Habeck: «Wir müssen dringend weniger Plastik verwenden»

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Deutschland,

Grünen-Chef Robert Habeck hat angesichts der Mängel beim Plastik-Recycling ein Umdenken gefordert.

Tote Fische und Plastikmüll im Senegal
Tote Fische und Plastikmüll im Senegal - AFP/Archiv

Das Wichtigste in Kürze

  • Grünen-Chef erwartet bei dem Thema von der grossen Koalition «nichts».

«So können wir nicht mehr weitermachen, wir müssen dringend weniger Plastik verwenden», sagte Habeck der Nachrichtenagentur AFP. «Und das Plastik, das wir nutzen, muss wiederverwendbar sein.» Nach dem kürzlich vorgestellten «Plastikatlas» des Umweltverbands BUND und der Heinrich-Böll-Stiftung werden nur knapp 16 Prozent des Plastikmülls in Deutschland für neue Produkte wiederverwendet. Der Rest wird verbrannt oder ins Ausland verschifft.

«Es gibt eine Art Verbrauchertäuschung», sagte Habeck. Nur ein Teil des Plastiks eigne sich derzeit überhaupt zur Wiederverwendung, weil das Material oft minderwertig sei. Es wäre «dringend an der Zeit», die Designrichtlinie so zu ändern, dass das Plastik wiederverwendet werden könne.

«Es gibt inzwischen Betriebe, die neue Plastikprodukte nur noch aus altem Plastik herstellen. Aber das ist teurer. Dadurch sind sie im Wettbewerbsnachteil. Das müssen wir umdrehen. Diejenigen, die ökologisch vorbildlich produzieren, sollten besser dastehen als umgekehrt», sagte er. «Es ist technisch möglich und was technisch möglich ist und ökologisch klug, sollte auch die Norm sein», forderte der Grünen-Vorsitzende.

Die Grünen würden, wenn sie «Zugriff hätten auf die Entscheidungskompetenz», als erstes die steuerliche Begünstigungen von Plastikprodukten streichen. Ungefähr 780 Millionen Euro gingen im Steueraufkommen verloren, weil Erdöl, das für Plastik eingesetzt wird, steuerlich begünstigt werde, sagte Habeck. Zweitens wolle seine Partei die Vorschriften so verändern, dass Produkte wie Kosmetika keine Mikroplastik enthalten dürfen.« Mikroplastik in den ganzen Kosmetika ist etwas, das die Menschheit nicht braucht.» Drittens sollte die Verwendung von Altplastik für neue Produkte zur Norm werden.

Auf Union und SPD setzt der Grünen-Politiker bei dem Thema nicht. «Ich erwarte an der Stelle von der grossen Koalition nichts», sagte er. «Treibende Kraft ist hier die EU.» Die EU-Kommission und das Parlament hätten «ein Verbot der häufigsten, kleinteiligsten Gegenstände, also etwa Strohhalme und diese Rührstäbchen», auf den Weg gebracht.

Dass grosse Plastikteile in den Meeren rumschwimmen, sei «eine Schande für die Menschheit», sagte Habeck. Hier sei es zumindest theoretisch möglich, die Strände und Meere zu reinigen. «Aber Mikroplastik ist sozusagen der unsichtbare Fluch der Meere.» Muscheln, Krebse und Insekten nähmen es auf, so gelange es in die Fische und die Vögel.

«Und dann ist es im biologischen Kreislauf», sagte der Grünen-Chef. «Da gibt es keine Chance mehr, das rauszuholen. Das sieht man nicht, das baut sich über Jahrhunderte erst ab.»

Auf die Frage, was Deutschland bewirken könne, sagte Habeck, es sei natürlich immer besser, alles global zu regeln. «Aber man muss ja anfangen», betonte er. Aufgrund seiner Wirtschaftskraft sei Deutschland in der Lage, andere Produkte zu entwickeln. «Also haben wir schon eine Vorreiterrolle und die Wirtschaft die Chance für Innovationen.»

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