Ferien machen mit Arztzeugnis? Kompliziert!

Reto Suter
Reto Suter, Travelnews

Zürich,

Ferien trotz Arztzeugnis – ist das erlaubt oder ein Kündigungsgrund? Viele Berufstätige glauben, eine Krankschreibung sei gleichbedeutend mit einem Reiseverbot.

Arztzeugnis Ferien
Ist es erlaubt, krankgeschrieben in die Ferien zu verreisen? Wir haben bei einem Professor für Arbeitsrecht nachgefragt. - Travelnews / pexels

Das Wichtigste in Kürze

  • Kann man mit einem Arztzeugnis in die Ferien reisen?
  • Die Rechtslage ist nicht in jedem Fall eindeutig.
  • Entscheidend ist der medizinische Nutzen einer allfälligen Reise.

Krank zu Hause – und trotzdem reif für die Insel? Die Vorstellung, mit Arztzeugnis im Gepäck in die Ferien zu reisen, sorgt schnell für Diskussionen am Arbeitsplatz.

Ist das nicht Missbrauch?

Zahlreiche Arbeitnehmende gehen davon aus, dass mit dem Arztzeugnis auch die Pflicht einhergeht, das Haus oder zumindest die nähere Umgebung des Wohnorts nicht zu verlassen.

Krankschreibung schliesst Reisen nicht aus

Schon gar nicht für ein paar Tage im Tessin oder am Mittelmeer. Doch so einfach ist es nicht.

Tatsächlich steckt mehr juristische Feinheit in dieser Frage, als viele denken. Denn nicht jede Reise ist mit Partyferien gleichzusetzen – manchmal kann ein Tapetenwechsel sogar zur Genesung beitragen.

Grundsätzlich sei es erlaubt, krankgeschrieben in die Ferien zu verreisen, sagt Roger Rudolph, Professor für Arbeitsrecht an der Universität Zürich.

«Allerdings immer unter der Voraussetzung, dass die Reisestrapazen den Genesungsprozess nicht vereiteln beziehungsweise verlangsamen.»

Klima kann am Ferienort besser sein

Ein Spaziergang an der Adria kann unter Umständen besser sein für den Heilungsverlauf als das Sofa in der dunklen Mietwohnung.

Trotzdem sollte niemand einfach kommentarlos verreisen. «Mindestens informieren, besser sogar vorgängig das Okay der Arbeitgeberin einholen», rät Rudolph.

Bist du schon einmal mit Arztzeugnis verreist?

Denn formell liegt das Weisungsrecht über Ferien beim Arbeitgeber. «Manchmal kann es auch Schwierigkeiten mit der Taggeldversicherung geben, vor allem wenn die Reise ins Ausland geht», so der Experte.

Im Extremfall könnte laut Rudolph sogar die Kündigung drohen.

Wichtig zu wissen: Wer krankgeschrieben verreist, muss damit rechnen, dass die Zeit trotzdem als Ferienbezug gewertet wird. Die freie Zeit ist also möglicherweise futsch – trotz Arztzeugnis.

Umgekehrt gibt es auch gute Nachrichten: Wer während der Ferien ernsthaft krank wird, hat Anspruch auf Nachgewährung der Ferientage. Aber nur, wenn die Krankheit so schwer ist, dass Erholung nicht möglich ist.

«Eine hartnäckige Grippe, die einen ans Bett fesselt, reicht – leichtes Kopfweh eher nicht», sagt Rudolph.

Das Fazit: Krankschreibung bedeutet nicht automatisch Reiseverbot – entscheidend ist der medizinische Nutzen.

Und: Wer ohne Rücksprache verreist, riskiert arbeitsrechtliche und versicherungstechnische Konsequenzen.

Hinweis: Dieser Artikel wurde zuerst auf «Travelnews.ch» publiziert.

Kommentare

User #5789 (nicht angemeldet)

lch gebe zu, ich verstehe so einiges an der deutschen Gesetzgebung und in deren Arbeitsrecht nicht. Das Beamtentum hat auch ein absurdes Ausmass angenommen. Warum müssen Lehrer verbeamtet werden? um Beiträge an die Rentenkassen einzusparen? Warum bekommt ein Beamter doppel so viel Rente wie ein "normaler" Arbeitnehmer, der sich manchmal von Arbeitgeber zu Arbeitgeber weiterreichen lassen muss? Warum wird jemandem, der offenbar unheilbar krank ist und jede Behandlung verweigert, der Arbeitsplatz freigehalten? So hat diese Lehrerstelle doch gleich den doppelten Preis für den Staat! Dieser alte, feudalherrschaftliche Zopf des Beamtentums gehört meiner Meinung nach abgeschafft. Arbeitsmarkt ist Arbeitsmarkt und es sollten für alle die gleichen Regeln gelten. Krank: 80% Krankentaggeld, Kündigungsschutz zeitlich begrenzt, unheilbare Krankheit: IV-Rente gemäss einbezahlter Anwartschaft. Klare Regeln für alle geltend = mehr Gerechtigkeit. Aber was soll's. Ist ein anderes Land. Wenn sie es sich leisten können?

User #5585 (nicht angemeldet)

. . . ich war früher bei einer Krankenkasse beschäftigt, da wollte jemand mit einem Bandscheibenvorfall für 2 Wochen nach Dpanien fahren - ich habe ihn zu einem medizinischen Gutachter geschickt. ERGEBNIS: "Es herrscht kein Hinderungsgrund", da der Patient selbst bestimmend handeln kann und bei größeren Schmerzen ja auch selbstbestimmend mit der Fahrt pausieren kann . . . Muss man da sonst noch viel dazu sagen . . . ? Leben und "Über-Leben" auf Kosten der Allgemeinheit. Ein Zeitgeist, der uns überrennt und uns so umdenken lässt, dass wur genauso schamlos handeln Daran geht unser Wohlstand zu Grunde und die Gewinner sind wiederum die, die *noch* schamloser sind !!! Das Leben endet einfach in einer Sackgasse mit einem Ausgang, der für ganz Schmächtige 😉🤔 durchgängig ist.

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