Der Berner Tierpark Dählhölzli will eine seiner ältesten Anlagen ersetzen: das Steinbockgehege. Entstehen soll eine grosse Alpenlandschaft mit hochalpiner Zone und subalpinem Wald.
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«AareAlpen» nennt der Tierpark die 4,3 Mio. Franken teure neue Anlage. Neben Steinböcken und Gämsen werden sich auch Murmeltiere und Alpenkrähen dort tummeln.

Die Tierparkkommission und der Stadtberner Gemeinderat haben das Geschäft genehmigt, wie aus einer Mitteilung des Tierparks vom Montag hervorgeht. Definitiv entscheiden wird das Stadtparlament nach den Sommerferien.

«Wir sind guter Hoffnung, dass der Stadtrat sich gerne den Empfehlungen der Tierparkkommission und des Gemeinderates anschliessen wird und wir die Anlage für den König der Alpen in der Bundesstadt errichten dürfen», schreibt der Tierpark weiter.

Ein nicht unbeträchtlicher Teil der Mittel dürfte in die Sicherung des Aarehangs fliessen. Der Aarehang in Bern ist an manchen Orten instabil. Der Untergrund des Steinbockgeheges ist nach Angaben des Tierparks mit Kavernen durchsetzt.

Die bisherige Anlage ist weder für die Tiere noch für die Besucher mehr zeitgemäss. Neu sollen die Alpenbewohner mehr Platz und mehr Rückzugsmöglichkeiten erhalten. Die Besucher wiederum sollen die Tiere direkter erleben können als durch vier Meter hohe Zäune.

Auf einem «Wildererpfad», der die Anlage von unten nach oben durchquert, wird die Geschichte des Steinbocks erlebbar gemacht.

«Kletternde Apotheke»

Bis Mitte des 15. Jahrhunderts war der Steinbock im gesamten Alpenbogen verbreitet. Mit dem Aufkommen von Feuerwaffen ging es dem stolzen Alpenbewohner aber an den Kragen.

Dazu beigetragen hat wohl in vielen Fällen der Hunger der Bergbevölkerung. Doch auch die von Aberglaube geprägte Volksmedizin trug das ihrige zur Ausrottung bei. Die zerriebene Hornspitze galt als Potenzmittel und das Blut als Mittel gegen Blasensteine.

Auch Magenteile des Alpentiers waren begehrt; man glaubte fest an ihre Wirkung gegen die Melancholie. 1809 wurde der letzte Steinbock der Schweiz erlegt.

Dem König geklaut

Die zur Wiederansiedlung nötigen Tiere beschafften sich die Schweizer Anfang des vergangenen Jahrhunderts in Italien - illegal. Der damalige italienische König hatte sich nicht geneigt gezeigt, aus seinen Beständen, die er sich zum Jagdvergnügen hielt, Tiere in die Schweiz zu verkaufen.

Im Jahr darauf stahl der Berufswilderer Giuseppe Bérard zwei Geissen und einen Bock in Italien und schaffte sie in den Schweizer Tierpark Peter und Paul in St. Gallen. Der verwegene Bérard tat dies mit kolportierter politischer Unterstützung.

Was dann folgte, kann man getrost als Erfolgsgeschichte bezeichnen. Heute ist der Steinbock mit über 45'000 Exemplaren wieder im gesamten Alpenbogen verbreitet. In der Schweiz allein leben über 15'000 Tiere.

2006 schenkte die Schweiz dem Nachbarland Italien 40 Steinböcke als «symbolische Rückgabe».

-Mitteilung der Stadt Bern (mis)

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