Neue Erkenntnisse bei der MS-Forschung: Nicht nur Immunzellen sind schuld, sondern auch die Antikörper-Zellen haben Einfluss.
Eine T-Helfer-Zelle unter dem Mikroskop.
Eine T-Helfer-Zelle unter dem Mikroskop. - Pixabay

Das Wichtigste in Kürze

  • Auch die sogenannten B-Zellen haben ihren Einfluss auf Multiple Sklerose.
  • So würden die B-Zellen die T-Zellen aktivieren, welche dann die Nerven angreifen.
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Bei Multipler Sklerose (MS) greift das Immunsystem das Nervengewebe an. Bisher galten T-Zellen als Hauptübeltäter. Zürcher Forschende sagen nun, dass auch andere Immunzellen eine Rolle spielen. Das erklärt, wie neue MS-Medikamente wirken und zeigt neue Therapieansätze auf.

Taubheitsgefühle, Schmerzen, bis hin zu Lähmungserscheinungen. MS betrifft weltweit 2,5 Millionen Menschen. Bei dieser chronischen Autoimmunkrankheit greifen körpereigene Immunzellen, T-Zellen genannt, die Ummantelung der Nervenfasern in Gehirn und Rückenmark an. Dadurch funktioniert die Signalübertragung nicht mehr gut.

Ein Forschungsteam der Universität und des Universitätsspitals Zürich haben gemeinsam mit schwedischen Kollegen entdeckt, dass auch andere Immunzellen eine wichtige Rolle bei MS spielen. Antikörperproduzierende B-Zellen aktivieren demnach jene T-Zellen, die die Isolationsschicht der Nervenfasern angreifen. Davon berichten die Forscher um Roland Martin und Mireia Sospedra im Fachblatt «Cell».

Medikamente liefern Hinweis

Bisher fokussierte die MS-Forschung vor allem auf die T-Zellen. «Auf die Spur, dass auch die B-Zellen eine wichtige Rolle in der Pathogenese spielen, führte uns eine Klasse von MS-Medikamenten namens Rituximab und Ocrelizuma», erklärte Martin laut einer Mitteilung der Universität Zürich vom Dienstag. Diese beiden Medikamente beseitigen die B-Zellen, was die Entzündungsherde im Gehirn und die Krankheitsschübe der Betroffenen wirksam hemmt.

Bisher war der Wirkmechanismus dieser Medikamente noch nicht völlig geklärt. Den Forschenden gelang dies nun, indem sie Blutproben von Patienten untersuchten. Im Blut vermehrten sich diejenigen T-Zellen, die für den Angriff auf die Ummantelung der Nervenfasern verantwortlich sind. Eliminierten die Wissenschaftler jedoch die B-Zellen in der Blutprobe, hemmte dies die Vermehrung der T-Zellen.

Gezielter Angriff aus Gehirn

Die Studie erklärt aber nicht nur, wie die neuen MS-Medikamente wirken, sie zeigt auch neue Ansätze für die Entwicklung neuer Therapien: Die Wissenschaftler entdeckten nämlich, dass unter den sich vermehrenden T-Zellen im Blut insbesondere auch solche waren, die auch bei den Entzündungsherden im Gehirn eine Rolle spielen.

Diese T-Zellen erkennen offenbar Strukturen eines Proteins, das sowohl von B-Zellen als auch von Nervenzellen im Gehirn produziert wird, wie die Uni Zürich schrieb. Das Zusammenspiel der B- und der T-Zellen spielt demnach auch eine Rolle, dass aktivierte T-Zellen gezielt ins Gehirn wandern und dort das Nervengewebe angreifen.

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