieler in Nordamerika, die in der Schweiz eine Grossmutter oder einen Grossvater hatten – und das Kontingent der ausländischen Spieler nicht belastet haben.

Seit Biels zweitem Aufstieg in die National League 2008 kamen auch die Seeländer auf den Geschmack. Nikolaj Ehlers beantragte beim EHC Biel seine Eishockey-Erstlizenz, da sein Vater in der Schweiz weilte.

Er würde nach einer Rückkehr in die Schweiz das Ausländerkontingent nicht belasten. Das ist die Ausnahme.

Andere Spieler, vorzugsweise aus den Nachbarländern und vor allem aus Österreich, gingen gezielt vor: Sie spielten, wie der jetzige Biel-Stürmer Fabio Hofer, mit Dornbirn in der Schweizer Nachwuchsliga.

Fabio Hofer
Fabio Hofer ist Österreicher wechselte bereits in die Schweizer Nachwuchsliga und später zum EHC Biel. - PostFinance/KEYSTONE/Peter Klaunzer

Andere kamen, um sich vorzeitig eine Lizenz in der Schweiz zu sichern, bevor sie mit der Ausbildung in Österreich weiterfuhren, um später in der Schweiz mit der Schweizer Lizenz zu spielen.

Wie, vor ein paar Jahren beim EHC Biel, die Brüder Martin und Stefan Ulmer oder Raphael Herburger.

Wie im Moment ZSC-Stürmer Vinzenz Rohrer, der sich zuletzt in Übersee versuchte, die Saison aber doch für die Lions bestreitet. Und wie Dominic Zwerger bei Ambrì oder Benjamin Baumgartner beim SCB.

Österreicher gehen direkt in die besseren Ligen

Nun wird dieses Reglement, zugunsten der «echten» Schweizer Spieler, angepasst. Ausländer haben ab der nächsten Saison eine höhere Hürde zu meistern, um in der Schweiz in den Profiligen zu spielen.

Status «Wie Schweizer»

Jeder Spieler, der aktuell den Status «Wie Schweizer» hat (das heisst er war mindestens fünf Jahre für eine Schweizer Nachwuchsmeisterschaft (U9 bis U20) registriert und lizenziert, behält diesen in der National League unverändert und definitiv.

Den dauerhaften Status «Wie Schweizer» in der National League kann zudem jeder Spieler erwerben, der seine Ausbildung während der Saison 2021/22 in der Schweiz begonnen hat und die Voraussetzungen gemäss den bestehenden Reglementen erfüllt.

Ab der Saison 2026/27 werden ausländische Spieler, welche in der Schweiz ausgebildet werden und den Status «Wie Schweizer» erlangen, diesen in der National League nur noch bis zum Erreichen des 23. Altersjahres behalten.

Danach belasten sie das Ausländerkontingent, sofern sie bis zu diesem Zeitpunkt nicht den Schweizer Pass erworben haben. Bei Nachwuchsspielern zählt die Anzahl Jahre doppelt. Nach fünf Jahren kann also ein Junior einen Schweizer Pass beantragen.

Fabio Hofer sagt: «Ich bin überzeugt, dass es bald keine oder nur sehr wenige österreichische Spieler mit einer Schweizer Lizenz geben wird.»

Sein Trost im aktuellen Zustand: «Spieler wie ich sind da zum Glück nicht betroffen.» Im Gegenteil, schon bald könnte Hofer dank seiner vielen Jahre bei Ambrì und Biel den Schweizer Pass beantragen.

Vinzenz Rohrer
Vinzenz Rohrer (r.) hier im Kampf um den Puck gegen Lino Martschini vom EV Zug. - PostFinance/KEYSTONE/Gaetan Bally

Dies wiederum dürfte er kaum tun, «denn ich habe ja eine Schweizer Lizenz». Ein Grund sei die zunehmend bessere Ausbildung im Nachwuchs der österreichischen Equipen.

Was sich auch immer wieder mit Transfers in ausländische Ligen wie in den Norden oder nach Übersee bestätigt. Den «Umweg» über die Schweiz braucht es nicht mehr. Sportchef Martin Steinegger geht davon aus, «dass dadurch die Schweiz weniger attraktiv wird».

Handkehrum werden weitere Plätze für «echte» Schweizer Spieler frei. Er bestätigt die Hofer-These: «Ich war in der Red-Bull-Akademie in Salzburg und sah, welche Anstrengungen da unternommen werden.»

Petr Cajka EHC Biel
Auch Petr Cajka, hier im Trikot der Rapperswil-Jona Lakers, hat eine Schweizer Lizenz. Er steht beim EHC Biel unter Vertrag. - keystone

Er bedenkt des Weiteren, «dass wir auch immer ausländische Spieler ausbilden, die dann für andere Nationen spielen. Da müssen wir die Schweizer Akteure auch schützen, auch bei den Profis».

Die Schweiz dürfte dennoch als Ausbildungsland attraktiv bleiben. Vor allem, wenn die Spieler in jungen Jahren zu einem Klub stossen. Was weitgehend auch davon abhängt, ob die Eltern bereit sind, in diese Ausbildung zu investieren.

Drei Ausländer in Biel mit Schweizer Lizenz

Mit Petr Caika (Tschechien, schon als U15 in Thurgau) und Mark Sever (Slowakei, begann in Kloten) hat der EHC Biel neben Hofer zwei weitere Spieler unter Vertrag, die mit Schweizer Lizenz aktuell in Biel und in Olten zum Einsatz kommen.

In der U21-Equipe sind vier ausländische Spieler mit Schweizer Lizenz dabei, darunter zwei Letten und zwei Franzosen.

Die bekanntesten Ausländer in den Bieler Nachwuchsligen waren in den letzten Jahren die Gebrüder Emilijus Krakauskas und sein jüngerer Bruder Titas, der in der U21-Mannschaft von Fribourg-Gottéron figuriert, während der Ältere in der Swiss League bei Arosa zum Einsatz kommt.

Dazu Stanislav Horansky, der nach seiner Ausbildung in Biel weiterzog (Ajoie, Ambrì, Olten). Der Slowake Roman Karaffa, der in Biel einige NL-Einsätze hatte, ist inzwischen in die Heimat zurückgekehrt.

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