Älteste Schweizerin ist verstorben

Alice Schaufelberger ist vor wenigen Tagen in Seebach ZH gestorben. Mit ihren 112 Jahren erlebte die älteste Schweizerin so aller möglichen Dinge.

Alice Schaufelberger ist im Alter von 112 Jahren gestorben. - zVg

Das Wichtigste in Kürze

  • Am 16. November ist Alice Schaufelberg gestorben.
  • Die Aargauerin war mit 112 Jahren und 295 Tagen die älteste Schweizerin.
  • Sie verbrachte die letzten Jahre ihres Lebens im Altersheim Grünhalde in Seebach ZH.

Am 16. November ist Alice Schaufelberger im Altersheim Grünhalde in Seebach ZH mit 112 Jahren und 295 Tagen gestorben. Die Autorin Mena Kost hat die Aargauerin im Buch «Ausleben» porträtiert.

Vor 35 Jahren starb ihr Mann, vor 20 Jahren zog sie in der Grünhalde ein. Seit drei Jahren ist Alice Schaufelberger die älteste Schweizerin, die nur einen Tag ältere Frieda Brinz starb 2017.

Mit dem Alter hat Schaufelberger das Zimmer immer weniger verlassen. Ein Konzert im Heim ertrug sie wegen dem Gewusel nicht mehr. «Aber ich mache das Fenster auf. Dann höre ich ganz schwach die Musik.»

Mit der Postkutsche in die Stadt

Aufgewachsen ist Alice Schaufelberg in Reitnau AG. Die Mutter sorgte sich um die drei Kinder und arbeitete in einer Weberei, der Vater verstarb früh. Ihr Bruder nannte sie herzlich «kleines Entli». Als Kind sei Alice Schaufelberger klein und schwach gewesen.

Nach Aarau fuhr damals noch eine Pferdepostkutsche. Das Wasser holte die Familie jeweils mit dem «Milchkesseli» beim Brunnen der Nachbarn. Schokolade gab es nur an Weihnachten. «Das war wunderbar, und gleichzeitig machte es uns traurig, weil wir daran erinnert wurden, was wir alles nicht hatten», sagte Alice Schaufelberger vor zwei Jahren der «Aargauer Zeitung».

Nach der Schule machte die junge Scahufelberger eine Lehre beim Reformhaus Müller in Zürich. Die Stadt, in der sie danach ihr ganzes Leben verbrachte. Ihr Mann hat sie während der Lehre kennengelernt. Die beiden heirateten kurz vor dem Zweiten Weltkrieg.

Im Geist immer fit gewesen

Kinder hatten sie nicht, doch Schaufelberger hütete oft bei den Verwandten. «Ihr müsst nur Tante Alice anrufen. Sie kommt schon», habe es geheissen. Nach 35 Jahren starb der Mann, doch Alice Schaufelberger blieb in der Wohnung, «weil es mir war, als sei er dort in meiner Nähe».

In der Gründhalde vergass sie manchmal, welcher Tag war. Aber im Geist sei sie immer fit gewesen, sagt Heimleiterin Iris Ritte. «Zum Glück kann ich noch immer aufstehen am Morgen», sagte die 112-Jährige der «Schweizer Illustrierten» vor drei Jahren.

Vor zwei Jahren sagte Aliche Schaufelberger, dass es jetzt langsam reiche. Sie habe keine Wünsche, Ängste und Träume mehr. Alles, was sie noch brauche, sei Geduld, bis das Leben irgendwann ausklinge.