Corona zu Hause auf dem Sofa – da störte der BH nur. Der Bequem-Look kam mit dem «No Bra»-Trend. Und die «Body Acceptance» zeigt auf: Der Wohlfühlfaktor zählt.
Frau Gewächshaus Korb jung
Bequemer, freier, luftiger: das weibliche Leben ohne BH. - Depositphotos

Das Wichtigste in Kürze

  • Der BH löste Anfang des 20. Jahrhunderts die Körper-Eineng-Modelle Korsett und Mieder ab.
  • Mit dem Bequem-Look kam der «No Bra»-Trend auf, dann das «Subway Shirt».
  • Als Accessoire anerkannt, heisst die neue Normalität: Kann man, muss man aber nicht.
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Vielleicht ist es Ihnen schon mal bei anderen aufgefallen, vielleicht haben Sie es schon selbst probiert: die Tendenz, einfach mal ohne BH in der Welt unterwegs zu sein.

Der «Bra», auf Deutsch BH für «Büstenhalter», galt im frühen zwanzigsten Jahrhundert noch als grosser Schritt zur weiblichen Freiheit. Korsett und Mieder (was sich kurioserweise gleich auf «bieder» reimt), hatten Frauen bis dahin viel zu lange buchstäblich die Luft zum Atmen abgeschnürt.

Frau Joggen BH Meer
Ein BH ist gerade beim Sport für viele Frauen mehr angenehme Unterstützung als aufgezwungenes Muss. - Depositphotos

Dass aber immer noch Luft eine Menge nach oben ist, wenn es um Freiheit fraulicher Körper in Gesellschaft und Politik geht, zeigt der «No Bra»-Trend. Tatsächlich trennen sich viele Frauen gegenwärtig auch mal von ihrem BH. Auf dem Körper und im Kopf.

Bequem-Look plus Body-Acceptance

Ein BH ist ein Kleidungsstück, das man tragen kann oder eben nicht. Die Wissenschaft ist sich uneinig, ob er «nötig» ist – man müsste ja klar haben, wofür. Zum «Halten» der Brüste – medizinisch gesehen, gibt es dafür keine Notwendigkeit. Warum also dann?

Jüngst während Corona scheinen viele Frauen (neu-)entdeckt zu haben: Der Bequem-Look kann auf den BH verzichten.

Denn das Kleidungsstück spiegelt vor allem gesellschaftliche Standards wider, emotional (bis patriarchal) einordnende («sexy») und ästhetische Werte, der die Frau durchaus mehr als Deko-Objekt daherkommen lassen kann, denn als eigenständige Person mit allem, was dazugehört.

Mann Zahnbürste Handtuch Oberkörper
Wäre ein halbnackter Oberkörper einer Frau zu sehen, unterläge dieses Bild vermutlich breiter Zensur. - Depositphotos

Die Modeindustrie hat prompt reagiert. Im 2023 gab's den «Naked Dress», transparente Looks, feine Lochstickerei. Wer darauf setzt, trägt nicht denn auc hnur einfach «keinen BH», sondern auch grosses Selbstbewusstsein, Stichwort «Body Acceptance».

Statt Glimmer-Geschenkverpackung nun der «Kartoffelsack»?

Nur: Bei Ihrer Arbeit ist es vielleicht nicht so gern gesehen. Mehr noch: Schon mal was vom Tiktok-Trend «Kartoffelsack» oder orginal «Subway Shirt» gehört?

Das ist das XXL-Shirt, das übergezogen wird, wenn frau per ÖV unterwegs ist. Wo das freie Outfit eigentlich den No-Bra-Trend feiert, kann es vielerorts nicht gefahrlos durch die Welt spazieren. Was schlau klingt, zeigt nur, dass es mit der Freiheit im öffentlichen Raum noch weit hin ist – so sehr, dass wieder ein Trend dafür hermuss.

Wohlfühlfaktor als Wunsch-Kriterium

Klar ist: Wer BH-fähige Brüste hat, muss sich im Allgemeinen viel weniger als früher gesellschaftlichen Vorschriften beugen. Der BH ist zum Accessoire geworden, das man (frau!) tragen kann, aber nicht muss.

Entscheidend sollte übrigens immer sein, dass frau (man!) sich wohlfühlt und sein darf, wer sie und er und xyz ist. Springt das in die Gesellschaft über, haben wir alle viel gewonnen!

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