Discounter Aldi kritisiert, dass die Grossverteiler keine Getränkekartons zurücknehmen. Coop und Migros argumentieren mit geringem Umweltnutzen.
Milch Karton Coop
Coop und Migros nehmen Milchkartons nicht zurück. - Keystone
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Das Wichtigste in Kürze

  • Aldi nimmt künftig keine Getränkekartons mehr zurück.
  • Auch bei Coop und Migros werden die Kartons nicht entgegengenommen.
  • Die Grossverteilen sehen einen zu geringen Umweltnutzen.

Aldi schmeisst den Bettel hin. Per Ende Juni hört der Discounter in der Schweiz auf, Getränkekartons zu sammeln. Rund drei Jahre hat das Pilotprojekt gedauert.

Grund ist nicht das mangelnde Interesse, im Gegenteil. Zu teuer ist dem Discounter die Rücknahme der Kartons geworden. Denn ein Grossteil der Milch- oder Fruchtsaft-Kartons stammte von der Konkurrenz.

«Trotz vorhandener technischer Machbarkeit liessen sich leider keine weiteren Marktakteure von unserem Recyclingengagement anstecken», schreibt Aldi. «Und dies, obwohl über 70 Prozent der von uns gesammelten Getränkekartons von Mitbewerbern stammen.»

Coop und Migros reagieren auf Kritik nicht

Anders ausgedrückt: Der Discounter schiebt den schwarzen Peter Migros und Coop zu. Die beiden Platzhirsche die Kritik nicht kommentieren. Sie verweisen an die IG Detailhandel.

Dort will man zu dem Vorwurf des Discounters auch nichts sagen. Man habe das Recycling mehrmals geprüft, sagt Sprecher Aron Gfrörer. «Ökobilanzen haben allerdings gezeigt, dass der ökologische Mehrwert gering ist.»

Ein Tetra Pak
Ein solches Bild wollte Aldi bekämpfen: Ein Getränkekarton in einem Mülleimer. Nun stellt der Discounter sein Recycling-Programm ein. - Keystone

Die Interessengemeinschaft, die neben Coop und Migros noch Manor und Denner vertritt, schliesst das Sammeln von Getränkekartons nicht ganz aus. Allerdings muss vieles dafür geschehen. «Sollten sich die infrastrukturellen, technischen und finanziellen Hürden überwinden lassen, die Ökobilanz sich verbessern und ein grosses Kundenbedürfnis bestehen, so wird die Interessengemeinschaft Detailhandel die Einführung einer freiwilligen Sammlung von GKs erneut prüfen», sagt Gfrörer.

«Ökologisch sinnvoll und wirtschaftlich tragbar»

Schweizer Detailhändler rühme sich gerne mit ihrem Umweltengagement. Wäre es also nicht konsequent, trotz geringem Nutzen die Kartons zurückzunehmen? «Wo es ökologisch sinnvoll und wirtschaftlich tragbar ist, sollen die Rohstoffe recycliert und wieder in die Stoffkreisläufe zurück gebracht werden.»

Doch Angesicht der grossen Mengen der Getränkekarton käme man an Kapazitätsgrenzen. «Und es braucht zusätzliche Transporte, was sich wiederum negativ auf die Umwelt auswirkt.»

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