Zwei Stile prägen die Mode für Frühjahr und Sommer 2022: radikal bequem oder radikal sexy. Entweder Alltag oder Ausgehen. Ein Mittelding? Die Jogginghose.
Frau rosa weiss kurzhaarig
Sexy: Enganliegende Kleidung erlebt ihr Mode-Comeback. Bodycon nennt sich der Stil nun. Zum Beispiel auch zu sehen bei Gang (Jeans ca. 99 Euro (etwa 101 Franken). - Gang/dpa-tmn
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Das Wichtigste in Kürze

  • Der Sommer 2022 kommt mit femininen, sexy Outfits: «Bodycon» und hautfreie Looks.
  • Wer's lieber weit hat, greift zur eleganten (!) Jogginghose.
  • Starke Farben und coole Sprüche verstärken den Endlich-wieder-Sommer-Effekt.

Haben Sie auch diese Sehnsucht nach Ausgehen, sich schick machen? Weg mit den Schlabberklamotten, her mit den knappen Oberteilen, den eng anliegenden Kleidern? Den Outfits voller Leben?

Das wird wiederkommen. Versprochen! Die Modeschauen zu den Kollektionen der Saison Frühjahr/Sommer waren voll davon.

Die Frage wird vielleicht aber sein: Wann genau ist der Pandemie-Alltag wieder offen dafür? Und muss das Bequeme jetzt ganz weg?

Aber von Anfang an: Die Kollektionen der Designer und Modelabels sind sehr unterschiedlich. So finden sich für Frauen sehr feminine Outfits. Sie sind sexy, oft hauteng.

Nach ein paar Jahren, in denen die Figur unter weiten Schnitten eigentlich nicht mehr zu sehen sein sollte, fällt diese Entwicklung ins andere Extrem auf.

Röcke, so kurz wie das Leben

Der Trend zum Hautengen nennt sich jetzt «Bodycon» und geht auch einher mit bauchfreien Looks, oft nur mit einem (Bikini-)BH als Oberteil. Dazu hochgeschlitzte Röcke, wenn sie denn lang sind, vor allem aber superknappe Minis.

Transparente Materialien und sogenannte Cut-outs – bewusst gesetzte Ausschnitte im Stoff – zeigen Haut an besonders reizvollen Stellen des Körpers.

Frau Jeans BH schwarz
BHs dienen derzeit gerne als Oberteil. Reserved zum Beispiel kombiniert dazu Jeanshose und -hemd (Jeanshemd ca. 26 Euro (etwa 28 Franken), Bra ca. 18 Euro (etwa 18.50 Franken), Hose ca. 30 Euro (etwa 31. Franken)). - Reserved/dpa-tmn

Das Deutsche Mode-Institut (DMI) blickt bei der Interpretation dieser Stücke auf das, was uns alle derzeit am meisten bewegt: die Pandemie, ihre Folgen für unseren Alltag und die daraus entstehenden Sehnsüchte.

Die Analysten sprechen in ihren «11 Thesen für 22» daher von einer «unbändigen Lust auf Kleidung, die politisch unkorrekt sexy ist».

Eine Mode, die Abenteuer nachholt und sich damit zurückholt, was uns die Pandemie gestohlen hat.

«Jetzt wollen wir unsere Zeit nutzen und unsere Körper geniessen», so das DMI.

Frau Hose eng Seil
Es gibt einen neuen Trend zu einer selbstbewussten Körperbetonung, genannt Bodycon. Hier ein Beispiel mit Cut-outs am Hosenbund von misterlady (Jeans ca. 36 Euro (etwa 37 Franken). - misterlady/dpa-tmn

Nach Kontaktbeschränkungen und Abstandhalten sei der Nachholbedarf nach Körperlichkeit so gross, dass selbst die Kleidung dieses Signal aussendet.

Deswegen trage man jetzt eben unter anderem «Röcke, so kurz wie das Leben», so die Modeanalysten.

«Wie ein Aufwachen», beschreibt auch Burberrys Chief Creative Officer, Riccardo Tisci, die Kollektion des Hauses.

