Frauen trifft es häufiger: die Müdigkeit, die aus der Koordinationsarbeit von Familie, Alltag und Beruf resultiert. Was kann frau dagegen tun?
Mental Overload Pandemie
«Mental Overload»: Mehr als ein Pandemie-Thema. - Pexels
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Das Wichtigste in Kürze

  • «Mental Load» bezeichnet die unsichtbare Organisations- und Beziehungsarbeit im Alltag.
  • Diese Last wird bis heute vor allem von Frauen getragen.
  • Work-Life-Balance-Tipps können helfen, lösen das Problem aber nicht.
  • Individuelle Schritte müssen Hand in Hand mit gesellschaftlichen Veränderungen gehen.

Sie haken gerade noch die letzten Aufgaben im Job ab, sind in Gedanken aber schon bei der Einkaufsliste, dem Wäschetrockner, der Abo-Erneuerung für die Musikschule Ihres Kindes, die entschieden und bezahlt werden muss? – Und werden schon beim Lesen müde?

Ein klassischer Fall von «Mental Load»: Was man früher unter Erschöpfung, Überarbeitung und Stress zusammenfasste, hat heute einen eigenen Namen.

Es geht um die Alltagskoordination. Die unsichbtare Organisations- und Beziehungsarbeit. Je mehr da anfällt – nicht «nur» der Haushalt oder «nur» der Job, sondern ausserdem das Kind, der Partner, vielleicht ein kranker Vater zu Hause – desto mehr ist zu denken und be-denken.

Mental Load Alltagskoordination
Zwischen Brei und Meeting noch eben den Termin in der Autowerkstatt buchen: «Mental Load» fängt da an, wo die Alltagskoordination sich als zu viel, zu unfair und zu einseitig erweist. - Unsplash

Die Psyche muss also einiges aushalten – und dafür steht «Mental Load»: Last auf der Psyche. Man, meist Frau, leistet einen enormen Kraftaufwand, um den Alltag zu bewältigen. Dass diese Anstrengung von einem Grossteil der Gesellschaft nicht als «Arbeit» wahrgenommen wird, macht die Sache nicht einfacher.

Das bleibt auf lange Sicht nicht ohne Folgen. «Mental Load» kann sich auf Familienfinanzen auswirken: statt eine Karriere, Aus- oder Weiterbildungen zu machen, sieht sich die Frau gezwungen, die Familie zu organisieren. Menschlich schlimmer aber noch: «Mental Load» kann so schwerwiegend sein, dass frau in den Burnout rutscht.

Wie also raus aus der «Mental Load»-Falle?

Mehr als Work-Life-Balance

Zum Rauskommen braucht es grob zweierlei.

Einmal mutiges Entscheiden im Alltag: «Nein». Grenzen setzen, Perfektionismus und anerzogene Schuldgefühle gegen die Freiheit der Mit- statt Alleinverantwortung tauschen.

Hier hilft es, sich über die Ansprüche bewusst zu werden, die frau an sich selber hat – und zu unterscheiden, was angelernt ist, übernommen, was Sinn macht oder was mit einer wie auch immer gearteten «Schuld» zusammenhängt.

Überlastungsfalle Frauen Mental Load
«Ich liebe Dich ... aber der Müll ist heute trotzdem DEIN Job»: DER symbolische erste Schritt für Frauen, um der Überlastungsfalle zu entkommen. - Unsplash

Work-Life-Balance-Vorschläge können stabilisieren. Doch muss darüber hinaus gesehen werden.

Hin zu einem gerechten Miteinander in der Beziehung

Denn äusserliche Veränderungen sind unabdingar. Das fängt in der Familie an. Es geht um das Formulieren der Situation. Erklären, was ist. In Worte fassen, was von «der Gesellschaft» und eben oft dem Partner nicht gesehen wird, wie Frau es erlebt.

Hier sind oft altmodische Rollenfunktionen und Frauenbilder ein Thema – und wie wir gemeinsam, fair neue und gerechtes Miteinander finden können.

Beispielsweise gleich ganz praktisch: Arbeitsteilung. Sind die «unsichtbaren» Aufgaben, die im Alltag anstehen, erst mal aufgelistet, steht dem 50:50 nichts mehr wirklich im Weg. Zumindest nicht zu Hause.

Denn: «Mental Load» wird zwar individuell erlebt, ist aber ein gesellschaftliches Problem. Tausenden Paaren geht es so. Umso wichtiger also, das Thema öffentlich anzugehen. Nau.ch macht mit!

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