Die eine ist mit Mitte 30 Abteilungsleiterin, der andere hat mit 40 noch die ursprüngliche Position inne. Wie schnell muss eine Karriere voranschreiten?
Treppe Unternehmen Karriereleiter Mitarbeiter
Viele Unternehmen setzen schon in ihrer Architektur das Bild der Karriereleiter symbolisch als Treppe um. - Pixabay
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Das Wichtigste in Kürze

  • Die Arbeitswelt verändert sich, und mit ihr das klassische Bild des linearen Aufstiegs.
  • Selbstorganisierter Teams und agile Arbeitsweisen ermöglichen mehr Karriere-Flexibilität.
  • Das wichtigste Kriterien für den eigenen Berufsweg ist weiterhin: Bin ich damit glücklich?

Am Anfang der Karriere müssen sich die meisten erst einmal im Berufsleben zurechtfinden. Doch irgendwann stellt man womöglich fest: Die anderen steigen alle viel schneller auf. Die sind mit 30 schon Abteilungsleiter oder Juniorchefin.

Nur ich komme irgendwie nicht voran. Aber muss das überhaupt sein?

Mit Karriere sei lange Zeit ein steiler Aufstieg gleichgesetzt worden, sagt Simone Kauffeld, Professorin für Arbeits-, Organisations- und Sozialpsychologie.

«In grösseren Unternehmen sollte man demnach bis spätestens Mitte 30 die erste Ebene erreicht haben», so die Expertin. Heute sei das alles längst nicht mehr so starr.

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Durch die Veränderung von Hierarchien ändern sich sowohl Arbeits- als auch Karrierekultur. - Pexels

Durch den Wegfall von Hierarchien sei die klassische geradlinige Aufwärtskarriere nicht mehr gang und gäbe, meint auch Thomas Rigotti, Professor für Arbeits-, Organisations- und Wirtschaftspsychologie.

Wie schnell oder langsam es gehe, hänge neben dem Berufsfeld auch von den eigenen Präferenzen für Freizeit oder Familie ab.

«Aber natürlich gibt es Laufbahnen, da ist irgendwann die Tür zu», sagt er. In der Wissenschaft etwa seien bis zur Professur grösstenteils nur befristete Stellen im Angebot. Diese seien zudem begrenzt.

Führungslaufbahn muss nicht das einzige Ziel sein

Kauffeld zufolge geht es heutzutage aber nicht mehr nur um die Managerkarriere, vielmehr existieren daneben Experten-, Projekt- oder in Grossunternehmen sogar Gremienkarrieren.

Dabei würden in vielen Unternehmen Expertenlaufbahnen nicht schlechter vergütet als die Führungslaufbahnen.

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Den nächsten Karriereschritt verschlafen? In der Berufslaufbahn muss es nicht immer nur steil nach oben gehen. - Monique Wüstenhagen/dpa-tmn

Dank selbstorganisierter Teams und agiler Arbeitsweisen sei es möglich, verschiedene Rollen wahrzunehmen.

«In diesem System kann man einige Jahre eine Führungsrolle gehabt haben und dann wieder einige Jahre nicht, weil andere Dinge Priorität haben», sagt Kauffeld. Das bedeute nicht, dass man nie wieder eine Führungsposition ausfüllen kann.

Eigene Erfolge im Blick haben

«Das Mantra des ständigen Wachstums ist nicht mehr einzuhalten», sagt Rigotti. «Das macht uns aber nicht glücklicher, weil wir darauf gepolt sind, immer einen Zuwachs im Blick zu haben.»

Selbst in guten Situationen neigt der Mensch dazu, nach mehr zu streben und sich zu vergleichen. Schliesslich ist das Gras beim Nachbarn immer grüner.

Besser oder zumindest gesünder sei aber ein intraindividueller Vergleich, meint Kauffeld. Also zu reflektieren: Was habe ich erreicht? Wie habe ich mich weiterentwickelt? Welche Ziele habe ich erreicht oder muss ich dynamisch anpassen?

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Zeit mit und für Familie – mancher sehnt sich genau danach. - Pexels

«Man sollte eine Idee davon haben, wo es hingehen soll, was man erreichen möchte», so Kauffeld. Und dabei mitbedenken, was einen glücklich macht.

Für manche sei es erfüllender, das Erreichte zu schätzen, sich durch die Übernahme neuer Aufgaben horizontal weiterzuentwickeln, sich gesellschaftlich zu engagieren oder privat einem spannenden Hobby nachzugehen.

Auf Veränderungen vorbereitet sein

Wer seine Karriere vorantreiben will, sollte laut Rigotti zum Beispiel auf Networking setzen. Jobmessen, Tagungen oder Kongresse können gute Orte sein, um sich ausserhalb des Unternehmens mit Menschen aus dem eigenen Berufsfeld zu vernetzen.

Viele Berufe verändern sich durch Digitalisierung oder werden sich verändern. Hier lohnt es sich, zu analysieren, was in einigen Jahren relevant sein wird und sich darauf vorzubereiten.

Eventuell bietet es sich an, in ein anderes Unternehmen zu wechseln, um andere Kompetenzen aufzubauen. Dabei muss es nicht immer nur nach oben gehen, sondern auch seitwärts ist eine Entwicklung möglich.

Dabei ist die Balance wichtig. «Es gibt Personen, die es mit der Selbstoptimierung übertreiben und in einer dauerhaften Selbstreflexion gefangen sind», sagt Kauffeld.

Sie rät, feste Zeiten für berufliche Themen einzuplanen und sich nicht jeden Tag den Kopf über die eigene Karriere zu zerbrechen.

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