Attilio Biasca – Der Power-Stürmer hörte auf sein Bauchgefühl
Als potenzieller Franchise Player entschied sich Attilio Biasca für einen Wechsel von seinem Stammklub EVZ zu Gottéron. Der Stürmer bringt viel Intensität mit.

Keine Frage, der EVZ hätte sein Eigengewächs Attilio Biasca nur zu gerne länger an sich gebunden. Insbesondere, nachdem man mit Dario Simion bereits einen wichtigen Stürmer an den HC Lugano verloren hatte.
«Wir hatten viele gute Gespräche. Er konnte sich gar vorstellen, einen langfristigen Vertrag zu unterschreiben», liess sich Zugs Sportchef Reto Kläy im Frühling zitieren.

Er sei zuversichtlich gewesen, dass Biasca bleiben würde. «Nun hat er sich für eine Luftveränderung entschieden, was mich ziemlich überrascht hat. Ich nehme ihm das aber nicht übel.» Ärgern wird sich Kläy alleweil.
Die frische Luft schnuppert der 22-Jährige in Freiburg, wo er sich bei Gottéron für drei Saisons verpflichtete.
«Der neue Trainer, das Projekt und eine neue Chance» zählt Biasca die Beweggründe für seinen Wechsel auf. Gottéron sei zuletzt mit den Playoff-Halbfinals nahe daran gewesen, etwas zu gewinnen.
«Die Jungs hier sind mega hungrig. Das ist ebenfalls ein Grund, weshalb ich hier bin – um zu siegen.» Seinem Stammklub den Rücken zu kehren, sei dennoch kein einfacher Entscheid gewesen.

«Ich bin dem EVZ sehr dankbar, er hat mich in meiner bisherigen Karriere stets unterstützt.» Obwohl die Zuger Biasca seine Perspektiven aufzeigten, wussten ihn die Argumente der Freiburger und von Coach Roger Rönnberg, der den Stürmer während dessen Entscheidungsfindung ebenfalls kontaktiert hatte, mehr zu überzeugen.
«Es ist kein Geheimnis, dass dich die Leute versuchen zu überreden, zu wechseln. Aber viel mit überreden müssen war da nicht. Mein Bauchgefühl hat mir von Beginn an gesagt, bei Gottéron zu unterschreiben.»
Vom Bündnerland in die Innerschweiz
Dass Biasca auf dem Transfermarkt Begehrlichkeiten geweckt hatte, war seinem rasanten Aufstieg geschuldet. In Samedan geboren und aufgewachsen, stand er beim EHC St. Moritz erstmals auf dem Eis.
Als sein Vater, ein Chirurg, eine Stelle bei der Klinik St. Anna in Luzern erhielt, zog die Familie in die Zentralschweiz. Biasca bestritt im Alter von acht Jahren ein Probetraining beim EVZ – und blieb.
Derweil zog es seinen Vater mittlerweile wieder weiter. «Er ist heute unter anderem Teamarzt bei Ambrì-Piotta. Das ist immer lustig, wenn ich gegen die Tessiner spiele», schmunzelt Sohn Attilio.
Nachdem Biasca in der Meisterschaft 2020/21 im Erwachsenenhockey für die EVZ Academy in der Swiss League sein Debüt im Erwachsenenhockey gegeben hatte (4 Spiele, 1 Tor), folgte der Schritt nach Übersee.
Der Nachwuchs-Internationale heuerte in der kanadischen Junioren-Liga QMJHL bei den Halifax Mooseheads an.
Waren es in der Saison 2021/22 in 44 Partien noch 13 Tore und 4 Assists für den Stürmer, stiess er das Jahr darauf mit den Mooseheads bis in den Playoff-Final vor und kam in 78 Partien auf das Total von 29 Treffern und 40 Vorlagen.
Auch aufgrund dieser Leistungen fungierte er bei der U20-WM 2022 als Captain der Schweizer Nationalmannschaft. «Kanada war eine tolle Erfahrung. Auf dem kleinen Eisfeld ist das Hockey noch schneller und gefährlicher.

Genau dieses schnelle Spiel willst du haben», so Biasca, der sich mit dem Wechsel nach Nordamerika einen Kindheitstraum erfüllen konnte. «Dieses Ziel zu erreichen, war schon mega cool.
Leider haben wir in meinem letzten Jahr den Playoff-Final mit 2:4 verloren. Wir hatten eine grossartige Truppe, ich fand Freunde fürs Leben.»
Schwierige letzte Saison
Zurück in der Schweiz, schlug Biasca sofort ein. In seiner ersten National League-Saison erzielte er für die Zuger sogleich zehn Tore. «Ich hatte das Glück, dass es ein paar verletzte Spieler gab.
So habe ich die Chance bekommen – und sie gepackt.» Die Beletage des Schweizer Eishockeys sei schon ein anderes Level gewesen als noch bei den Junioren. «Aber es macht Spass.
Man kann sich jedes Jahr verbessern, nur das zählt.» Die Freude ging bei Biasca im letzten Championat dann zuweilen ein wenig verloren.
Auch aufgrund seines Abgangs ein Stück weit auf dem Abstellgleis, sank seine Eiszeit pro Spiel in der Regular Season im Vergleich zur Vorsaison von 13:20 Minuten auf 12:05 Minuten.
Das wirkte sich auch auf seine Produktivität aus. Biasca, inzwischen im erweiterten Kreis der A-Nationalmannschaft, kam noch auf fünf Saisontore.

