Mehr als 13 Millionen Menschen in Ostafrika sind wegen anhaltender Dürre von schwerer Ernährungsunsicherheit bedroht.
Junge in Somalia
In Ostafrika herrscht eine extreme Dürreperiode. 13 Millionen Menschen sind von einer Hungersnot bedroht, so auch der 10-jährige Mohamud aus Somalia. - World Vision
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Das Wichtigste in Kürze

  • In den Ländern Ostafrikas herrscht seit drei Jahren eine extreme Dürre.
  • 13 Millionen Menschen sind von einer Hungersnot bedroht.
  • Sie sind auf die Verteilung von Lebensmitteln angewiesen, um zu überleben.
  • Zum ersten Mal seit 2015 steigt die Anzahl Hungernder weltweit wieder an.

Das Welternährungsprogramm der Vereinten Nationen (WFP) warnt, dass in Ostafrika aufgrund einer anhaltenden Dürre eine massive Hungersnot droht, wenn jetzt keine schnelle Hilfe erfolgt. 13 Millionen Menschen sind davon betroffen. Es wird befürchtet, dass ein weiteres Dürrejahr bevorsteht und die Zahl somit noch zunehmen wird.

Vor allem im Norden Kenias, in vielen Teilen Somalias und im Süden Äthiopiens ist die Situation derzeit lebensbedrohlich. Ende letzten Jahres haben die Regierungen in Somalia und Kenia den Notstand ausgerufen. Es ist die massivste Dürreperiode seit Beginn der Satellitenaufzeichnung im Jahr 1981.

Vielzahl von Krisen verschlimmern die Situation

Im dritten Jahr in Folge gab es nicht genügend Regen, um ausreichend zu ernten oder Viehfutter erwirtschaften zu können.

Arme Familien in der Region kämpfen mit einer Vielzahl von Krisen gleichzeitig. Sie haben keine Ressourcen mehr, um eine vierte Trockenperiode in Folge mit eigenen Mitteln zu bewältigen.

Frau in Somalia
Viele Familien haben ihre finanziellen und materiellen Ressourcen aufgebraucht. Eine vierte Trockenperiode ist kaum mehr zu bewältigen. - World Vision

Eine Heuschreckenplage hatte bereits 2020 vielerorts in der Region Ernten und Grasland vernichtet. Gleichzeitig stiegen aufgrund der Coronapandemie in vielen Ländern die Nahrungsmittelpreise stark an.

Vertrocknete Felder und Viehsterben zwingen nun viele Menschen in ländlichen Regionen zur Flucht.

Auch die anderen Länder Ostafrikas kämpfen aufgrund verschiedener Faktoren mit Hunger: Konflikte und Instabilität erschweren beispielsweise die Ernährungssituation in Südsudan und Sudan.

Mädchen in Somalia
Manchen Familien bleibt aufgrund der Dürre nur noch die Flucht. - World Vision

Etwa bis 2015 nahm laut dem Welternährungsprogramm der Vereinten Nationen die Zahl der unterernährten Personen beständig ab. Dieser Trend hat sich mit der Coronakrise verlangsamt – und sich nun sogar ins Gegenteil gedreht.

811 Millionen Menschen hungern, 41 Millionen stehen kurz vor einer Hungersnot. «Ich habe es weltweit noch nie so schlimm gesehen», sagt Amer Daoudi, Senior Director of Operations beim Welternährungsprogramm im Interview mit dem Spiegel Magazin.

Hunger hat langfristige Auswirkungen

Hunger ist nicht nur akut lebensbedrohlich, sondern wirkt sich langfristig auf die Lebensqualität aus.

Mangelernährung bei Säuglingen und Kindern kann zu langfristigen körperlichen und geistigen Beeinträchtigungen führen. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) geht davon aus, dass in den Ländern des Globalen Südens Unterernährung die Ursache von über der Hälfte der Todesfälle bei Kindern unter fünf Jahren ausmacht.

Junge in Somalia
Die Hungerkrise zwingt Familien dazu, ihre Kinder aus der Schule zu nehmen. So auch Abdicalid, 13, aus Somalia, der nun zum Unterhalt der Familie beitragen muss. - World Vision

Aber Hunger hat nicht nur körperliche Auswirkungen. Hungersnöte haben auch Folgen für die Zukunft der Kinder. Viele Familien sehen sich gezwungen, ihre Kinder aus der Schule zu nehmen oder sie gar nicht erst hinzuschicken.

Denn ausfallende Ernten oder ein schrumpfender Viehbestand führen dazu, dass die Familien weniger Geld zu Verfügung haben. Der Schulbesuch wird zum Luxus. Die Kinder müssen arbeiten gehen, um zum Einkommen beizutragen.

Eine weitere Massnahme, die viele verzweifelte Familien in der Not treffen, ist die frühe Verheiratung ihrer Töchter.

Verteilung von Nahrungsmitteln ist lebensnotwendig

Umso wichtiger ist die Arbeit von Hilfsorganisationen, die Nothilfe in der aktuellen Krise leisten. Gemeinsam mit Partnern wie dem Welternährungsprogramm verteilt das internationale Hilfswerk World Vision in Kenia, Äthiopien und Somalia Nahrungsmittel, die Kinder und Familien mit den wichtigsten Nährstoffen versorgen.

Verteilung von Essen
World Vision verteilt mit Partnern wie dem Welternährungsprogramm Lebensmittel. - World Vision

Damit wird mehr erreicht, als nur den akuten Hunger zu stillen. Es verhindert Mangelernährung bei Kindern und schwangeren Frauen und somit auch körperliche und geistige Beeinträchtigungen in der Zukunft. Wenn die Kosten für die Lebensmittel wegfallen, hat eine Mutter eher Geld, um Kleidung oder Medikamente für die Kinder zu kaufen.

Und wenn die Versorgung mit Grundnahrungsmitteln sichergestellt ist, ist das Risiko kleiner, dass die Familie zu drastischen Massnahmen wie die Verheiratung ihrer minderjährigen Töchter gezwungen ist.

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