Worauf sollte man bei Velo-Helmen achten?
Keine Helmpflicht, und trotzdem sind immer mehr Velo-Fahrer mit Helm unterwegs. Was es zu beachten gibt und was es Neues auf dem Markt der Helme gibt.

Das Wichtigste in Kürze
- Velo-Helme können effektiv vor schweren Kopfverletzungen bei einem Unfall schützen.
- Mindeststandards wie CE-Kennzeichen helfen zu unterscheiden, wie gut ein Helm ist.
- Passform, Blinker, Funk, Airbag-Funktion: Viele Helm-Neuheiten sind das Ausprobieren wert.
Immer mehr setzen einen auf: Obwohl es in der Schweiz für Velo-Fahrer keine Helmpflicht gibt, wird trotzdem so viel Helm getragen wie nie zuvor. Damit setzt sich der Trend der letzten Jahre fort.
Denn Helme können wirksam vor schweren Kopfverletzungen schützen. Allerdings könnte der Helm leichtsinniger machen:
«Stichwort Risikokompensation – man fühlt sich durch seinen Helm geschützt, drängelt wie ein Harakiri-Fahrer durch die Stadt und hebt so die Schutzwirkung gewissermassen wieder auf», sagt René Filippek, Experte für Fragen rund um Velo-Sicherheit.
Es sei also generell gut und wichtig, einen Helm zu tragen. Dieser schütze aber nicht vor allem.
Passen muss er – und am besten überzeugt er in Tests
Ein guter Helm erfüllt bestimmte Mindeststandards. Dazu gehört zum Beispiel ein CE-Kennzeichen tragen und der Nachweis eines Testverfahrens entsprechend der Norm «DIN EM 1078» .
Wie gut ein Velo-Helm wirklich ist, lässt sich von Laien aber schwer beurteilen, sagt Filippek. Er schlägt vor, sich mit Tests zu beschäftigen. Im Internet kann man schnell bezüglich aktuelle Produkte-Tests fündig werden.

Beim Kauf sollte man vor allem darauf achten, dass der Helm gut sitzt, erklärt der Experte. «Wenn man mit dem Kopf wackelt, sollte der Helm an Ort und Stelle bleiben», sagt Filippek.
Dies könne man am leichtesten sicherstellen, wenn man im Fachhandel vor Ort kaufe.
Auch weil man sich nicht darauf verlassen kann, dass eine bestimmte Grösse auf jeden Fall passt. Die Hersteller hätten alle ihre eigene Philosophie, wenn es um die Gestaltung der Schale gehe.
«Daher kann mir eine Grösse bei dem einen Hersteller richtig gut und bei dem anderen gar nicht passen», sagt er.
Mehr Geld, mehr Komfort
Laut Filippek bedeutet ein höherer Preis bei Velo-Helmen vor allem eines: mehr Komfort. In den höheren Preisklassen sei es leichter, einen Helm mit guter Passform zu finden.
Ausserdem gelte: Je teurer der Helm desto, leichter und besser belüftet ist er.
Ausserdem gebe es in den höheren Preissegmenten auch technische Entwicklungen, die für mehr Sicherheit sorgen. So zum Beispiel das Mips-System.

Hier ist an der Innenseite des Helms eine Schale aus Kunststoff angebracht. Diese kann sich unabhängig von der Aussenschale bewegen. So sollen Rotationskräfte abgefangen werden, die während eines Aufpralls aufs Gehirn wirken.
Wer mit seinem Helm einmal gestürzt ist, sollte ihn auf jeden Fall austauschen, sagt Thomas Geisler, Journalist mit Schwerpunkt Velo:
«Selbst, wenn er nicht klar gebrochen ist, können kleine Risse im Helm sein».
Aber auch wer unfallfrei bleibt, sollte sich nach einer gewissen Zeit einen neuen Helm zulegen. Um genau zu sein: Nach fünf Jahren, das empfehlen die meisten Hersteller.
Airbag für den Kopf – und moderne Helme
Es gibt einen Helm, der ist gar keiner. Der Hövding aus Schweden wird als Kragen um den Hals getragen. Bei einem Unfall löst der Airbag im Kragen aus und schützt Kopf und Hals.
Laut Hersteller ist der Hövding auch nur für den Strassenverkehr geeignet. Das liegt daran, dass im Gelände Äste oder Steine durch den Airbag stossen könnten, so Geisler.
Mit etwa 300 Franken ist der Hövding nichts für kleine Geldbeutel. Und natürlich muss er nach einem Unfall erneuert werden.

Inzwischen gibt es Helme mit Blinker, Freisprechanlagen, Möglichkeiten, sich beim Velo-Fahren gegenseitig anzufunken und so weiter.
Einige dieser Features sind wirklich praktisch, findet Thomas Geissler: «Vor Kurzem hat mir ein älterer Herr erzählt, dass er den Funk im Velo-Helm nutzt, um mit seiner Frau zu kommunizieren, wenn sie sich zu weit voneinander entfernt haben».
Und ein Blinker am Helm sei im Stadtverkehr noch eine zusätzliche Möglichkeit, gesehen zu werden – vor allem dann, wenn die Sicht auf das Velo selbst von anderen Autos verdeckt wird.