Jeder Zweite hat sie, doch niemand mag über sie sprechen. Hämorrhoiden sind eines der letzten Tabuthemen. Hier lesen Sie mehr über das unangenehme Leiden.
MAnn von Hinten
Hämorrhoiden sind noch immer ein Tabuthema, kein jemand spricht offen darüber. - Unsplash
Ad

Das Wichtigste in Kürze

  • Hämorrhoiden sind ein weit verbreitetes Leiden.
  • Sie machen sich durch Jucken, Brennen und Blut am Toilettenpapier bemerkbar.
  • Eine frühzeitige Behandlung verhindert Komplikationen.

Rund 70 Prozent der Bevölkerung leidet irgendwann einmal unter Hämorrhoiden. Dennoch wird das Thema nicht gerne besprochen. Ein Verdrängen des Problems führt jedoch nur dazu, dass es schlimmer wird – bis irgendwann eine Operation unvermeidlich wird.

Hämorrhoiden – Funktion

Der Ausdruck Hämorrhoiden für die Erkrankung ist eigentlich falsch, denn jeder Mensch besitzt diese Schwellkörper am unteren Ende des Darms. Sie sorgen zusammen mit den Schliessmuskeln des Afters dafür, dass der Darm zum Ausgang hin abgedichtet ist.

Ihre wichtigste Aufgabe ist dabei, den Darm auch bei Belastung dicht zu halten, zum Beispiel, wenn Sie niesen müssen. Im gesunden Zustand bemerken Sie die Hämorrhoiden gar nicht.

Werden Hämorrhoiden vom Darm benötigt, füllen sich die Schwellkörper mit Blut und bilden so ein sicheres Polster am Darmausgang. Anschliessend fliesst das Blut wieder ab und die Schwellkörper bilden sich zurück.

Kann das Blut nicht mehr abfliessen, vergrössern sich die Hämorrhoiden; es kommt dann zum Jucken und Brennen. Als Laie bemerken Sie nun, dass Sie «Hämorrhoiden haben». Der Arzt spricht von einem Hämorrhoidalleiden.

So entsteht ein Hämorrhoidalleiden

Die Hämorrhoiden müssen täglich viel mitmachen, manche Menschen strapazieren sie dabei über. Zum Beispiel durch starkes Pressen beim Stuhlgang, häufigem Durchfall oder häufiger Verwendung von Abführmitteln. Auch Übergewicht gilt als Risikofaktor.

Übergewichtiger Mann
Übergewicht kann Hämorrhoiden hervorrufen. - Pixabay

Die Medizin unterteilt das Hämorrhoidalleiden in vier verschiedene Schweregrade.

Im Frühstadium (Grad I) sind die Hämorrhoiden von aussen nicht sichtbar. Sie machen sich höchstens durch leichtes Brennen oder Jucken bemerkbar. Im Folgestadium (Grad II) treten die Gefässpolster schon aus dem After hervor und Sie können Sie mit den Fingern ertasten. Nun machen sie sich auch mit hellen Bluttropfen im Toilettenpapier bemerkbar. Spätestens jetzt ist ein Besuch beim Arzt angesagt.

Ist der dritte Schweregrad erreicht, fallen die Hämorrhoiden beim Stuhlgang aus dem After (Prolaps). Sie ziehen sich entweder noch alleine zurück oder müssen mit dem Finger zurückgeschoben werden. Im Endstadium (Grad IV) liegen sie permanent vor dem Aftereingang und können auch nicht mehr zurückgeschoben werden. Nun kann nur noch eine Operation helfen.

Behandlung von Hämorrhoiden

Wird das Hämorrhoidalleiden schon beim ersten oder zweiten Schweregrad behandelt, genügt meist eine einfache Behandlung mit Salben. Kortison oder sanfte pflanzliche Mittel, wie Hamamelis, lindern den Juckreiz und den brennenden Schmerz.

Die Salbe wird mit dem Finger oder einem speziellen Applikator direkt auf die Hämorrhoiden aufgetragen. Alternativ sind auch sogenannte «Analtampons» erhältlich, eine besondere Form des Zäpfchens. Bei schwereren Schmerzen können auch Lokalanästhetika wie Lidocain verordnet werden.

Salbe mit Ringelblume
Salben können die Hämorrhoiden lindern. - Pixabay

Der Nachteil dieser Behandlungen ist, dass nur die akuten Beschwerden gelindert, nicht aber die Ursachen therapiert werden. Dies kann mit einer Sklerosierung (Verödung) erfolgen. Dabei wird ein Mittel oberhalb der Hämorrhoiden gespritzt, das den Blutfluss in den Gefässen drosselt. Dadurch bilden sich die vergrösserten Hämorrhoiden wieder zurück.

Bei einem Leiden des III. oder IV. Grades ist meist nur noch eine Operation möglich. Bei der Hämorrhoidektomie werden die Hämorrhoiden vollständig entfernt. Beim III. Grad ist es oftmals noch möglich, die Hämorrhoiden noch in den After zurückzuziehen und innen festzuklammern. Der Eingriff gilt als weniger schmerzhaft, allerdings ist das Rückfallrisiko höher.

Das Leben mit Hämorrhoiden

Mit leichten Hämorrhoiden (Schweregrad I und II) lässt es sich ganz normal leben. Um die Hämorrhoiden zu schonen, ist eine gesunde ballaststoffreiche Ernährung wichtig. Essen Sie morgens lieber ein Müsli mit Haferflocken als ein Gipfeli.

Auch Hülsenfrüchte, Gemüse und Obst sind reich an Ballaststoffen. Achten Sie darauf Lebensmittel zu vermeiden, die zu einer Verstopfung führen.

Frisches Obst
Früchte sind gut für die Gesundheit. - Pexels

Genauso wichtig ist es, viel zu trinken. Dies sorgt für einen weicheren Stuhl. Trinken Sie täglich mindestens ein bis zwei Liter Wasser nebenbei und essen Sie zwischendurch lieber mal einen Apfel, als ein Stück Schokolade.

Ein täglicher Spaziergang von 30 Minuten bringt den Darm in Schwung und fördert die Verdauung. Nutzen Sie dazu die Mittagspause und achten Sie vor allem bei einem Bürojob darauf, mehr Bewegung in den Alltag einzubauen. Telefonieren Sie im Stehen, nutzen Sie die Treppen statt des Aufzugs und schauen Sie persönlich bei den Arbeitskollegen vorbei.

Und zuletzt: Nehmen Sie sich Zeit für den Stuhlgang. Wenn Sie zeitlich unter Druck stehen, neigen Sie zum heftigen Pressen und strapazieren so die Hämorrhoiden. Übertreiben Sie es aber nicht. Wenn Sie sich eine Viertelstunde auf die Toilette setzen und dabei stetig pressen, tun Sie den Hämorrhoiden ebenfalls nichts Gutes.

Ad
Ad

Mehr zum Thema:

LebensmittelSchokoladeWasserArzt