Sechs mystische Moorwanderungen in der Schweiz
Moore sind Naturschönheiten und wichtige Ökosysteme. Eine Wanderung durch die einzigartigen Landschaften ist ein Augenschmaus – vor allem im Herbst.

Das Wichtigste in Kürze
- In der Schweiz gibt es 1268 Flachmoore und 551 Hochmoore.
- Die Moore stehen seit 1987 unter Schutz.
- Rund um die Moore gibt es viele schöne Wandermöglichkeiten.
«More Moor» möchte man am liebsten ausrufen! Besonders im Herbst. Dann, wenn sich diese wertvollen Landschaften in den schönsten Farbtönen zeigen, womöglich die Wolken tief hängen, leichte Nebelschwaden aufsteigen und alles in ein mystisches Licht hüllen – einfach einzigartig.
Doch in den vergangenen 200 Jahren wurden laut dem Bundesamt für Umwelt (Bafu) fast 90 Prozent der Moore in der Schweiz zerstört. Deshalb stehen die verbliebenen 1268 Flachmoore und 551 Hochmoore (Stand 2020) seit der Annahme der Rothenthurm-Initiative 1987 in der Schweiz unter Schutz.
Die beiden Begriffe haben übrigens nichts mit der Höhe oder Ausdehnung zu tun, sondern damit, woher sie das Wasser erhalten. Flachmoore werden von Grundwasser genährt, sind meist jünger und reich an seltenen Pflanzen, weil der Boden weniger sauer ist.
Hochmoore hingegen werden durch Regen- und Oberflächenwasser versorgt und beherbergen weniger, aber spezialisiertere Pflanzen wie die Moosbeere oder das Wollgras. Wer diese Moorlandschaften besucht, sollte unbedingt die vorgegebenen Wege benutzen und die geltenden Regeln einhalten.
Pfäffikersee ZH
Die Gegend hat mehr zu bieten als den Juckerhof in Seegräben am Südufer, zum Beispiel die grösste Moorlandschaft des Kantons Zürich. Aber natürlich lässt sich eine Moorwanderung um den Pfäffikersee perfekt mit einem Besuch auf dem Erlebnisbauernhof verbinden.

Vom hübschen Dorfkern von Pfäffikon aus gestartet, erreicht man schon bald das römische Kastell Irgenhausen und bekommt von der kleinen Anhöhe einen guten Überblick über das riesige Moorgebiet.
Die Riedwiesen rund um den Pfäffikersee sind Flach- und Hochmoore von nationaler Bedeutung und wichtige Ökosysteme. Nach der Badi in Auslikon führt der Weg nahe dem Seeufer entlang. Direkt ans Wasser kommt man über diverse Fischerstege. Bald schon erreicht man das Bauerndorf Seegräben, wo man auf dem Erlebnisbauernhof einen Zwischenhalt einlegen kann.
Gemütlich geht es weiter, vorbei an hohen Schilfgürteln, die unzähligen Tierarten einen Lebensraum bieten. Was darin alles kreucht und fleucht, erfährt man im Naturzentrum am oberen Ende des Sees.
Rothenthurm SZ
Es ist so etwas wie die Ikone, wenn es um Moorgebiete geht – das Hochmoor in Rothenthurm.
Hätten in den 1970er-Jahren nicht ein paar Unerbittliche für dessen Erhalt gekämpft und die Moorschutz-Initiative lanciert, als das Militär darauf einen Waffenplatz plante, gäbe es heute vielleicht keine Moorgebiete mehr. Oder zumindest einige weniger.

