Der Durschnittsstudent ist Anfang 20. Oft reizt ein Studium aber als zweiter Karriereweg. Macht das Sinn?
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Am wichtigsten ist die Lust: Studieren geht in jedem Alter! - Pixabay
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Das Wichtigste in Kürze

  • Voll-, Teilzeit-, Dual-, Fern- oder Abendstudium: Für Spätstudis gibt es viele Angebote!
  • Das Alter kann von Vorteil sein: Man weiss, was man will und zieht das durch.
  • Alter und Berufserfahrung eröffnen darüber hinaus neue Chancen auf dem Studiengangmarkt.

Mehr als ein Jahrzehnt hat sie in ihrem Beruf gearbeitet, dann kamen die Zweifel. Anika Schatte ist gelernte Fachfrau für Systemgastronomie.

Nach verschiedenen Stationen stellte sie im Laufe der Zeit fest: «Irgendwie ist das alles ja ganz nett. Ich verdiene Geld. Aber ich hangele mich von einem Job zum nächsten.»

Das wollte sie ändern. Über Umwege stiess sie auf die Bewährungshilfe von Straftätern. Der Beruf setzt allerdings ein Studium voraus. Also entschied sie sich für den Bachelor in Sozialer Arbeit an der Alice Salomon Hochschule in Berlin.

Die Kosten und Kinderbetreuung als Knackpunkt

Grösster Knackpunkt war das Geld. Die 37-Jährige hatte Bedenken, wie sie das Studium und ihren Alltag mit Familie finanzieren soll. Schatte nahm einen Studienkredit auf und jobbte nebenbei.

Gibt es einen Partner, kann dieser während des Studiums idealerweise finanziell etwas mehr zum Haushalt beitragen.

Oft stellt sich auch die Frage, wer sich um die Kinder kümmert, wenn Studierende über 30 bereits Eltern sind. «Da muss man den gesamten privaten Bereich abklopfen. Gibt es einen Partner? Gibt es vielleicht andere, die auf die Kinder aufpassen könnten?», so Studienberaterin Engelmann.

Unter anderem von dieser Frage hängt die Art des Studiums ab. Soll es auf Voll- oder Teilzeit sein, ein duales, ein Fern- oder ein Abendstudium?

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Fast schon klassisch: Studium mit Büchern. - Pixabay

Nicht unerheblich ist zudem, wie lange jemand schon aus der Schule raus ist. Trauen sich die Studieninteressierten das Lernen noch zu?

Engelmann rät, den eigenen Lerntyp herauszufinden und sich einen realistischen Zeitplan zu erstellen. Mitunter läuft an Hochschulen auch über mehrere Wochen eine Vorbereitungsphase, in der Studierende auf gleiches Niveau gebracht werden.

Familien- und Hochschulleben vereinbaren

Auch Anika Schatte war sich anfangs unsicher, ob sie dem Studium gewachsen ist. «Ich dachte, man muss besonders schlau sein, gut lernen können oder braucht viel Freiraum, um sich zu belesen.» Im Nachhinein stellte sich das als unbegründet heraus.

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Die Präsenzeit an der Universität ist je nach Studiengang unterschiedlich. - Pixabay

An ihrer Hochschule hatte sie eine Präsenzzeit von 20 Stunden die Woche. Ausserdem legte sie sich ihre Kurse so, dass sie nebenbei arbeiten gehen konnte.

Wenn sie für Prüfungen lernen oder Hausarbeiten schreiben musste, erledigte sie das eher abends. Das habe für sie und ihre Familie super funktioniert, sagt sie.

Trend zum späten Studium?

Spätstudierende ab 30 stellen trotz eines wachsenden Trends immer noch eine kleine Gruppe dar.

Aus einer Erhebung von 2016 geht hervor, dass Studierende über 30 einen Anteil von rund 10 Prozent ausmachen. Zum Vergleich: Knapp 60 Prozent sind zwischen 20 und 25 Jahre alt.

Warum Ältere überhaupt studieren wollen, ist eine Frage der Motivation: Entweder ist es eine neue berufliche Perspektive das Ziel oder ein angestrebter Karriereaufstieg.

Das Alter kann auch von Vorteil sein. Studienberaterin Engelmann macht das an der Lebenserfahrung fest.

«Viele von den 18-Jährigen brechen nach zwei bis drei Semestern einfach ab, weil sie sich nicht richtig orientiert haben.» Ältere machten sich in der Regel hingegen mehr Gedanken darüber, was ihnen der Abschluss bringt.

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