Experten schätzen, dass in Zukunft weitere Pandemien folgen. Wenn wir alle etwas mehr vegan essen würden, könnte das Pandemierisiko vermindert werden.
Mehr vegan, weniger Kuh
Mehr vegan statt Fleisch auf dem Teller könnte das Pandemierisiko senken. - Pexels

Das Wichtigste in Kürze

  • Covid-19 und andere hochansteckende Erreger haben vermutlich einen tierischen Ursprung.
  • Unser Umgang mit Tieren und der Umwelt fördert laut Experten die Entstehung von Pandemien.
  • Würden wir mehr vegan essen, könnte das Risiko von Pandemien verringert werden.
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Die hochansteckenden Infektionskrankheiten Covid-19, Sars, Mers, die Vogelgrippe und die Schweinegrippe haben eine Sache gemeinsam. Man geht davon aus, dass sie tierischen Ursprungs sind.

Infektionskrankheiten, die zwischen Tier und Mensch übertragen werden können, nennt man Zoonosen.

Im Juli veröffentlichte das UN-Umweltprogramm (UNEP) und das International Livestock Research Institute (ILRI) einen eindringlichen Bericht. Darin werden zwei Hauptrisiken für die Entstehung neuer Zoonosen verantwortlich gemacht.

Erstens, die Zerstörung des Lebensraumes wilder Tiere. Dies erhöht das Risiko, mit Erregern in Kontakt zu kommen, die sonst ihr Umfeld nie verlassen würden.

Der zweite Risikofaktor für die Entstehung von Zoonosen ist die zunehmende Nachfrage nach tierischem Protein.

Hühner im Stall
Sowohl Nutz- als auch Wildtiere können Träger von Erregern sein, die auf den Mensch überspringen. - Unsplash

Sowohl Nutztiere als auch Wildtiere bieten einen Nährboden für die Infektionskrankheiten. Doch Hauptfaktor für die Ausbrüche der Zoonosen sind menschliche Aktivitäten.

«Wenn wir weiterhin die Tierwelt ausbeuten und unsere Ökosysteme zerstören, können wir einen stetigen Strom dieser Krankheiten [...] erwarten.» Dies sagt UNEP-Chefin Inger Andersen.

Kontakt mit Wildtieren

Die Menschen dringen immer weiter in den natürlichen Lebensraum von wilden Tieren vor. Sie holzen Wälder ab, um Vieh zu züchten, zu jagen, die Ressourcen zu verwenden oder Ackerflächen zu gewinnen.

Unser Hunger nach tierischen Proteinen ist einer der Treiber für das kontinuierliche Abholzen von Regenwäldern. Denn die zunehmende Nachfrage nach Fleisch hat zur Folge, dass immer mehr Fläche für den Anbau von Futtermittel benötigt wird.

Diese Erkenntnisse sind nicht neu. Bereits 2004 hat die Weltgesundheitsorganisation (WHO) festgehalten, dass die «erhöhte Nachfrage nach tierischem Eiweiss» einer der Hauptrisikofaktoren für Zoonosen ist.

Mehr vegan, weniger Schwein
Ein Schwein im Stall. - Pexels

Diese Nachfrage ist nur durch intensive Landwirtschaft zu befriedigen. Die dicht gedrängten Hühner- und Schweineställe bieten allerdings einen idealen Nährboden für die Erreger. Influenzaviren wie die Schweinegrippe und die Vogelgrippe konnten sich in diesem Umfeld schnell und ungehindert ausbreiten.

Zudem sind die hochgezüchteten Tiere in der industriellen Landwirtschaft anfälliger für Infektionen. Denn es gibt immer mehr genetisch ähnlichere Tiere.

Mehr vegan – weniger Zoonosen?

Unser Umgang mit Tieren und der Umwelt und die Nachfrage nach tierischen Proteinen begünstigen also laut Experten Zoonosen. Diese könnten eher verhindert werden, wenn wir weniger tierische Produkte konsumieren würden.

Denn wenn wir alle etwas mehr vegan essen würden, müssten einerseits weniger Tiere gezüchtet werden. Das heisst, mehr Social Distancing auch für die Tiere in den Ställen.

Ausserdem könnte darauf verzichtet werden, Lebensraum wilder Tiere für die Produktion von Futtermittel zu zerstören.

Zoonosen können auch in der Schweiz ausbrechen

Covid-19 geht nach heutigem Wissen auf einen Wildtiermarkt in China zurück. Doch Zoonosen können ebenso in Ställen in der Schweiz ausbrechen.

Auch hier lebt die Mehrheit der Nutztiere in beengten Zuständen, die ein Umfeld für Infektionskrankheiten bieten.

Einem Mastschwein, das 100 Kilogramm auf die Waage bringt, werden beispielsweise nur 0,9 Quadratmeter Bewegungsfreiheit beigemessen. Der im Schweizer Fernsehen gezeigte Schweinereport der Tierschutzorganisation TIF hat schonungslos aufgedeckt, in welch unhygienischen Zustände manche Schweine hier leben.

Schweinereport der Berner Tierrechtsorganisation TIF.

Tiere, Pandemien und die globale Gesundheit

Dass die Covid-19-Pandemie mit der Zerstörung der Tier- und Pflanzenwelt zusammenhängt, ist vielen nicht bewusst. Auch wird wenig darüber berichtet, dass der Konsum tierischer Produkte und unser Umgang mit Nutztieren die Gefahr zukünftiger Pandemien erhöht.

Etwas mehr vegan zu essen, schützt aber nicht nur die Tiere und die Umwelt. Ebenso ist das Leben der Menschen besser geschützt, wenn wir Zustände vermeiden, die den Ausbruch von Zoonosen begünstigen.

Allerdings: Auch wenn wir uns vermehrt vegan ernährten, könnten zukünftige Ausbrüche von Zoonosen nicht komplett verhindert werden. Es würde allerdings das Risiko zukünftiger Pandemien verringern.

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Mirjam Walser vegan
Vegan-Expertin Mirjam Walser. - zVg

Mirjam Walser schreibt für Nau.ch regelmässig zum Thema vegan. Sie hat unter anderem ein veganes Start-up-Netzwerk und einen Onlineshop für vegane Mode mitgegründet.

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