20 Jahre lang war Louis van der Haegen Musikchef des Jazz Weekends Reinach. Er hatte jedes Jahr das Jazz- und Blues-Publikum begeistert. Der Gemeinderat Reinach ehrt ihn mit dem Reinacher Preis 2019.
Pokal (Symbolbild)
Pokal (Symbolbild) - shutterstock
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Schweizer Musik kannte. Trotzdem liess er sich für die Organisation des Konzertes einspannen – und das mit gutem Erfolg: Der Saal war bald ausverkauft und den Reinerlös spendete er danach für den Ungarn-Aufstand.

Ein paar Jahre später trieb es ihn dann beruflich nach Basel, wo er die Basler Vertretung der Firma Hoval übernehmen konnte und sich fortan mit Leidenschaft der Solarenergie widmete, die damals noch in den Kinderschuhen steckte. Nebenbei arbeitete er als Musikkritiker für verschiedene Luzerner Zeitungen, was ihm gleichzeitig auch ermöglichte, kostenlos an Jazz-Konzerte zu gehen. Und er leitete 20 Jahre lang den Jazzclub Aesch-Pfeffingen (JAP).

Durch die Jahre hindurch hatte er viele Jazz-Musikerinnen und -Musiker kennen gelernt, so dass er schliesslich, nachdem im Atlantis das letzte Blues-Konzert verhallt war, im Jahr 2000 zusammen mit seinem Sohn zunächst das Bluesfestival Basel gründete. Zu Beginn fand das Festival im StadtCasino Basel statt, aber erst nachdem es ins Volkshaus verlegt wurde, hatte es durchschlagenden Erfolg. Trotzdem sei es ein gutes Stück Arbeit geblieben, geeignete Sponsoren an Land zu ziehen, so Louis van der Haegen heute, denn das Festival bringe immer wieder grosse Namen nach Basel – und die kosten. Später kam dann noch das Summerblues-Festival dazu, bei dem er gemeinsam mit Ernst Mutschler viele Jahre lang Vizepräsident und Musikchef war.

Wenn man ihn fragt, warum er plötzlich nach dem Jazz den Blues entdeckt hatte, so antwortet Louis van der Haegen ohne zu zögern: «Der Blues ist einfacher und verständlicher». Der Blues sei emotionaler, habe viel mehr Seele, er erzähle Geschichten und er tue einfach gut, wenn jemand Bescheiden ist er geblieben, obwohl er mittlerweile auf über sechs Jahrzehnte zurückblickt, in denen er viele Jazz- und BluesEvents ins Leben gerufen und damit immer mehr Publikum begeistert hat. Angefangen hatte alles 1956, als er als 22-Jähriger im Kunsthaus Luzern sein erstes Jazz-Konzert organisierte. In Erstfeld aufgewachsen, machte er zu der Zeit eine Lehre bei einer Heizungsfirma in Luzern und teilte dort im katholischen Jugendheim ein Zimmer mit einem jungen Grafiker, der leidenschaftlich gerne Jazz-Musik hörte. Für den jungen Louis war das damals ungewohnt, war er doch aufgewachsen in einem Haushalt, in dem man eher volkstümliche Gemeindepräsident Melchior Buchs übergibt Louis van der Haegen den Reinacher Preis 2019.

Sorgen habe. Wer Blues höre, fühle sich gleich besser. Das erklärt ihm auch, warum der Trend im Oldtime Jazz seit Jahren rückläufig ist, während sich der Blues steigender Beliebtheit erfreut.

Wie er zum Jazz Weekend Reinach kam

Vor inzwischen 20 Jahren hatte man ihn dann aber auch nach Reinach geholt. Die damalige Gemeindepräsidentin Eva Rüetschi wollte zusammen mit Gabrielle Fechtig und dem Finanzchef der Gemeinde Reinach Christoph Erhart «so etwas wie das Bebbi-Jazz» nach Reinach holen. Das Konzept ist seit Beginn dasselbe: Auch wenn der Anlass stetig gewachsen ist, ist das Reinacher Jazz Weekend nach wie vor viel kleiner als der grosse Jazz-Anlass in Basel. Aber es wird auch hier auf verschiedenen Bühnen Jazz und Blues unterschiedlicher Richtungen gespielt. Und es ist ein Volksanlass geblieben, trotz der beachtlichen Niveaus der Bands. Trotzdem sei es immer wieder eine Herausforderung, ein ansprechendes Progamm zusammenzustellen, da das Budget begrenzt ist und auch hier die Sponsoren nicht Schlange stehen. Dass es Louis van der Haegen in all den Jahren gelungen ist, genau dies zu erreichen, zeigt seit den Anfängen die gute Resonanz beim Publikum. Der Anlass war stets sehr gut besucht und hat sich mittlerweile einen Namen gemacht, so dass auch immer mehr Musikerinnen und Musiker gerne nach Reinach kommen, wenn es ihr Zeitplan zulässt. Und sicher ist es auch seit Jahren so, dass sie kommen, wenn der grosse Meister ruft – auch wenn er sich selbst niemals so nennen würde. Wer in der Region von Jazz und Blues spricht, dem kommt automatisch der Name Louis van der Haegen in den Sinn. Sein Wissen, seine Kenntnis, sein Herzblut für Jazz und Blues sind weitherum bekannt. Und doch hat er unlängst sowohl das Bluesfestival Basel als auch das Jazz Weekend Reinach in jüngere Hände gelegt. Seine Nachfolgen sind gut geregelt, wie er erfreut und entspannt meint. Auf seinen grossen Erfahrungsschatz dürfen seine Nachfolger trotzdem noch ein Weilchen zurückgreifen – wenn sie dies wollen. Er freut sich, wenn er weiterhin beratend unterstützen kann, denn diese Arbeit habe ihm immer Spass gemacht, erklärt er. Und er freut sich auch, dass heute alles etwas professioneller organisiert ist. Auch bei Wetterpech muss heute niemand mehr befürchten, dass es auf der Bühne einen Kurzschluss gibt, weil der Regen auf die Stecker prasselt, wie das noch in den Anfängen des Jazz Weekends Reinach einmal passiert war.

Sein jahrzehntelanges zumeist ehrenamtliches Engagament für die Jazz- und Blues-Musik hat ihm bereits manche Auszeichnung eingebracht, so u.a. 2002 die goldene JAP-Note, 2009 den begehrten Swiss Blues Award und 2016 den Swiss Blues Lifetime Achievement Award. Auch drei Lieder von renommierten Musikern sind für ihn komponiert worden, was er nicht ohne Stolz erzählt. Der Gemeinderat Reinach ehrt Louis van der Haegen nun für sein langjähriges Engagement als Musikchef des Jazz Weekends Reinach mit dem Reinacher Preis 2019.

Bei alldem bleibt Louis van der Haegen bescheiden. Er sagt, er habe bisher alle Ehrungen mit Freude entgegengenommen, bringen sie doch auch die Wertschätzung ihm und seiner Arbeit gegenüber zum Ausdruck. Aber am meisten freut es ihn, wenn die Säle bis auf den letzten Platz besetzt sind und das Publikum mit Begeisterung dabei ist.

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