Informationskompetenz: Das besagt das Greenwashing
Informationskompetenz: Den Klimazusagen führender Unternehmen mangelt es an Glaubwürdigkeit und Transparenz. Das zeigen aktuelle Studien.

Das Wichtigste in Kürze
- Klimazusagen führender Unternehmen mangelt es an Glaubwürdigkeit und Transparenz.
- Nur 1 von 24 untersuchten Klimastrategien führender Unternehmen «angemessen» eingestuft.
- UN-Experten kritisieren mangelhafte oder gar nicht verifizierte Emissionskompensationen.
Die Studie des gemeinnützigen Thinktanks NewClimate Institute und der gemeinnützigen Organisation Carbon Market Watch besagt Folgendes: Sie bewertet die Strategien führender Unternehmen weltweit. Diese Firmen waren für rund 4 Prozent der weltweiten Treibhausgasemissionen im Jahr 2019 verantwortlich. Gemeinsam ist ihnen, dass sie ihr Engagement für das Klima betonen.
Versprechen und Realität bei Informationskompetenz
Die Realität entspricht oft bei weitem nicht den Versprechungen der Unternehmen, so das Fazit des Berichts. Insbesondere wird ein allgemeiner Mangel an Fortschritt seit der letzten Ausgabe im Jahr zuvor konstatiert.
Die Klimastrategien der meisten Unternehmen bestehen aus zweideutigen Verpflichtungen und Emissionskompensationen, denen es an Glaubwürdigkeit mangelt. Teilweise werden bei der Berechnung der Emissionen ganze Bereiche der Wertschöpfungskette schlicht ausgeklammert, heisst es im Bericht.
American Airlines zum Beispiel verspricht nur bis 2050 kohlenstoffneutral zu sein. Dies, ohne ein Ziel für 2030 zu haben. Sie machen alles von «nachhaltigen» Kraftstoffen abhängig, die noch sehr unsicher sind. Nachvollziehbar wirksame Massnahmen sind jedoch nur bei einer Minderheit zu finden.
Nur ein Unternehmen «angemessen»
Von den 24 untersuchten Unternehmen ist nur die Klimastrategie des dänischen Schifffahrtsriesen Maersk als «angemessen» einzustufen. Kein Unternehmen erreicht ein «hohes» Mass an Integrität.
15 der untersuchten Unternehmen werden mit «geringer» oder «sehr geringer» Integrität bewertet. Zu den schlechtesten Unternehmen gehören American Airlines, die französische Supermarktkette Carrefour, der brasilianische Fleischriese JBS und Samsung aus Korea.
Emissionskompensationen
Diese Ergebnisse beruhen auf den eigenen Emissionsdaten der Unternehmen sowie auf der Verwendung von Emissionskompensationen. Letzteres ist weit verbreitet: 23 von 24 Unternehmen nutzen diese, um ihre Klimaziele zu erreichen. Dabei werden beispielsweise Millionen von Bäumen gepflanzt oder Projekte für erneuerbare Energien finanziert, die dann CO2 «ausgleichen» oder absorbieren.
Der Einsatz solcher Massnahmen wird von UN-Experten heftig kritisiert. Sie sind oft mangelhaft oder gar nicht verifiziert sind und ersetzen meist die effektive Reduzierung der Emissionen. Der Bericht weist zudem auf die Grenzen hin, wie die Nutzung von CO2-Absorptionskapazitäten von Land und Wäldern.
«In diesem kritischen Jahrzehnt für Klimamassnahmen spiegeln die aktuellen Pläne der Unternehmen nicht die Dringlichkeit wider, die für die Reduzierung der Emissionen erforderlich wäre.» Das beklagt Thomas Day vom NewClimate Institute, einer der Autoren.