Ein 37-jähriges mutmassliches Mitglied der Juwelenräuber-Bande Pink Panther soll 16 Jahre ins Gefängnis.
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Dies forderte der Staatsanwalt am Mittwoch vor dem Bezirksgericht Zürich. Der Verteidiger plädierte für seinen geständigen Mandanten auf 10 Jahre. Das Urteil wird am Nachmittag eröffnet.

Die Pink Panther sind eine weitverzweigte, international tätige Bande. Sie soll Verbindungen zu Polizei und Politik haben. In immer wieder anderer Zusammensetzung überfallen die Bandenmitglieder aus den Balkanländern seit vielen Jahren Juweliergeschäfte.

Charakteristisch für die Bande ist die jeweils akribische Organisation der Taten, deren aufwändige, minutiöse Planung und die professionelle Durchführung.

Jeder Beteiligte wird jeweils von einem der Hintermänner rekrutiert, deren Identität die Behörden bisher nicht kennen. Diesen Hinternmännern wird auch die Beute ausgehändigt und sie honorieren jeden Einsatz - der Beschuldigte erhielt jeweils bis zu 30'000 Euro.

Eine feste Rolle

Jedem Mittäter wird für den bevorstehenden Überfall eine Rolle zugewiesen - zum Beispiel soll er als scheinbarer potenzieller Kunde als erster das Juweliergeschäft betreten und damit den Weg für seine zwei bis drei Komplizen frei machen.

Das anvisierte Geschäft wird im Voraus von wieder anderen Bandenmitgliedern detailliert ausgespäht. Er wird in Erfahrung gebracht, wo die wertvollsten Stücke liegen, wie die räumlichen Gegebenheiten sind, wo der ideale Fluchtweg verläuft. Dann werden Fahrzeuge für die Flucht beschafft, die Täter werden ausgerüstet mit Waffen, Kleidern und allenfalls tarnenden Accessoires.

Die Überfälle selbst erfolgen jeweils blitzschnell. Einer hält das anwesende Personal mit Waffendrohung in Schach, die anderen räumen Vitrinen und Schaufenster leer. Innert zwei, drei Minuten ist der Spuk vorbei und die Täter rasen im ersten Fluchtfahrzeug davon, das sie anschliessend mehrmals wechseln, und damit die Verfolgung erschweren.

Zehn Überfälle

Dem Beschuldigten wird die Beteiligung an fünf Raubüberfällen auf Juweliergeschäfte in der Schweiz vorgeworfen. Dazu kommen je zwei in Deutschland und Österreich, welche die Verfahren an die Schweiz abgetreten haben. Insgesamt erbeuteten die jeweiligen Täter Luxusuhren und Schmuck im Wert von gut zwei Millionen Euro und gegen 18 Millionen Schweizer Franken.

Ein zehnter Überfall in Tschechien, an dem der heute 37-Jährige mitgemacht haben soll, wird von den dortigen Behörden verfolgt. Hat der Beschuldigte seine Strafe in der Schweiz abgesessen, wird er deshalb nach Tschechien überwiesen.

Der aus Serbien stammende Beschuldigte wurde im März 2016 an einem Grenzübergang nach Österreich festgenommen. Er hatte einen gefälschten litauischen Fahrausweis vorgezeigt. Seither sitzt er in Haft. Er hat bereits den vorzeitigen Strafvollzug angetreten. Vier weitere mutmassliche Bandenmitglieder wurden zudem im Februar 2018 in Lugano verhaftet.

«Abhängiger Handlanger»

In der Befragung erklärte der vorbestrafte Beschuldigte, er habe Schulden gehabt, nachdem sich der Plan, in Serbien ein Unternehmen aufzubauen, zerschlagen habe. Unbekannte hätten ihn zur Rückzahlung gedrängt und ihm schliesslich die Beteiligung am ersten Überfall, später an einem zweiten vorgeschlagen. «Danach gab es kein Zurück mehr».

Der Verteidiger schilderte seinen Mandanten als völlig abhängigen Handlanger auf der untersten Hierarchiestufe. Er habe die ihm zugewiesene Rolle jeweils ohne Wenn und Aber auszuführen gehabt. Der zweifache Vater habe um seine Familie und um sich selbst gefürchtet.

Der Beschuldigte anerkennt sämtliche Anklagepunkte, darunter mehrfacher Raub, mehrfache Sachbeschädigung, mehrfache Ausweisfälschung, mehrfache Entwendung eines Fahrzeugs und Widerhandlung gegen das Waffengesetz. Über die Hintermänner aber schweigt er sich aus - wie alle anderen bisher festgenommenen Bandenmitglieder.

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