Sexlose Beziehungen: Wenn die Lust verschwindet

Karolin Hallberg
Karolin Hallberg

Bern,

Im Bett läuft schon länger nichts mehr. Die letzte intime Begegnung liegt Wochen oder sogar Monate zurück – ist eure Beziehung am Ende?

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Häufig hat in Beziehungen ein Part weniger Lust auf Sex – das kann für Frustration sorgen. - Depositphotos

«Wann hatten wir eigentlich das letzte Mal Sex?» Diese Frage kennen viele Paare in langjährigen Beziehungen. Die Antwort kommt oft zögerlich, vage, beschämt.

Dabei ist das Phänomen alles andere als selten: Nach einem Jahr Beziehung beklagen 50 Prozent aller Paare zu wenig Sex, nach sechs Jahren sind es bereits 70 Prozent.

Doch wann wird wenig Sex zum Problem – und wann ist es völlig normal?

Was Statistiken über Sex in Beziehungen verraten

Die sexuelle Aktivität sinkt mit der Beziehungsdauer dramatisch. Paare zwischen 35 und 44 Jahren mit unter zwei Jahren Beziehung haben neun- bis zehnmal monatlich Sex.

Bei einer Beziehungsdauer von zwei bis fünf Jahren sind es nur noch sechs Mal. Nach sechs Jahren Beziehung pendelt sich die Häufigkeit bei vier bis sechs Mal pro Monat ein.

Wie viel Sex macht glücklich?

Eine kanadische Studie der University of Toronto zeigt: Einmal Sex pro Woche macht Paare besonders zufrieden. Mehr Sex steigert das Glück nicht weiter, weniger senkt es deutlich.

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Sex schafft Verbindung – und die sorgt für eine langfristig glückliche Beziehung. - Depositphotos

Während des Sex schüttet der Körper Oxytocin aus – das Bindungshormon lässt uns unserem Partner näher fühlen. Doch 40 Prozent der Männer hätten gern mehr Sex, bei Frauen sind es nur 19 Prozent. Diese Diskrepanz birgt Konfliktpotenzial.

Die häufigsten Ursachen für nachlassende Lust

Stress im Alltag frisst Energie und Libido. Berufliche Belastung, finanzielle Sorgen, Kinderbetreuung und Haushalt lassen schlicht keine Kraft mehr für Intimität.

Viele Partner haben einfach nicht mehr die geistige, körperliche oder emotionale Bandbreite für Sex. Auch die Gesundheit spielt eine entscheidende Rolle: Diabetes, Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Bluthochdruck, Schilddrüsenunterfunktion oder chronische Schmerzen erschweren sexuelle Aktivität massiv.

Psychische Erkrankungen wie Depressionen oder Angststörungen dämpfen die Lust ebenso wie viele Medikamente – besonders Antidepressiva, Betablocker oder die Antibabypille. Bei Frauen verursachen Schwangerschaft, Stillzeit, Wechseljahre oder Endometriose hormonelle Veränderungen, die das Verlangen senken.

Männer kämpfen häufiger mit Erektionsproblemen oder vorzeitigem Samenerguss, was zu Versagensängsten führt.

Wenn Beziehungsdynamiken die Lust töten

Anhaltende Konflikte vergiften die Atmosphäre im Schlafzimmer. Partner, die tagsüber streiten und kämpfen, können abends nicht plötzlich leidenschaftlich sein.

Auch fehlende Selbstliebe blockiert körperliche Intimität: Wer sich selbst nicht attraktiv findet, kann sich schwer fallenlassen.

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Ständiges Streiten ist der Lustkiller Nummer 1 und sorgt für, dass Paare im Bett nicht mehr zueinander finden. - Depositphotos

Routine erstickt die Leidenschaft langsam aber sicher. Immer dieselben Abläufe, dieselben Positionen, keinerlei Überraschungen – der Sex wird mechanisch und langweilig.

Manche Paare haben auch einfach unterschiedliche Vorstellungen davon, was guter Sex ist, trauen sich aber nicht, darüber zu sprechen.

