1976 landet Jürg Jegge mit «Dummheit ist lernbar» einen Bestseller. 40 Jahre später stellt ein weiteres Buch den renommierten Pädagogen als Kinderschänder an den Pranger.
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1976: In seinem Erstling schildert der Sonderklassenlehrer und Liedermacher Jürg Jegge Kinder, die aufgrund ihrer sozialen und psychischen Situation zu Versagern werden, auch wenn sie das intellektuelle Potenzial für gute Leistungen im Grunde mit sich brächten. Das Buch verkauft sich über 200'000 Mal.

1979: Im Buch «Angst macht krumm» doppelt Jegge mit seiner Kritik am staatlichen Schulsystem nach.

1985: Jegge gründet in Rorbas-Freienstein ZH die Ausbildungsstätte «Märtplatz». Dort können Jugendliche mit psychischen und sozialen Problemen eine begleitete Berufsausbildung absolvieren. Jegge leitet die Stiftung bis zu seiner Pensionierung im Jahr 2011.

4. April 2017: Markus Zangger, ein ehemaliger Sonderschüler Jegges in Embrach ZH, erhebt im Buch «Jürg Jegges dunkle Seite» schwere Missbrauchsvorwürfe gegen den Pädagogen. Dieser soll ihn und weitere Schüler in den 1970er- und 1980er-Jahren wiederholt sexuell missbraucht haben.

5. April 2017: Jegge tritt per sofort als Ehrenpräsident der Stiftung «Märtplatz» zurück.

7. April 2017: Jegge nimmt erstmals Stellung zu den Vorwürfen. Er bestreitet nicht, dass es zu sexuellen Kontakten mit seinem Schüler kam. «Es gab alle möglichen Kontakte, auch sexuelle», sagt er.

9. April 2017: Obwohl die Taten rechtlich gesehen verjährt sind, leitet die Zürcher Staatsanwaltschaft ein Vorabklärungsverfahren ein. Einige Tage später führen Staatsanwaltschaft und Kantonspolizei eine Razzia in Jegges Haus durch.

10. April 2017: Der Zytglogge Verlag beendet die Zusammenarbeit mit Jegge. Die Auslieferung seiner Bücher, die sich noch im Verlagsprogramm befinden, wird gestoppt.

16. Mai 2017: Die Zürcher Bildungsdirektion beauftragt einen externen Experten, die Hintergründe des Falls abzuklären. Es geht unter anderem um die Rechtslage bezüglich Sonderschulung zur Zeit der mutmasslichen Übergriffe.

5. Oktober 2017: Die Staatsanwaltschaft kündigt nach der Befragung möglicher Missbrauchsopfer die Einstellung des Verfahrens an. Entweder hätten keine oder bereits verjährte strafbare Handlungen stattgefunden.

22. Januar 2018: Das Strafverfahren wird definitiv eingestellt. Sowohl Jegge wie auch sein ehemaliger Schüler Zangger akzeptieren den Entscheid. Via seinen Anwalt entschuldigt sich Jegge für das Leid, das anderen Menschen durch sein Verhalten entstanden sei.

28. Juni 2018: Der Kanton veröffentlicht den Untersuchungsbericht zum Fall Jegge. Dieser zeigt, dass die zuständige Schulpflege aus heutiger Sicht zu zögerlich und führungsschwach handelte. Der Kanton wiederum gewährte Jegge zu viele Freiheiten.

-Mitteilung der SDA (mis)

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