«Ich hatte mental Mühe mit dem Wechsel, alles wurde mir ein bisschen zu viel», spricht Gottérons neue Nummer 17 ganz offen. «Aber ganz ehrlich, vielleicht war es gar nicht so schlecht, ein schwieriges Jahr zu durchleben.
Es zeigt auf, dass man zufrieden sein muss, wenn man seine Chance erhält, und man sie ergreifen muss. Schliesslich wartet immer jemand darauf, deine Position einzunehmen.» Heute sage er deshalb, dass ihm diese negative Erfahrung gutgetan habe.
Dass sein Aufstieg zu schnell vonstattengegangen ist, denkt Biasca hingegen nicht. «Der mentale Aspekt spielt einfach eine wichtige Rolle. Daran habe ich diesen Sommer viel gearbeitet. Ich bemerke diesbezüglich bereits einen grossen Unterschied.»
Er sei jetzt viel lockerer auf dem Eis und könne sein Spiel spielen. «Der Kopf wird im Eishockey noch immer unterschätzt. Man muss auch an der mentalen Seite arbeiten, nicht nur an der Physis.» Darum gehe er eine oder zwei Stunden in der Woche zu einer Sportpsychologin. «Das hilft mir sehr.»
Der Panzer-Vergleich
Auf dem Eis sind die Qualitäten Biascas offensichtlich. «Er ist ein Panzer. Wann immer er die Chance bekommt, fordert er die Verteidiger heraus und drängt sie mit Tempo oder Checks zurück.
Regelmässig generiert er dank seiner Geradlinigkeit und Schnelligkeit Konterchancen und spielt seine Stärke im Eins-gegen-Eins und seine Schussstärke aus», heisst es in einem Scouting Report über den Neo-Freiburger.
«Als Panzer sehe ich mich nicht gerade», lacht Biasca, «aber ich bin sicher einer, der sehr aggressiv spielt. Ich will die Scheibe in der offensiven Zone haben.»
In den bisherigen Spielen bewies er seine Fähigkeiten an der Seite von Christoph Bertschy und Sandro Schmid. «Das sind zwei super Spieler, das macht es einfach», so der Power-Stürmer.

Er sei begeistert, ihn in seinem Team zu wissen, sagt Rönnberg über Biasca. «Er ist ein Junge mit viel Talent und Leidenschaft. Im Spiel ist er tough und intensiv, bringt aber auch viele Skills mit. Und er ist ein guter Teamkollege.
Die alteingesessenen Gottéron-Spieler lieben ihn schon jetzt», ist der Schwede voll des Lobes. Biasca gibt die Blumen sogleich zurück. «Wenn du Fehler machst, ist der Trainer dir nicht böse.
Vielmehr sagt er, man solle es nochmals versuchen. Als junger Spieler gibt dir das Selbstvertrauen.
Es ist top, wie Rönnberg das macht», erklärt Biasca, der sich in Düdingen ein neues Zuhause eingerichtet hat – alleine. Es gebe keine Zuger WG mit Ludvig Johnson, der wie er vom EVZ nach Freiburg gewechselt ist.
Volles Haus und Emotionen
Jetzt freut er sich, Partien als Heimspieler in der BCF-Arena austragen zu können. «Das Stadion ist ja seit Frühling 2023 immer ausverkauft, das ist verrückt. Die Halle war auch letzte Saison, als es Freiburg zu Beginn nicht lief, voll.

Das sagt viel über die Fans aus. Das war sicherlich auch ein Grund für meinen Wechsel. Du willst mit diesen Emotionen spielen können. Als wir mit Zug hier spielten, konnte man sich auf der Bank kaum verständigen, so laut war es.»
Mit seinem intensiven Eishockey ist Biasca geradezu prädestiniert, um die Stimmung der Gottéron-Fans weiter anzuheizen.
Über Attilio Biasca
Geboren: 18. März 2003. Grösse: 186 cm. Gewicht: 89 kg. Stock: links. Bei Fribourg-Gottéron seit: 2025. Vertrag bis: 2028. Bisherige Klubs: EV Zug, Halifax Mooseheads (QMJHL), EVZ Academy,






