Bald kommen die Angaben zum Samenspender per Post
Nau hat mit einer betroffenen Familie über Samenspende, Vererbung und Offenheit gesprochen.

Das Wichtigste in Kürze
- Der Bundesrat will die Informationsbeschaffung für Kinder von Samenspenden vereinfachen.
- Nau hat mit einer Mutter gesprochen, deren Kinder durch Samenspende entstanden.
Heute hat der Bundesrat sich über Kinder beraten, die durch Samenspende entstanden sind. Und beschlossen, dass sie einfacher an Informationen zu ihrem biologischen Vater kommen sollen. Statt die Angaben beim Eidgenössischen Amt für Zivilstandswesen (EAZW) anfordern und dann teuer in den offizielle Räumen – und bei Bedarf zudem in Anwesenheit einer sozialpsychologisch geschulten Person – abzuholen, gibt’s die Angaben jetzt frei Haus und per Post.
In Kraft tritt die neue Regelung ab dem ersten Januar 2019. Dann nämlich werden die ersten Kinder, die im Samenspenderregister des EAZW notiert sind, volljährig. Das heisst, sie dürfen die Angaben ihres Samenspenders selber einfordern.
Familie Berger und die fremden Männer
Noch sind die Kinder von Frau Berger* zu klein, um sich beim Bund nach ihrem leiblichen Vater zu erkundigen. Aber der Moment wird kommen. Denn sowohl die siebenjährige Tochter, als auch der zehnjährige Sohn wissen, dass es da draussen «noch einen anderen Papa» gibt, erzählt ihre Mutter.

«Als wir erfahren haben, das mein Mann keine Kinder zeugen kann, war relativ schnell klar, dass wir eine Samenspende benutzen würden», erinnert sich Berger. Ein Geheimnis haben die beiden daraus nie gemacht – weder vor Familie und Freunden, noch vor den Kindern. «Sie wissen, dass ihr Papa ihr Papa ist. Aber sie wissen auch, dass es eine Eizelle und einen Samen braucht, damit ein Kind entsteht. Wir haben ihnen schon sehr früh erklärt, dass der Papa keine Samen hat und wir den darum von einem fremden Mann bekommen haben.» Die Kinder wissen, dass ein Doktor bei ihrer Entstehung geholfen hat und «sie gehen damit sehr unkompliziert um».
Genetik macht wenig aus
Erstaunt seien die beiden nur gewesen, als sie realisiert hätten, dass sie nicht den gleichen Samenspender haben. «Aha, darum sind wir nicht immer ganz gleich», hätten sie dann gesagt. Ob das aber tatsächlich an den Genen liegt? Berger lacht. «Die Samenspende hat mir eines gezeigt: Wie wenig die Genetik mitzureden hat und wie viel die Kinder durch Erziehung und Abschauen lernen.»

Wenn ihre beiden Sprösslinge aber dereinst wissen wollen, wer die beiden fremden Männer sind, die ihren Eltern damals ausgeholfen haben «unterstütze ich das voll und ganz. Natürlich dürfen sie wissen, wer ihr biologischer Vater ist.»
* Die Familie Berger heisst eigentlich anders. Doch auch wenn sie mit dem Thema sehr offen umgeht, «sollen es die Menschen durch uns erfahren, durch direkte Gespräche und
nicht aus den Medien», erklärt Frau Berger.