Wann wird wenig Sex zum echten Problem

Weniger Lust ist nicht pathologisch. Es ist völlig normal, mal mehr und mal weniger Interesse an Sex zu haben – oder permanent wenig Lust zu verspüren.

Zum Problem wird es erst, wenn ein Partner deutlich mehr Sex möchte als der andere und mit dieser Diskrepanz nicht leben kann. Dann leiden beide: Der eine fühlt sich abgewiesen und ungeliebt, der andere entwickelt Schuldgefühle und das Gefühl, nicht zu genügen.

Diese Dynamik vergiftet die gesamte Beziehung. Wichtig ist: Sexuelles Desinteresse darf man nicht persönlich nehmen.

Es bedeutet nicht automatisch, dass die Liebe erloschen ist oder der Partner einen nicht mehr attraktiv findet. Oft stecken ganz andere Faktoren dahinter.

Kommunikation als Schlüssel zur Lösung

Nichts tötet Lust mehr als ständiges Reden darüber, wie wenig Sex es gibt. Dennoch bleibt Kommunikation unverzichtbar – nur eben die richtige Art.

Statt Vorwürfe zu machen, braucht es echte Neugier auf den Partner. Ladet euch gegenseitig zu einem ruhigen Gespräch ein, ohne Ablenkung und Zeitdruck.

Viele Menschen haben nie gelernt, über Lust und Erotik zu sprechen – abgesehen von rein körperlichen Begriffen fehlt oft die Sprache dafür. Doch genau diese Sprache müsst ihr gemeinsam entwickeln.

Plant bewusst Paarzeit ein, in der ihr euch aufeinander konzentriert. Manchmal hilft es sogar, Sex zu planen – das nimmt den Druck raus und schafft Vorfreude.

Alternative Wege zur Intimität

Sex ist nicht die einzige Form von Nähe und Verbundenheit. Kuscheln, Massagen, gemeinsames Baden oder einfach nur Händchenhalten schaffen ebenfalls Intimität.

Manche Paare entdecken, dass sie auch ohne penetrativen Sex eine erfüllte Beziehung führen können. Wichtig ist nur, dass beide Partner damit einverstanden sind.

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Für das "Wir-Gefühl": Gemeinsame Erlebnisse und Erfahrungen schweissen zusammen und können auch das Sexleben positiv beeinflussen. - Depositphotos

Fokussiert euch auf andere Formen der Zärtlichkeit und des Körperkontakts. Oft entsteht daraus ganz natürlich wieder mehr – ohne Druck und Erwartungen.

Probiert gemeinsam neue Dinge aus: Tanzkurse bringen Körper in Bewegung, Wellnesswochenenden entspannen, Spaziergänge in der Natur schaffen Raum für Gespräche. All das stärkt die Bindung und kann die Lust neu entfachen.

Wann professionelle Hilfe sinnvoll wird

Wenn Gespräche ständig in Streit münden und ihr alleine keine Lösung findet, ist Paartherapie der richtige Schritt. Ein neutraler Experte hilft euch, destruktive Muster zu erkennen und zu durchbrechen.

Sexualtherapie ist speziell dann sinnvoll, wenn körperliche Funktionsstörungen, Schmerzen beim Sex oder tiefsitzende Ängste im Spiel sind. Auch Online-Programme bieten wissenschaftlich fundierte Selbsthilfe für zu Hause. Wichtig: Eine Trennung wegen fehlender Sexualität ist selten der wahre Grund.

Meist liegen die Probleme tiefer – in ungelösten Konflikten, mangelnder Kommunikation oder individuellen Themen. Diese gilt es aufzuarbeiten, bevor man die Beziehung aufgibt.

Kommentare

Huldrych Ammann

Die Damen UNTERHALTEN sich lieber über Emanzipation, Empathie, Kharma, Aura, Kristalle und den restlichen Sinn des Lebens. 🥸

User #3864 (nicht angemeldet)

Meine 2 Thai Schatzeli haben nie Migräne oder keine Lust, da geht die Post ab, Täglich, morgens und abends, wir nehmen uns wirklich viel Zeit

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