Experte: Darum haben warme Trainingslager im kalten Winter Vorteile

Viele Klubs kommen derzeit aus ihren warmen Trainingslagern zurück in die Kälte. Warum das kein Problem ist, erklärt Prof. Dr. Johannes Scherr.

Links: Miralem Sulejmani (links) und Michel Aebischer (YB) trainieren vor der Abreise ins Trainingslager dick eingepackt. Rechts: Spieler des FCB bei einer Übung in Marbella. - Keystone, Twitter @FCBasel

Das Wichtigste in Kürze

  • Schweizer Vereine fahren jedes Jahr in die Wärme ins Trainingslager.
  • Dass der Ligabetrieb danach in der Kälte weitergeht, ist unproblematisch.
  • Prof. Dr. Johannes Scherr, Chefarzt Sportmedizin an der Uniklinik Balgrist, erklärt wieso.

Wie Zugvögel fahren Schweizer Superligisten Winter für Winter ins Trainingslager in den warmen Süden. Nur Neuchâtel Xamax und der FC Thun bleiben hier, vor allem aus finanziellen Gründen. Die Konkurrenz zieht es dagegen ans Mittelmeer. Besonders beliebt: Portugal, Spanien und die Türkei.

Trainieren in Belek, Marbella und Doha

YB und der FCZ bereiten sich in Belek in der Nähe von Antalya auf die Rückrunde vor. Servette im portugiesischen Quarteira, Sion, St.Gallen, Lugano, Luzern und Basel in Spanien. Besonders Marbella ist dort hoch im Kurs, der FCL und der FCB trainieren dort.

Ebenso wie Borussia Dortmund, übrigens. Dessen Titelrivale Bayern München reiste sogar nach Doha (Katar) für die Rückrunden-Vorbereitung.

Der BVB trainiert bei lauen Temperaturen in Marbella. - Twitter @BVB

25 Grad wärmer als hier

Zwischen 14 und 18 Grad herrschen derzeit am Mittelmeer, am persischen Golf bis sind es bis zu 22 Grad. Das sind bis zu 25 Grad mehr als in hiesigen Gefilden – ist das für die Fussballer kein Problem? Immerhin müssen sie sich nach dem Trainingslager wieder an die mitteleuropäische Kälte gewöhnen.

«Bei körperlicher Aktivität in Umgebungen mit relevanten Temperaturunterschieden braucht es eine gewisse Akklimatisierung», sagt Prof. Dr. med. Johannes Scherr vom Universitären Zentrum für Prävention und Sportmedizin an der Universitätsklinik Balgrist.

Dies trifft sowohl für Hitze als auch Kälte zu. Gegen letztere könne man sich mit entsprechender Kleidung gut schützen. «Zusätzlich ist es ja nicht so, dass die Vereine zurück kämen und am nächsten Tag gleich ein Spiel unter Wettkampfbedingungen hätten.»

Trotz Angewöhnungszeit lohnt es sich

Auch wenn die Spieler nach der Rückkehr wieder eine gewisse Angewöhnungszeit brauchen, lohnt sich das Trainingslager aus sportlicher Sicht meistens. Weil die Muskeln schneller kalt werden, ist die Verletzungsgefahr in der Kälte höher. Um das Risiko zu senken, ist es wichtig, sich gründlich einzulaufen.

Der FCZ reiset gestern Mittwoch zurück in die Schweiz. - Twitter @fc_zuerich

«Das ist in einem Match auf vielen Spielpositionen kein Problem, weil dort die Sportler ständig in Bewegung sind. Die Intensität hoch und somit die Muskeln warm und gut durchblutet», wie Scherr weiter erklärt.

«Aber im Training steht man öfter auch einmal da, während der Trainer Dinge erklärt. Wartet auf die nächste Übung oder weitere Instruktionen.» Da werden die Muskeln schnell wieder kalt.

Wenn die Vereine ihre Lager also in wärmeren Breitengraden abhalten, minimieren sie diesbezüglich das Risiko. Und optimieren die Effizienz, denn ist es warm, geht weniger Zeit für das Aufwärmen verloren.