Mit einer Fläche von über 100 Hektaren gilt das Gebiet zwischen Rothenthurm und Biberbrugg als das grösste Hoch- und Heidemoor der Schweiz. Die Hochebene mit den verfärbten Moorpflanzen, den Birken, Fichten und Bergföhren könnte gut auch irgendwo im Norden stehen.
Der ausgeschilderte Moorweg führt über Kieswege, Trampelpfade, Holzprügelwege und Stege über offenes Gelände, aber auch durch Fichtenwälder an der mäandernden Biber entlang Richtung Biberbrugg (Schweiz-Mobil-Route 835).
Sörenberg LU
Insgesamt fünf Tagestouren kann man im Gebiet um Sörenberg unternehmen, so reichhaltig ist die Gegend an Moorlandschaften.
Wer nicht gleich den über 80 Kilometer langen Moorlandschaftspfad in der Unesco Biosphäre Entlebuch wandern will, bekommt auf dem grossen Moorrundweg auf der Rossweid oberhalb von Sörenberg einen ersten Überblick.
Auf dem rund fünf Kilometer langen Erlebnispfad bis zur Salwiden und zurück zur Rossweid erfährt man so einiges über die Entstehung, die Tier- und Pflanzenwelt, aber auch Mythen und Geschichten, die sich ums Moor ranken. Gut möglich, dass die Tour mit den 17 interaktiven Zwischenstopps etwas länger ausfallen könnte.
Denn bei der Rossweid lockt auch noch die Erlebniswelt Mooraculum, wo kleine und grosse Forscher Rätsel lösen und Experimentieraufträge ausführen können.
Wolzenalp, Krummenau SG
Richtig himmlisch! Man steigt in Krummenau in die Sesselbahn und schwebt hinauf ins weisse Nichts.
Eine Wanderung im Nebel auf der Wolzenalp ist mystisch und auch etwas gespenstig. Wird hinter der nächsten Birke gleich eine Hexe oder ein Ungeheuer hervorspringen?

Von der Bergstation führt der Weg erst dem Moor entlang, dann über eine Wiese, bevor man richtig ins Hochmoor Rietbach eintaucht. Mal geht es über schmale Holzstege, mal über Wurzelstöcke, vorbei an Sumpfkratzdistel, Blutwurz oder schmalblättrigem Wollgras. Und immer wieder natürlich am Torfmoos, dem Baumeister der Hochmoore, vorbei.
Dieses bildet eine geschlossene Decke, welche den Torf schützt und vor Austrocknung bewahrt. Wer will, kann den gut ausgeschilderten Moorweg auch mit nackten Füssen begehen und die weiche, feuchte Unterlage mit allen Sinnen erleben.
Stazerwald Celerina GR
Dass die Gegend um den Stazerwald auf dem Gemeindegebiet von Celerina ein Moorgebiet von nationaler Bedeutung ist, geht auf die zahlreichen Gletscher zurück, die diese Landschaft mit den rundgeschliffenen Hügeln hinterlassen haben.

In den Mulden und auf Terrassen liegen die Moore auf wasserstauendem Moränenmaterial. Rund 35 Hektaren Moorfläche umfasst der Stazerwald. Es lohnt sich, nicht nur den Weg rund um den idyllischen Stazersee zu begehen.
Besonders reizvoll – und wenig begangen – ist derjenige über Palüd dals Pelets und Mauntschas, wo die Moränenwälle einen See aufstauten, dessen Verlandung zur Moorbildung führte. Aber auch auf dem Barfussweg zwischen God da Spuondas, Fullun und La Stretta kann man viele kleinere, unberührte Moorflächen entdecken.
Chaltenbrunnen ob Meiringen BE
So einfach ist das Moorgebiet Chaltenbrunnen nicht zu erreichen, liegt es doch hoch über dem Talboden von Meiringen auf knapp 1800 Höhenmetern.
Dank dieser Abgeschiedenheit ist das höchstgelegene Hochmoor Europas mit unzähligen kleinen Tümpeln und Seen immer noch ein Idyll. Denn hier wurde nie Torf abgebaut, und das Moor blieb praktisch unberührt.
Allerdings muss man sich für eine Tour auch etwas Zeit nehmen. Die gut fünfstündige Rundwanderung beginnt in Meiringen und führt anfangs teilweise steil auf die Chaltenbrunnenalp. Über Alpweiden gelangt man zum Hochmoor auf der Hochebene, wo Infotafeln Auskunft über das Naturschutzgebiet geben.
Begleitet von einem wunderbaren Panorama geht es weiter via die Wandelalpen und Isetwald wieder Richtung Meiringen, wo als Dessert der Rychenbachfall wartet.