Frauenfeld interviewt Martin Wasserfallen
Martin Wasserfallen, alias «Seppi» ist die gute Seele Kunsteisbahn Frauenfeld und bliebt unter Hockeyspielern und Eiskunstläufern.

Er ist beliebt unter den Hockeyspielern und Eiskunstläuferinnen. Er ist die gute Seele der Kunsteisbahn Frauenfeld. Er ist bekannt unter dem Namen «Seppi». Martin Wasserfallen tritt nach 40 ereignisreichen Jahren als Eismeister seine wohlverdiente Pension an.
Herr Wasserfallen, was hat Sie 40 Jahre im Job als Eismeister gehalten?
Wir sind hier unten wie eine Familie. Man hat mit der Zeit einen richtigen Zusammenhalt mit den Hockeyspielern, Eiskunstläuferinnen und auch den Eltern von ihnen. Diese Leute und auch das Team sind mir richtig ans Herz gewachsen.
Hat sich in diesen 40 Jahren viel verändert?
Definitiv! Die beste Veränderung war die neue Eishalle. Denn das Eis in der Halle ist viel hochwertiger, als das, auf dem Aussenfeld. Einmal mussten wir ein Hockey -Team vom Tessin wieder nach Hause schicken, einfach, weil es zu fest geregnet hat. Das würde heute nicht mehr passieren.
Haben Sie als Kind auch Eishockey gespielt?
Ja, aber ich habe zu spät angefangen, um professionell zu spielen. Damals war ich 16 Jahre alt. Doch ich bin auf dem Eis, seit es die Eisbahn in Frauenfeld gibt.
Wie wurden Sie zum Eismeister, den Frauenfeld heute kennt?
Ich habe eine Lehre zum Automechaniker in Hüttwilen abgeschlossen. Danach war ich in einer Werkstatt in Frauenfeld tätig, die neben der Eisbahn stand. Deshalb war ich wirklich oft auf dem Eis und habe so auch die Eismeister hier kennengelernt.
Als ich 24 war, hat der damalige Eismeister Peter Fuchs mich auf eine offene Stelle aufmerksam gemacht. Er sagte zu mir «Seppi, tue dich bewerbe!». Das habe ich getan. Schliesslich haben Peter Fuchs und ich 30 Jahre zusammen als Eismeister gearbeitet. Das war eine sehr lehrreiche Zeit und eine gute Zusammenarbeit.
Welche Fähigkeiten braucht ein Eismeister?
Man muss Gefühl haben; Gefühl für das Eis.
Worauf kommt es beim Eis an?
Das Eis sollte drei bis 3.5 cm dick sein, möglichst glatt und an den Rändern nicht nach oben abschrägen. Perfekt ist es, wenn die Werbebanner unter dem Eis klar durchschimmern. Das ist auch ein bisschen die Visitenkarte eines Eismeisters.
Wie viele Runden brauchen Sie pro Eisfeld mit der Eismaschine?
Etwa acht bis zehn Runden.
Was denken Sie, wie viele Runden haben Sie in Ihrem Leben schon gedreht?
Phuu - keine Ahnung! An Spitzentagen fährt man 20 - 25 Mal auf beide Felder verteilt. – das könnte man ungefähr ausrechnen... Auf jeden Fall sehr sehr viele Runden. Vor allem haben Sie für die Sportlerinnen und Sportler viele Runden gedreht.
Der EHC Frauenfeld schreibt als Abschied auf ihrer Website: «Der EHC Frauenfeld möchte sich bei Seppi für seinen unermüdlichen Einsatz bedanken und wünscht ihm für seine bevorstehende Pension nur das Beste. Wir verneigen uns, lieber Seppi!»
Ah, das habe ich noch gar nicht gesehen. –lacht-
Wieso verabschiedet sich der EHC Frauenfeld in hohen Tönen von Ihnen?
Wir hatten immer ein sehr gutes Verhältnis. Die Sportlerinnen und Sportler sind mir wirklich ans Herz gewachsen. Ich habe ihnen auch alle Wünsche von den Augen abgelesen.
Zum Beispiel?
Wenn zum Beispiel das Eis wegen schlechten Wetterbedingungen draussen nicht mehr so glatt war, dann fragte ich jeweils: «Söll ich no schnell fahre?» So hatten sie bessere Bedingungen zum Trainieren.
Wieso nennt Sie der EHC Frauenfeld «Seppi»?
Alle nennen mich «Seppi». Manchmal ist sogar meine Post so angeschrieben.
Und was hat es mit diesem Spitznamen auf sich?
Das kommt von meinem grossen Vorbild Joseph «Jo» Siffert. In der Schweiz nannte man ihn eben «Seppi», abgeleitet von Joseph. Er war ein Schweizer Formel-1- und Sportwagen-Rennfahrer.
In der Sekundarschule in Hüttwilen hatte ich die kleinen Formel-1-Rennautos auf meinem Pult. So kam die Verbindung mit Jo «Seppi» Siffert und mir. Irgendwann nannten mich in der Schule alle nur noch «Seppi». Für mich ist das eine Ehre, weil ich so immer an mein Vorbild erinnert werde.
Sie sind auch ein Vorbild für Ihren Nachfolger. Was geben Sie ihm mit auf den Weg?
Ich gebe ihm mit: «Geh gut mit diesen Menschen um, dann wirst du Erfolg haben.»
Was für Erfolge nehmen Sie von hier mit?
Mein Highlight war es immer, wenn grosse Mannschaften wie der HC Davos hier in Frauenfeld zu Besuch waren. Auch ein grosses Highlight war die Weltmeisterschaft von den Eisstock-Schützen hier in Frauenfeld. Es war mir immer eine Ehre, für solche Grossanlässe das Eis vorzubereiten.
Was haben Sie mit Ihrer neu gewonnenen Zeit nun vor?
Ich bin ein «Gümmeler». Also ich fahre Rennvelo. Pro Jahre fahre ich zwischen 3'000 – 5'000 Kilometer. Und dann habe ich noch ein spezielles Hobby: Ich bin Kakteensammler. Ich habe etwa 400 Kakteen zu Hause in meinem selbstgebauten Treibhaus.
Wieso ausgerechnet Kakteen?
Der Kaktus ist eigentlich eine Eismeister-Pflanze. Diese Pflanze braucht nur im Sommer Wasser und im Winter brauchen Sie im Prinzip keine Aufmerksamkeit. Das war ideal für mich, weil ich im Winter während der Saison ohnehin keine Zeit gehabt hätte.
Was werden Sie in der Pension am meisten vermissen?
Der Kontakt mit den Leuten hier. Denn diese Anlage ist mein Herz. Wenn man hier Hilfe braucht, bin ich trotz Pension zur Stelle.