Thomas Meyers Roman «Wolkenbruchs wunderliche Reise in die Arme einer Schickse» sorgte für Furore. Ab Donnerstag läuft er in der Schweizer Kinos.
Mama Wolkenbruch (Inge Maux) träumt davon, Sohnemann Motti (Joel Basman) – so Gott will – endlich unter die Haube zu bekommen.
Mama Wolkenbruch (Inge Maux) träumt davon, Sohnemann Motti (Joel Basman) – so Gott will – endlich unter die Haube zu bekommen. - DCM
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Das Wichtigste in Kürze

  • Thomas Meyers «Wolkenbruchs wunderliche Reise in die Arme einer Schickse» war ein Erfolg.
  • Nun hat Michael Steiner den Roman über einen jungen Zürcher Juden verfilmt.

Motti Wolkenbruch (Joel Basman) ist vielleicht nicht das Schönste, was die jüdische Gemeinde Zürich zu bieten hat. Aber liebenswert ist er alleweil – und intelligent auch, immerhin studiert der Junge Wirtschaft. Aber viel wichtiger: Der orthodoxe Jude ist im heiratsfähigen Alter – und das darf Frau Mutter (Inge Maux) nicht ungenutzt verstreichen lassen. A fein Medel muss her.

Diverse Mütter haben Motti als Gatte für ihre Töchter ins Auge gefasst.
Diverse Mütter haben Motti als Gatte für ihre Töchter ins Auge gefasst. - DCM

Aber Achtung, der Herr Wolkenbruch hat Ansprüche. Er möchte eine Frau, die ihm so richtig gefällt. Einen wohlgeformten, knackigen Tuches soll sie haben und etwas Chuzpe bitte auch. Doch so viele Treffen Mutter Wolkenbruch auch organisiert, die Liebe will sich bei Motti nicht recht einstellen.

Die schönste Schickse

Doch dann kommt Laura (Noémie Schmidt). Goldlocken, Rehaugen, geschwungene Lippen, französischer Akzent, ein Tuches, wie ihn Mottis Fantasie nicht schöner hätte formen können. Schlau ist sie und frech und neckisch und lebensfroh – und keinen Deut Jüdin. Während die Mutter schon Mottis Hochzeit mit einem netten, jüdischen Mädchen plant, beginnt «Wolkenbruchs wunderliche Reise in die Arme einer Schickse».

Was für ein hübscher kleiner Tuches: Schickse Laura (Noémie Schmidt) hat Motti gehörig den Kopf verdreht.
Was für ein hübscher kleiner Tuches: Schickse Laura (Noémie Schmidt) hat Motti gehörig den Kopf verdreht. - DCM

Basierend auf dem ebenso wunderbar getitelten, wie geschriebenen Buch von Thomas Meyer, hat Regisseur Michael Steiner die Leiden des jungen W. mit der Kamera eingefangen. Jungschauspieler Joel Basman ist mit Kippa, Bartlocken, steifer Kleidung und jiddischem Akzent kaum wieder zu erkennen.

Blickt Motti direkt in die Kamera, um etwa zu erklären, was Shidduch ist – ein arrangiertes Treffen, dass zur Ehe führen soll – zum Beispiel, dann gelingt dem Film, woran sich viele Schweizer Produktionen die Zähne ausbeissen: Er zupft einen am Ärmel und zieht ebendiesen bald voll rein.

Aufruhr im Quartier

Meyers Buch sorgte 2012 in orthodoxen Kreisen für einen Sturm der Empörung. Auch die Buchverfilmung mit dem kurzen Titel «Wolkenbruch» getraut sich was. Launisch und amüsant ist das Stück, keck und frech, getraut sich, jüdische Stereotypen - die der Schweizer Bünzligkeit nicht immer fern sind - aufs Korn zu nehmen und sich selber nicht allzu ernst zu nehmen.

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Szene aus dem Film «Wolkenbruch». - DCM

Einzig die Laura, die der Zuschauer natürlich aus Mottis Perspektive kennenlernt, ist zu bemängeln: Die Frau ist so schön und charmant, dass ihr augenblickliches Interesse am verstockten Wolkenbruch eher pathologisch, denn erfrischend, wirkt.

Und während es dem Film zu Beginn gelingt, direkt ins Geschehen zu springen und Tempo zuzulegen, ohne zu stolpern, wirkt das Ende hastig herbeigeführt. Da waren zu wenige Minuten auf der Filmrolle und zu vieles zu erzählen, scheint es. Die Eile ist schade, hätte Michael Steiner sein Publikum doch locker länger auf den Kinosessel bannen können.

★★★★☆   
Ab dem 25. Oktober im Kino.

Wolkenbruch (Michael Steiner, CH 2018)
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