Kein unmittelbarer Handlungsbedarf in Kandersteg am Spitzen Stein

Keystone-SDA
Keystone-SDA

Bern,

Auch im Doldenhorngebiet oberhalb von Kandersteg BE bewegen sich am Spitzen Stein seit Längerem grössere Felspakete. Experten warnen vor möglichen Gefahren.

Felssturz Kandersteg
Bereits im Februar 2023 war der Dorfrand von Kandersteg von einem Felssturz betroffen, - keystone

Auch im Doldenhorngebiet oberhalb von Kandersteg BE sind am Spitzen Stein seit geraumer Zeit grössere Felspakete in Bewegung. Das Gebiet wird überwacht. Nach dem Bergsturz in Blatten bestehe in Kandersteg kein unmittelbarer Handlungsbedarf, sagte der Berner Naturgefahrenexperte Nils Hählen.

Die bestehende Überwachung stelle sicher, dass die gefährdeten Gebiete bei einem sich abzeichnenden Abbruch rechtzeitig geräumt werden können, schrieb Nils Hählen, Leiter der Abteilung Naturgefahren beim Kanton Bern auf Anfrage der Nachrichtenagentur Keystone-SDA.

«Mit grosser Betroffenheit haben wir die bisherigen Ereignisse in Blatten verfolgt und werden dies auch weiter tun», führte Hählen aus. Tatsächlich sei es aber noch zu früh, um einen fundierten Vergleich zwischen den zwei Fällen, Spitzer Stein und Blatten zu ziehen.

Analyse laufender Prozesse

Von den Ereignissen im Lötschental seien erst wenige Informationen verfügbar, die für eine Beurteilung solcher Gefahrenprozesse wichtig seien. Auf den ersten Blick sieht Hählen Parallelen zwischen den zwei Fällen, aber auch Unterschiede. Er und sein Team seien daran zu analysieren, ob und wenn ja, welche Erkenntnisse aus dem Ereignis im Lötschental für die Situation in Kandersteg übernommen werden müssten.

Der Spitze Stein ist ein Felsgebiet im Doldenhorngebiet südlich des Oeschinensees. Seit 2018 sind mehrere Millionen Kubikmeter Fels verstärkt in Bewegung. Es kommt immer wieder zu Felsabbrüchen.

Anders als in Blatten liegt das Rutschgebiet nicht über einem Gletscher und auch nicht über einem Siedlungsgebiet. Geologen gehen davon aus, dass der Berg nach und nach in kleineren Paketen herunterkommt. Im schlimmsten Fall könnten aber rund 18 Millionen Kubikmeter auf einmal abbrechen.

Mögliche Katastrophen-Szenarien

Die Gesteinsmassen könnten den Oeschinensee zum Auslaufen bringen, es drohten Murgänge, die bis Kandersteg gehen könnten. Ähnlich wie in Blatten könnte bei sehr grossen Abbrüchen auch der Oeschibach gestaut werden.

Solche Szenarien hat man in Kandersteg bereits durchgerechnet. Sie wären laut Hählen aber nur zu erwarten, wenn mindestens viele Millionen Kubikmeter Geröll herunterkommen. Der Spitze Stein wird seit Jahren rund um die Uhr überwacht.

Kanton und Gemeinde haben in den letzten Jahren auch Schutzmassnahmen für rund elf Millionen Franken realisiert, darunter etwa Dämme am Oeschibach, Murgangnetze oder Sperren. Weiter Massnahmen sind angedacht.

Debatte um Sicherheitszonen

Seit längerem ist das potenzielle Sturzgebiet für Wanderer und Berggänger gesperrt.

2022 wurde eine Planungszone über das gefährdete Gebiet in Kandersteg erlassen. Unterschieden werden Zonen mit geringer, mittlerer und erheblicher Gefährdung.

Dort gelten abgestuft temporäre Massnahmen, namentlich Einschränkungen für das Bauen. Über die Frage, welche Zonen dereinst in einer Gefahrenkarte dauerhaft festgeschrieben werden sollen, wurde im Dorf, das vom Tourismus lebt, jüngst kontrovers diskutiert.

Mehr zum Thema:

Kommentare

User #3700 (nicht angemeldet)

Problembeschreibung: Die Fachspezialisten haben aus Sicht der Betroffenen zwei Hauptprobleme nicht ausreichend berücksichtigt: 1. Einseitige Planung bzw. Ideen: Es scheint, dass nur bestimmte Szenarien oder Meinungen in die Planung eingeflossen sind. Alternative Vorschläge oder Bedenken der Bevölkerung bzw. von anderen Experten werden möglicherweise nicht genügend einbezogen. 2. Gefahr durch den Damm unterhalb des Öschiwalds: Wenn es zu einem Ereignis wie einem Murgang, Hangrutsch oder Starkregen kommt, besteht die Gefahr, dass der Öschiwald mitsamt Tannen und Bäumen mitgerissen wird. Diese mitgerissene Masse kann dann den Damm unterhalb des Waldes auffüllen oder verstopfen. Der Damm hat lediglich eine Öffnung für einen Bach, der dort durchfließt. Da hinter dem Damm bereits aufgefüllt wurde, wird der Wasserfluss zusätzlich behindert. Dadurch könnte der Damm geschwächt werden – vor allem durch den Druck des Wassers und des mitgeführten Materials. Im schlimmsten Fall würde die aufgestaute Masse den Damm überwinden oder ihn durchbrechen. Die Folge wäre, dass sich die ganze Mure Richtung Dorf, Altersheim und Coop bewegt.

User #2975 (nicht angemeldet)

Als nächstes ist der Uetliberg dran. Gruss Ue(t)li kai Luescht Maurer

Weiterlesen

Blatten
23 Interaktionen
Überblick verloren?

MEHR AUS STADT BERN

AppElle!
Betreiberinnen ratlos
sdf
159 Interaktionen
Bern-Freiburg
SRG
8 Interaktionen
Sitzwechsel