Sie soll nach den Lockdowns den Menschen die Freiheit zurückgeben, zu träumen und sich jung und lebendig zu fühlen.

Auch Brunello Cucinelli setzt hier an: Seine Kollektion solle zu einer positiven Stimmung beitragen, die Freude, Energie und Lebenskraft ausstrahlt.

Frau Rock Bikini Bergpanorama
Knappe Oberteile bleiben angesagt - und ergänzen einen weiteren Trend: Den enganliegenden Bodycon-Stil. Aniston by Baur kombiniert dafür ein Bikinioberteil mit einem langen Rock (Rock ca. 50 Euro (etwa 51 Franken), Jeansjacke ca. 60 Euro (etwa 61 Franken)). - Sandra Weimar/Aniston by Baur/dpa-tmn

Man trage nicht mehr nur, was wirklich nötig ist, sondern es komme der Wunsch zurück, sich gut anzuziehen, heisst es im Kollektionsbericht.

Das setzen die Designer um, indem sie die klassischen Schnitte, für die das Haus bekannt ist, mit fliegenden Federn, Pailletten und funkelnden Netzstoffen versehen.

Auch die weite Kleidung bleibt

Das spricht Sie nicht an? Sie können beruhigt sein: Die andere Seite der aktuellen Kollektionen für 2022 besteht weiterhin aus dem Bequemen und dem Weiten.

Da sind weiterhin die Jogginghosen und andere gemütlich wirkende Hosenmodelle, da sind Hoodies und viele, viele weite Flatterhemdchen. Und zwar so, wie wir sie wollen: fürs Einkuscheln zu Hause ebenso wie fürs Rausgehen.

Frau Hosenanzug apricót
Weite lässige Schnitte bleiben im Trend – aber sie sehen oft eine Spur schicker aus als zu Hochzeiten der Pandemie. Hier ein Beispiel von s.Oliver (Bluse ca. 80 Euro, Hose ca. 90 Euro). - s.Oliver/dpa-tmn

Aber die Stücke erhalten in vielen Kollektionen einen Twist ins Elegante, sodass Jogginghose und Sweatpullover nun wahrhaftig büro- und ausgehtauglich sind. Sie konkurrieren sogar mit Anzug und Blazer. «Athflow» nennt sich dieser Trend.

Vor allem bei den Kollektionen, die im Vorfrühling bis Frühling auf den Markt kommen, stehen noch die bequemen Stücke stark im Fokus.

Das mag am Wetter liegen, das uns hierzulande im Frühlingsregen oft noch auf die Couch verbannt. Aber auch daran, dass die Pandemie im Frühjahr noch stärker unseren Alltag im Griff haben könnte.

Mehr Freizügigkeit im Entspannungssommer

Echte Entspannung sollte es im Sommer geben, sagen die Medizinexperten.

Und das haben die Designer gehört: Sie lassen dann eher die Jogginghosen zu Hause und setzen stärker auf sexy Mode, auf Stücke in starken, fröhlichen Farben, mit Mustern und Motiven, die für das pralle Leben stehen.

Frau Kleid blau türkis
Wie ein Tag am Meer: Urlaubsgefühle möchte auch liv bergen in seiner aktuellen Kollektion vermitteln (Kleid ca. 149 Euro (etwa 152 Franken). - liv bergen/dpa-tmn

Und auch auf eine Mode, die sich wie Sommerferien anfühlt. Seine Kollektion «Hey Vacay» (Kurzform für das englische Wort «vacation») vergleicht das Label Oui zum Beispiel mit einem «Koffer voller Vorfreude».

Liv Bergen setzt nicht nur auf die Farbwelt von Fiji, den Malediven und Mauritius.

Sondern man liest auf Shirts und Kleidern auch Sprüche wie «Daydrinking & Daydreaming» – um laut dem Label die letzten anstrengenden und zermürbenden Monate im Homeoffice und in Isolation zu vergessen.

Wenn das nicht gute Aussichten sind.

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