Aline Trede (Grüne) sieht bei Rammstein Veranstalter in der Pflicht

Grünen-Fraktionspräsidentin Aline Trede will bestehende Machtstrukturen bekämpfen und auf so Missbräuche, wie sie bei Rammstein im Raum stehen, verhindern.

Die Fraktionspräsidentin der Grünen, Aline Trede, sieht bei Rammstein rot: «Geht Profit eigentlich über alles?» - Keystone

Das Wichtigste in Kürze

  • Aline Trede unterstützt die Forderungen nach einem Verbot der Rammstein-Konzerte nicht.
  • Stattdessen will sie das Problem an der Wurzel anpacken: Die Machtstrukturen bekämpfen.
  • Das Gefälle zwischen Mann und Frau müsse abgeschafft werden, um solche Fälle zu vermeiden.

Die Vorwürfe gegen Rammstein-Frontmann Till Lindemann wiegen schwer: Der Sänger soll weibliche Fans bei Partys vor und nach seinen Shows unter Drogen gesetzt haben. Dabei soll es zu zahlreichen sexuellen Übergriffen gekommen sein.

Nächste Woche sind im Berner Wankdorf-Stadion zwei Konzerte der Band geplant. Der Veranstalter hat auf die Vorwürfe reagiert und verzichtet auf die sogenannte «Row Zero».

Rammstein Frontsänger Till Lindemann (r) feuert auf der Bühne mit einem Flammenwerfer auf Band-Mitglied Christian Lorenz (l) während des Titels «Mein Teil» im Rahmen ihrer Deutschland-Tournee mit dem neuen Album «Zeit». - Malte Krudewig/dpa

Dies geht der Juso zu wenig weit. Die Jungpartei fordert unter anderem auch eine volle Rückerstattung für Fans, die ihre Tickets zurückgeben wollen. Falls sich der Organisator nicht öffentlich positioniere, will die Juso sich für die Absage der Konzerte einsetzen.

Auch die Fraktionspräsidentin, Aline Trede, der Grünen sieht Handlungsbedarf – aber auf einer anderen Ebene. «Zunächst gilt es festzuhalten, dass es sich um ernsthafte und gut recherchierte Anschuldigungen handelt – aber es wurde niemand verurteilt. Auch deswegen halte ich gezielte Verbote hier nicht für den richtigen Weg. Aber es braucht eine öffentliche Diskussion.»

Aline Trede, Fraktionspräsidentin der Grünen, spricht am 7. Juni 2023 im Nationalrat. - keystone

Die Nationalrätin hält gegenüber Nau.ch allerdings auch fest: «Natürlich ist aber der Organisator in der Pflicht, für die Sicherheit der Besucherinnen seiner Veranstaltungen zu sorgen.»

«So etwas darf nicht systematisch über Jahre geschehen»

Statt auf die Streitfragen rund um die künftigen Konzerte von Rammstein will sich Trede auf das übergeordnete Grundproblem fokussieren: «Was wir brauchen, ist eine Änderung des Systems. So etwas darf nicht systematisch über Jahre geschehen, ohne dass jemand interveniert.»

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«Die Organisatoren, aber auch die Konzertbesucherinnen und -besucher, müssen sensibilisiert sein für solche Themen und eingreifen. Das hat auch mit Anstand zu tun», so Trede weiter. «Solches ist nur möglich, weil Machtstrukturen existieren, ein Machtgefälle zwischen Mann und Frau besteht und Rollenbilder immer wieder zementiert werden. Dieses Gefälle müssen wir abschaffen.»

SVP: Debatte um Rammstein ist künstlich

SVP-Nationalrätin und Rammstein-Fan Sandra Sollberger hingegen findet die Debatte um Rammstein künstlich «hoch diskutiert». Sie argumentiert, die Fans gingen freiwillig in die «Row Zero» und es habe schon immer Groupies gegeben.

Nationalrätin Sandra Sollberger-Muff. - Nau.ch

«Dieses Verliebtsein in einen Star, natürlich ist das okay, aber es darf nicht zum Machtmissbrauch führen», kontert Trede.

Die Fraktionspräsidentin der Grünen will zwar die Grundproblematik angehen. Zum Schluss richtet sie aber doch noch eine Frage an die Organisatoren: «Geht Profit eigentlich über alles?»