Höhlen bieten Lebensraum für hochspezialisierte Tiere, bezaubern mit einzigartigen Formen und konservieren Fossilien und Artefakte längst vergangener Zeiten.
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Faszinierende Formen: monumentale Stalagmiten, angeordnet wie Teller, in der Aven d'Orgnac in den Cevennen in Südfrankreich. - Pixabay

Das Wichtigste in Kürze

  • Höhlenfunde erzählen aus über 800'000 Jahren Menschheitsgeschichte.
  • Malereien bezeugen, dass schon der Urmensch in Höhlen mehr sah als bloss Schutzräume.
  • Hochspezialisierte Tiere leben in absoluter Dunkelheit.
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Höhlen – das sind teils über Jahrmillionen entstandene Öffnungen in der Erde. Ihre Entstehungsgeschichte überragt ein Menschenleben bei Weitem. Und ihr Innenleben erzählt von längst vergangenen Zeiten.

Ungeheuer ist auch ihre Symbolkraft: Ein Höhlenbesuch ist ein Abstieg ins Innere der Erde, an einen Ort, an den sich kein Lichtstrahl je verirrt. Als Bergbaustollen steht das Eindringen in die Erde schliesslich für tollkühnen Fleiss oder gewalttätigen Rohstoff-Raub. Und führt immer wieder zu der Frage, ob Menschen überhaupt in Höhlen gehören oder nicht.

Tragische Unfälle scheinen die Frage zu verneinen, doch uralte Höhlenmalereien zeigen, dass wir schon vor Jahrtausenden Höhlen aufgesucht haben. Und wissenschaftliche Erkenntnisse der letzten Jahre stellen althergebrachte Assoziationen auf den Kopf: Denn ausgerechnet die seit Platon mit «Erkenntnisferne» verbundenen Höhlenlandschaften entpuppten sich als unerschöpfliche Archive des Wissens.

Ein Blick in die Vergangenheit – von Fossilien und Stalaktiten

Die meisten Höhlenforscher sind interessierte Laien, doch in den letzten Jahrzehnten haben viele Wissenschaftler Höhlen zu ihrem Forschungsobjekt gemacht. Paläontologen zum Beispiel profitieren davon, dass Knochen in Höhlen viel weniger schnell verwittern als auf der Erdoberfläche. Diese Fossilien geben Auskunft darüber, wie die Tierwelt in der Umgebung der Höhle zu verschiedenen Zeiten aussah.

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Die Malereien in der Höhle von Lascaux sind mindestens 15'000 Jahre alt und bezeugen, dass Höhlen für Menschen weit mehr waren als Schutzräume.
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Zur genauen Altersbestimmung der Fossilien kommen chemisch-physikalische Methoden wie die Radiokarbon- und die Uran-Thorium-Ungleichgewichtsmethode zum Einsatz. Letztere erlaubt Datierungen bis etwa 500'000 Jahre.
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Vielerorts haben Höhlen auch eine kultische Bedeutung. Die Mariengrotte in Lourdes ist nur ein Beispiel für die religiöse Nutzung von Höhlen und Grotten.

Geologen untersuchen Tropfsteine auf der Suche nach Informationen zu längerfristigen Klimaveränderungen. Diese Gebilde aus Kalziumkarbonat sind über Jahrtausende, teils Jahrmillionen vor Verwitterung geschützt in Höhlen gewachsen. Ihre Schichten geben Auskunft darüber, wie sich Niederschlag, Temperaturen und Vegetation über der Höhle während längeren Phasen veränderten.

Schliesslich bringen Höhlenfunde auch Licht in die dunklen Anfänge der Menschheitsgeschichte. So wurden in der Atapuerca Gran Dolina in Spanien in 800'000 Jahre alten Sedimenten Menschenknochen und Artefakte gefunden. Grabstätten, Steinwerkzeuge, Elfenbeinschmuck und Höhlenkunst berichten vom Höhlenleben der frühen Menschen. Und erzählen Geschichten aus längst vergangenen Tagen.

Überlebenskünstler: Tiere in tiefsten Tiefen

Höhlen berichten aber nicht nur von früher, sie sind auch Lebensraum für spezialisierte Lebewesen. Kommen im Eingangsbereich der Höhle noch Tierarten vor, die auch ausserhalb anzutreffen sind, sitzen die wahren Spezialisten weiter unten. Temperaturen um die 7–9 Grad, Luftfeuchtigkeit von 95–98 Prozent und ein erhöhter CO2-Gehalt erfordern gezielte Anpassungen der Fauna.

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Tropische Höhlen wie hier in Sarawak (Malaysia) sind im Vergleich zu europäischen sehr warm und extrem artenreich. Fledermäuse und Vögel bringen hier Tag für Tag tonnenweise organisches Material in die Höhle.
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Der erfindungsreiche Mensch braucht keine evolutionäre Anpassung, ihm reicht passende Ausrüstung, um die entlegensten Winkel zu erkunden.

Ein ausgezeichneter Tast- und Geruchssinn und lange Extremitäten prägen das Äussere der Tierwelt. Dazu eine pigmentlose, dünne Haut, da diese in der Höhle weder vor Austrocknung noch UV-Strahlung schützen muss. Die Tiere sind meist klein und bewegen sich langsam, um Energie zu sparen, denn Nahrung ist hier unten sehr knapp. Pflanzen wachsen hier keine, das heisst, das System Höhle ist darauf angewiesen, dass Wasser, Luft und Lebewesen Nährstoffe hineintragen.

Hat sich ein Tier an diese extremen Bedingungen angepasst, profitiert es von einem relativ konkurrenzlosen Lebensraum. Und das Fehlen von jahreszeitlichen Schwankungen erlaubt Fortpflanzung das ganze Jahr über. Der berühmteste europäische Höhlenbewohner ist wohl der Grottenolm. Dank seiner energiesparenden Lebensweise hat er eine Lebenserwartung von 80 Jahren, ein Vielfaches länger als Amphibien der Erdoberfläche.

Höhlen im Film: Höhlenwelten 3D

Mehr über den Zusammenhang zwischen Höhlenforschung und der Klimageschichte des Planeten erfährt man zur Zeit im Verkehrshaus im Film «Höhlenwelten». Er zeigt, wie Dr. Gina Moseley und ihr Team von Höhlenforschern auf der Suche nach Sinterproben riesige unterirdische Welten erforschen.

Der Trailer zum Film, jetzt im Filmtheater des Verkehrshauses

Dabei führt sie ihr Weg in die entlegensten Höhlen der Welt. Von Frankreich über Island, die Bahamas, die USA und die mexikanische Halbinsel Yucatan. Über und unter Wasser scheuen die Forscher keine Mühen, um Wissen zutage zu fördern. Und stossen dabei in palastartige Höhlen und atemberaubende Kristallwelten vor.

Haben wir dein Interesse geweckt? Dann findest du hier alle Informationen zum 3D-Film mitsamt Spielzeiten des Verkehrshauskinos.

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