«Werben Mitarbeiter ab»: Wirte wollten dieses Polizei-Video stoppen

Wegen Personalmangels müssen gestandene Grössen der Zürcher Restaurantszene schliessen. Sogar die Polizei versucht, der Gastronomie Mitarbeiter abzuwerben.

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Stadtpolizei Zürich - Dieses Video der Stadtpolizei Zürich sorgt für rote Köpfe.

Das Wichtigste in Kürze

  • Das beliebte Zürcher Ausflugsrestaurant Vorderer Pfannenstiel muss schliessen.
  • Personalmangel setzt die Zürcher Gastronomie schon lange unter Druck.
  • Jetzt versucht sogar noch die Polizei, ihnen die Mitarbeiter abzuwerben.

Der Wirt des Restaurants Vorderer Pfannenstiel in Meilen ZH schliesst die Pforten, weil er kein Küchenpersonal findet. Und damit ist er nicht alleine, denn Personalmangel herrscht vielerorts in der Gastrobranche.

So ist auch Stefan Gunzinger, Manager des Restaurants Buech in Herrliberg ZH, davon betroffen. «Wir haben ebenfalls extreme Schwierigkeiten, qualifiziertes Personal für unser Restaurant zu finden. Bewerbungen kommen nur sporadisch rein», sagt er zu Nau.ch.

Nicolas Kern, Präsident von Gastro Stadt Zürich, weiss um die Problematik. Er sagt zu Nau.ch: «Es war schon immer schwierig, genügend Mitarbeitende mit ausreichender Qualifikation zu finden.»

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Doch ein neues Element verschärfe die Situation: «Was sich geändert hat, ist, dass alle Branchen unter einem Fachkräftemangel leiden», so Kern.

«Das führt zum Beispiel dazu, dass die Stadtpolizei in ihrer aktuellen Werbekampagne versucht, Mitarbeiter aus der Gastronomie abzuwerben.»

Wirte konnten Polizei-Video nicht aufhalten

Im Werbevideo der Polizei ist ein Koch zu sehen, der den Verkehr leitet. Dazu steht: «Heute Koch – morgen im polizeilichen Assistenzdienst.»

Der Clip sorgt in der Gastrobranche für rote Köpfe. «Der Kantonalverband hat noch versucht, die Kampagne zu stoppen – jedoch ohne Erfolg», so Kern.

Er selbst nehme es sportlich, wie er sagt. Dennoch fügt er an: «Das finden wir natürlich nur halb so lustig. Schade ist auch, dass es gerade die Köche betrifft, die man nicht einfach findet.»

Auf Anfrage von Nau.ch erklärt Stadtpolizei-Sprecher Pascal Siegenthaler den Clip so: «In unserer aktuellen Werbekampagne symbolisieren wir den Berufswechsel.» Die Köche seien nur eines von mehreren Sujets.

Der Grund, warum man sich auch für Köche entschieden hat: «Für die Ausbildung als Polizist benötigen Bewerbende unter anderem eine abgeschlossene Berufslehre, eine Matur, oder ein abgeschlossenes Studium.»

Beizen könnten bald nur noch fünf Tage offen bleiben

Trotz Personalmangels sieht Gastro-Chef Kern nicht nur schwarz für die Zukunft der Branche: «Ich glaube nicht, dass es zu weiteren Schliessungen kommen wird.» Kurzfristige Anpassungen der Öffnungszeiten oder eine leichte Anpassung der Kapazität seien aber sicher in Einzelfällen nicht auszuschliessen.

Anders Buech-Wirt Stefan Gunzinger befürchtet, dass Restaurants künftig wohl den Betrieb beispielsweise von einer Sieben-Tage-Woche auf eine Fünf-Tage-Woche reduzieren müssten.

Die aktuellen Zahlen des Seco zeigen, dass aktuell knapp 8000 Personen aus dem Gastgewerbe arbeitslos sind. Letztes Jahr waren schweizweit in dieser Branche fast 2600 Arbeitslose mehr registriert.