Schweizer Rentner besitzen immer mehr Wohnungen – Junge ohne Chance
Immer weniger Berufstätige können sich eigene vier Wände leisten. Rund die Hälfte aller Rentner sind dagegen Hauseigentümer.

Das Wichtigste in Kürze
- Die Wohneigentumsquote bei unter 45-Jährigen ist stark gesunken.
- Erst im Rentenalter können sich Schweizer wieder vermehrt Wohnungen und Häuser leisten.
- Die Bedingungen seien unfair, findet ein Ökonom von Raiffeisen Schweiz.
Ein Eigenheim zu erwerben, wird immer schwieriger: Nicht nur steigen die Preise sowohl für Häuser als auch für Wohnungen. Das Angebot ist ausserdem rar und die Kriterien für das Aufnehmen einer Hypothek streng.
Kein Wunder also, dass viele junge Schweizerinnen und Schweizer leer ausgehen. Der Traum vom eigenen Haus mit Garten für die Kinder bleibt für viele Familien genau das: ein Traum.
Anders sieht es bei Rentnern aus: Sie machen mittlerweile beinahe die Mehrheit der Eigenheimbesitzer aus.
Weniger Hausbesitzer unter 35
Michel Fleury sagt gegenüber der «CH Media»: «Es ist offensichtlich, dass sich immer weniger Personen um die 30 ein Haus leisten können.» Er ist Ökonom bei der Raiffeisen Schweiz.
Das Unternehmen hat für die Zeitung neuste Zahlen des Bundesamts für Statistik zusammengetragen. Diese zeigen, dass die Eigentumsquote in der Altersgruppe von 26 bis 35 Jahren von 2010 auf 2023 um 0,5 Prozent abgenommen hat.
Ausschlaggebend dafür war insbesondere eine Abnahme der Hausbesitzer um 1,1 Prozent auf ungefähr 5 Prozent.
Grösster Rückgang bei 36- bis 45-Jährigen
Am stärksten ist der Trend bei den 36- bis 45-Jährigen zu beobachten: Um rund 7,8 Prozent ist die Eigentumsquote in den beobachteten 13 Jahren gesunken.
Insbesondere der Erwerb eines Hauses scheint für viele nicht mehr möglich: Während sich 2010 noch 23,9 Prozent Hauseigentümer nennen konnten, waren es 2023 lediglich noch 17,1 Prozent.
Die Anzahl Stockwerkeigentümer ist von 8,8 auf 7,7 Prozent gefallen.
Kinder in der eigenen Wohnung oder gar dem eigenen Haus grosszuziehen ist für die meisten also nicht möglich.
Rentner leben vermehrt in eigenen vier Wänden
Erst für die Rentner, wenn die Kinder längst ausgezogen sind, ändert sich der Trend. Heute ist rund die Hälfte der Rentner Eigenheimbesitzer. Von den 66- bis 75-Jährigen besitzen über 30 Prozent eigene vier Wände.
Auch in den folgenden Kategorien, 76 bis 85 und über 85, bleibt die Quote hoch. Wohnungseigentum hat in diesen Altersgruppen sogar deutlich zugenommen, insbesondere ab 76 Jahren.

«Diese grosse Veränderung ist überraschend. Es ist ein enormes Wachstum in der obersten Alterskategorie», sagt Fleury von Raiffeisen Schweiz.
Mehrere Ursachen
Der Ökonom erklärt gegenüber den «CH Media»-Zeitungen die Zunahme damit, dass viele bereits seit längerer Zeit Stockwerkeigentümer waren. Sie seien also in die Kategorie «hineingewachsen».
Ausserdem bleiben laut Fleury viele ältere Menschen länger in ihren Wohnungen, da sie noch fit genug sind.
Teilweise würden auch Eigenheime neu gekauft: «Mit dem angesparten Alterskapital und den tendenziell erst um die Pensionierung stattfindenden Erbschaften von den eigenen Eltern kann man sich in diesem Alter auch eher eine Wohnung leisten», sagt Fleury.
Oder: Die Rentner verkaufen ihre Häuser und kaufen sich stattdessen eine altersgerechte Wohnung.
«Gewisse Fairnessfragen»
All diese Faktoren führen dazu, dass Berufstätige immer seltener Wohneigentümer sind. Die Rentnerinnen und Rentner machen dagegen die Hälfte der Eigentümer aus – Tendenz steigend.
Ein problematischer Trend, meint Fleury: «Es stellen sich gewisse Fairnessfragen.»
Der Ökonom erklärt: «Die älteren Generationen hatten das Glück, dass sie noch zu verhältnismässig günstigen Preisen ihre Immobilien kaufen konnten. Viele dieser Eigenheimbesitzer sind damit sehr wohlhabend geworden. Heute ist das für die Mehrheit der jungen Familien nicht mehr möglich.»