Nach einem Herzinfarkt erhalten Patientinnen und Patienten Medikamente zur Vorbeugung. Nur sollen viele Betroffene in der Schweiz sie nicht nehmen.
Medikament Rivaroxaban
Medikamente in einem Schrank. (Symbolbild) - Keystone
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Das Wichtigste in Kürze

  • Einer Studie zufolge sollen sich die meisten Herzinfarkt-Patienten therapieuntreu sein.
  • Nur knapp 12 Prozent der Patienten nimmt regelmässig vorbeugende Medikamente ein.

Ein beträchtlicher Anteil an Herzinfarkt-Patientinnen und -Patienten in der Schweiz nimmt offenbar nach dem Spitalaufenthalt die zur Vorbeugung verschrieben Medikamente nicht ein. Zu diesem Schluss kommt eine Studie der Krankenkasse Helsana und des Universitätsspitals Zürich. Besonders schleifen lassen die Patienten demnach die Einnahme von Betablockern: Nur rund jeder Achte nehmen sie tatsächlich regelmässig ein wie vorgeschrieben.

Aber auch bei anderen Arzneimitteln wie Statinen oder ACE-Hemmern hält sich rund ein Viertel bis die Hälfte der Patienten nicht an die regelmässige Einnahme, berichten die Forschenden im Fachblatt «Clinical Therapeutics».

Kaum Therapietreue bei Kombinationen

Mit fast 90 Prozent der höchste Anteil therapietreuer Patientinnen und Patienten findet sich gemäss der Studie unter jenen, die Aspirin oder einen anderen Blutgerinnungs-Hemmer einnehmen sollten. Am schlechtesten schnitt die Gruppe ab, die drei oder mehr verschiedene Tabletten nehmen musste.

Das Team um Carola Huber von Helsana und Thomas Rosemann vom Universitätsspital Zürich wertete für die Studie anonymisierte Daten der Krankenkasse zu über 4000 Patientinnen und Patienten aus.

Alter und Geschlecht spielen Rolle

Die Analyse zeigte, dass sich insbesondere Ältere nicht so strikt an die Medikamenteneinnahme hielten: Unter den über 85-Jährigen war der Anteil der therapietreuen Patienten besonders niedrig, und zwar bei allen Medikamenten-Gruppen.

Auch Geschlechterunterschiede zeigten sich: Ein grösserer Anteil an Frauen hielt sich an die Einnahme von Betablockern als bei den männlichen Patienten, aber schnitten bei den Statinen schlechter ab als diese.

Verbesserte Nachsorge ist nötig

«Aus unseren Daten können wir zwar nicht die genauen Gründe für die niedrige Therapietreue ableiten, wir vermuten aber mehrere Ursachen», sagte Huber auf Anfrage der Keystone-SDA. Neben möglichen Nebenwirkungen könnten auch mangelhafte Kommunikation zwischen Patient, Hausärztin und Kardiologe, sowie fehlende Aufklärung eine Rolle spielen. Die Forschenden plädieren daher für bessere Kommunikation zwischen den verschiedenen Akteuren und für bessere Nachsorge nach dem Spitalaufenthalt.

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